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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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Abende heutzutage noch mit mir verbringen möchte«, sagt Mrs. Boyden. »Sie ist fast fünfzehn. Sie will ausgehen und Spaß mit Kindern ihres Alters haben, anstatt daheim bei ihrer Großmutter zu bleiben. Richtig, Liebes?«
    Chelsea errötet. Sie zuckt die Schultern. »Ich kenne hier nicht allzu viele Leute, Oma.«
    »Sie geht gern spazieren«, fährt Mrs. Boyden fort. »Wir wohnen direkt am Strand. Wusstest du das, Alex?«
    Alex schüttelt den Kopf. »Nein, das wusste ich nicht. Das ist großartig.«
    Mrs. Boyden strahlt. »Es ist ein entzückendes Anwesen. Mr. Boyden und ich ließen es bauen, kurz nachdem er sich zur Ruhe gesetzt hat. Natürlich sind wir bloß von April bis August hier; für alte Leute wie uns ist es den Rest des Jahres über zu kalt. Chelsea hat ab nächster Woche Ferien, und ich versuche, sie dazu zu überreden, den Sommer über bei uns zu bleiben.« Sie blinzelt Alex zu. »Was hältst du davon?«
    »Ich finde, das ist eine tolle Idee«, sagt Alex. »Du würdest eine Menge netter Leute kennenlernen, Chelsea.«
    Ihre Miene hellt sich ein wenig auf. »Könntest du mich einigen deiner Freunde vorstellen?«
    »Sicher. Ich kenne jede Menge Leute.« Er hält inne. »Aber ich bin älter als du. Die meisten meiner Freunde sind nächstes Jahr schon in der Elften.«
    »Alex«, sage ich. »Das ist bloß wenige Monate vor deinem Tod. Oder?«
    »Ja.« Er nickt.
    »Dann bist du also nie mit ihr ausgegangen?«
    Er blickt finster drein und spart sich die Antwort.
    »Was machst du denn so, wenn du nicht arbeitest?«, fragt Chelsea. Sie beginnt nervös, eine dicke Haarsträhne um ihren Zeigefinger zu wickeln. Sie ist wirklich süß.
    Alex nimmt noch mehr Haltung an. »Meistens gehe ich auf Partys«, sagt er. Dann fügt er mit unglaublicher Nonchalance hinzu: »Und ich verbringe viel Zeit mit meiner Freundin. «
    Ich starre Alex an, der jedoch meinen Blick meidet.
    »Oh. Du, ähm, du hast eine Freundin?«, fragt Chelsea. Das arme Mädchen sieht aus, als hätte ihr gerade jemand ihr Eis geklaut.
    Alex nickt. »Ja. Wir sind seit fast einem Jahr zusammen.«
    Dem Ausdruck auf Alex’ Gesicht kann ich entnehmen, dass das nicht die Wahrheit ist. »Warum hast du gelogen?«, frage ich ihn. »Sie mochte dich, Alex. Das verstehe ich nicht.«
    Er blickt weiterhin zu Boden. »Und das könntest du auch nicht.«
    »Na ja, natürlich kann ich das nicht! Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Hier ist ein absolut nettes Mädchen, das offensichtlich Interesse an dir hat, und du stößt sie vollkommen vor den Kopf. Warum hast du das getan?«
    Er wirft mir einen grimmigen Blick zu. »Weil ich keine Unmenge von Freunden hatte. Weil ich nicht zu Partys eingeladen wurde. Und wenn sie das alles gewusst hätte… wenn sie die Wahrheit gekannt hätte … hätte sie mich gar nicht erst gemocht. Eigentlich mochte sie mich auch so nicht. Sie mochte bloß den, für den sie mich hielt.«
    Ich schüttle den Kopf. »Das kannst du gar nicht wissen.«
    »Du hast ihre Großmutter doch gehört. Sie wohnen am Strand. Sie sind reich.«
    Ich kann nicht glauben, was ich da höre. »Alex«, frage ich, »kapierst du es nicht? Du hättest mit ihr ausgehen können, damit sie dich besser kennenlernt. Du hättest mindestens zu einer Verabredung mit ihr gehen können, und dabei wäre es vermutlich nicht geblieben. Doch stattdessen hast du beschlossen, sie anzulügen. Du wolltest es nicht einmal versuchen. « Ich bin fassungslos. »Und du beschimpfst mich und meine Freunde als Heuchler.«
    »Ich will jetzt zurück«, sagt er.
    »Natürlich. Schon klar, dass du das willst.« Doch ich rühre mich nicht; ich schaue ihn einfach bloß weiter an.
    Offensichtlich sorgt mein Blick dafür, dass er sich unbehaglich fühlt. »Ich will nicht drüber reden, Liz.«
    »Hast du dich schon vorher daran erinnert? Hast du dich daran erinnert, dass du sie belogen hast?«, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf.
    »Verstehst du denn nicht? Du hast es mir doch selbst gesagt. All diese Erinnerungen, die wir noch einmal durchleben, die wir zum ersten Mal sehen … Es ist, als diene das Ganze dazu, uns etwas über uns selbst klarzumachen. Was soll dir klar werden, Alex? Denk mal darüber nach.«
    »Das habe ich bereits getan. Und in Zukunft würde ich das auch gern wieder allein tun.« Um seinen Standpunkt ganz deutlich zu machen, fügt er hinzu: »Ganz allein. Ohne deine Hilfe.«
    »Okay. Schön.« Ich schniefe. »Was immer du meinst.«
    »Vielen Dank.« Er streckt eine Hand nach mir aus und

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