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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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nicht, dass es Richie und mir auffällt, doch als Geist entgeht mir die Geste nicht.
    »Nein«, sagt Josie. »Ich habe noch Hausaufgaben zu machen. Tatsächlich habe ich vor, Othello zu lesen.« Und sie lächelt Richie an. »Nicht bloß die Schüler-Erläuterungen.«
    »Schön für dich.« Richie nimmt einen großen Bissen von seinen Eiern. »Mmm, das ist lecker. Liz, du könntest wirklich ein oder zwei Dinge von deiner Schwester lernen.«
    Wieder Schweigen. Josie schaut mich an, ich schaue sie an; Richie ist ins Essen vertieft.
    Während ich in der Ecke stehe und uns drei beobachte, nehme ich meinen Zeigefinger und male ein Dreieck in die Luft, dessen unsichtbare Seiten unsere Körper miteinander verbinden. Da haben wir’s.
     
    »Liz?«
    Die Stimme kommt von irgendwo weit her. Ich fühle mich desorientiert, ein bisschen schwindlig.
    »Liz? Hey. Bist du da?«
    Es ist Alex. Er schüttelt mich, zerrt mich fort von der Erinnerung.
    Ich blinzle und blinzle. Dann bin ich wieder zurück in der Gegenwart und stehe mit ihm in der Küche, noch immer umringt von meinem Dad, Nicole, Josie, Mera und Topher. Und Joe Wright.
    Josie starrt ihr Handy an, als wolle sie allein durch Gedankenkraft dafür sorgen, dass sie eine Nachricht von Richie bekommt.
    »Sag es Mr. Wright«, fleht Nicole Josie an. »Sag ihm, dass Richie niemals jemandem wehtun würde. Du kennst ihn beinahe genauso gut, wie Liz es tat. Richtig, Liebes?«
    Josie wischt sich über die Augen. Ihre Fingernägel sind frisch in einem grellen Rosa lackiert, das perfekt zu ihrem Haarband passt. »Es gibt da etwas, das ihr wissen solltet.« Ihr Blick schweift von meinem Dad zu Nicole zu Joe. »Richie und ich sind einander nähergekommen«, sagt sie, »einige Monate, bevor Liz starb.« Sie zögert. »Sie wusste nichts davon. Wir wollten es ihr irgendwann sagen.«
    Mera versteift sich, sagt jedoch nichts. Sie sucht Tophers Blick, und als sie einander anschauen, sehe ich sie auf so vertraute, mühelose Weise miteinander kommunizieren. Das haben Richie und ich früher auch getan: Es ist die Art von Blick, den bloß zwei Menschen miteinander teilen können, die schon lange zusammen sind, ein Blick, der Bände spricht, ohne dass einer der beiden auch nur ein Wort zu verlieren braucht. Ich weiß, dass Richie Josie nicht so ansehen könnte. Es nie getan hat. Es nie tun würde.
    Topher reißt sich von Mera los. »Es tut mir leid«, sagt er. »Das ist mir zu viel. Ich muss auf die Toilette.« Er nimmt seine Schultasche auf.
    »Er will sich die Zähne mit Zahnseide reinigen«, erkläre ich Alex. »Folgen wir ihm.«
    »Wirklich?« Alex ist überrascht. »Willst du nicht hierbleiben und zuhören?«
    Ich schüttle den Kopf. »Nein. Mir ist das auch zu viel.« Was ich damit tatsächlich meine: Es ist zu schmerzhaft, mit anzusehen, wie meine Stiefschwester unseren Eltern ihre junge Beziehung zu Richie beichtet. Doch das brauche ich Alex nicht zu erklären; er versteht es auch so.
    Das Erste, was Topher im Badezimmer macht, ist, sein Zahnreinigungsband und die Mundspülung aus seiner Schultasche zu kramen. Sorgsam reinigt er mit der Zahnseide die Zwischenräume zwischen jedem Zahn. Zweimal. Er gurgelt mit dem Mundwasser. Dann zieht er den Reißverschluss des Außenfachs seines Rucksacks auf und wühlt herum, bis er ein kleines Beutelchen Gras zutage fördert. Er spült es die Toilette hinunter, danach holt er tief Luft, stemmt seine Fäuste gegen das Waschbecken und starrt sein Spiegelbild an.
    Topher zieht mit den Fingern seine Lippen zurück, um seine Zähne freizulegen und sie zu studieren. Als er damit fertig ist, schüttelt er den Kopf und murmelt, offensichtlich unzufrieden mit dem Resultat: »Verfluchte Zigaretten.« Er holt erneut tief und zittrig Luft. Er schwitzt, eindeutig nervös; von seiner üblichen Lässigkeit fehlt jede Spur. »Verfluchter Richie«, flüstert er. »Konnte es einfach nicht lassen.«
    Topher kommt just in dem Moment aus dem Bad, als Joe zur Eingangstür geht. Er starrt Joe eine Sekunde lang an, mitten im Schritt erstarrt, und wirft über Joes Schulter einen raschen Blick zur Küche hinüber. Meine Familie kann ihn nicht sehen; meine Eltern sind außer Sicht, und Josie, die noch immer am Küchentisch sitzt, hat ihm den Rücken zugewandt. Mera jedoch steht nach wie vor in der Ecke und sieht Topher an. Sie weitet demonstrativ ihre Augen und schaut an Topher vorbei zu Joe.
    Topher hält einen Finger an seine Lippen. Nahezu lautlos verlassen Joe und er das

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