Manche Maedchen muessen sterben
Haus.
»Hey. Ich muss mit Ihnen reden«, sagt er zu Joe; er zappelt ein bisschen herum und blickt zum hellblauen Himmel hinauf.
»In Ordnung.« Joe verschränkt die Arme vor der Brust und sieht sich um. Meine Nachbarn stehen noch immer auf ihren Veranden oder schauen aus ihren Frontfenstern. In meiner Straße parken drei Streifenwagen mit lautlos zuckenden Blaulichtern. Richies Mutter sitzt mit verschränkten Beinen auf dem Gehsteig. Sie wirkt klein und niedergeschlagen wie ein Kind.
»Gott, das macht sie fertig«, sagt Alex.
Ich denke an die leere Küche. An das Drogenlager in Richies Zimmer, von dem Mrs. Wilson wusste, ohne etwas dagegen zu unternehmen. »Sie hat es kommen sehen«, murmle ich.
»Wie war die Zahnreinigung?«, fragt Joe Topher.
»Großartig. Man sollte nie sein Zahnfleisch vernachlässigen. « Topher steckt sich eine Zigarette zwischen die Lippen. »Und sparen Sie sich irgendwelche Belehrungen. Ich bin achtzehn. «
»In Ordnung, keine Belehrungen. Also, was willst du? Ist viel los heute Morgen.«
»Wie kommt es, dass Sie ausgerechnet in dem Moment vorbeikamen, als Richie dabei war, sein Zeug einzuladen und abzuhauen? Das ist doch wirklich ein erstaunlicher Zufall.«
»Ich bin das Gesetz, Junge. Es ist mein Job, die Dinge im Auge zu behalten.« Joe beginnt, mit seinen Fingerknöcheln zu knacken, einen nach dem anderen. Bei jedem deutlich vernehmlichen Knack zuckt Topher zusammen.
»Seid ihr Kids nicht beunruhigt?«, fragt Joe. »Letztes Jahr sind zwei eurer Klassenkameraden umgekommen, darunter eine gute Freundin von dir. Wie viele Schüler sind in deinem Jahrgang? Hundert? Neunzig?«
»So ungefähr.« Topher wirft meinem Elternhaus einen nervösen Blick zu und bläst eine Rauchfahne in die Luft. »Sie haben recht, das ist scheiße.« Er zögert. »Wenn Sie Richie finden, nehmen Sie ihn dann fest?«
»Ja.«
»Weswegen? Ich garantiere Ihnen, dass er Liz nicht umgebracht hat.«
»Fürs Erste wegen unerlaubten Waffenbesitzes. Und er hat noch andere Probleme, glaub mir.«
»Das weiß ich. Er ist mein Freund. Ich weiß alles über Richies Probleme, okay? Hören Sie, Josie lügt Sie an. Sie hat vor Liz’ Tod nichts mit Richie gehabt. Das ist vollkommen unmöglich.«
Joe schüttelt den Kopf, offensichtlich verärgert über Tophers angebliche Einsicht. »Das sehe ich anders.«
»Nun, dann liegen Sie falsch. Das hätte er nicht getan.« Topher reibt sich nervös mit einer Hand über den Mund und senkt seine Stimme, obwohl sonst niemand in der Nähe ist. »Wenn Sie Richie finden wollen, müssen Sie nach Groton. Da gibt es einen Apartmentkomplex am Fluss, der Covington Arms heißt. Wohnung neun. Sie müssen einen Kerl namens Vince Aiello suchen.«
Bei der Erwähnung des Namens ist Joes Aufmerksamkeit schlagartig geweckt.
Mein Blickfeld schrumpft zusammen. Mir dreht sich der Magen um. Als ich Alex anschaue, sieht er mich mit eindeutigem Zweifel an. Wochenlang habe ich so getan, als hätte ich noch nie etwas von Vince Aiello gehört. Man merkt, dass Alex glaubt, ich würde lügen; dass ich mich an irgendetwas über diesen Mann erinnern muss, der in meiner Vergangenheit offensichtlich eine so wichtige Rolle gespielt hat.
»Das muss mir entfallen sein«, sage ich schwach. »Ich schwöre es, Alex, ich weiß nicht, wer das ist.«
»Richie war in letzter Zeit seltsam«, fährt Topher fort. »Er hat draußen vor dem Wohnhaus dieses Typen geparkt, ist ihm gefolgt, solche Sachen.« Er wirft den Zigarettenstummel auf die Straße. Joe starrt ihn an, sagt aber nichts. »Als er heute Morgen zu mir kam, war er vollkommen durch den Wind. Mera war dabei; sie hat gesehen, wie er sich aufgeführt hat. Die Sache mit Liz macht ihn fertig. Deshalb weiß ich auch, dass er sie nicht getötet hat. Ohne sie verliert er den Verstand. Er glaubt, sie habe ihn betrogen, doch die Sache ist die, dieser Kerl – Vince – ist ein totaler Loser. Er arbeitet in einer Autowerkstatt. Er ist ein Drecksack, wissen Sie?«
»Vielleicht mochte Liz Drecksäcke. Viele Mädchen stehen auf die bösen Jungs.« Joe wirft über die Schulter einen Blick zu Richies Elternhaus hinüber. »Richie verkauft Drogen. Das weiß ich. Das weißt du. Vielleicht wollte Liz sich diesbezüglich eine Nummer verbessern.«
»Nein.« Topher schüttelt den Kopf. »Unmöglich. Sie kannten Elizabeth Valchar nicht, Sir. Ich schon. Ich kannte sie seit dem Kindergarten. Ich will Ihnen etwas über dieses Mädchen erzählen. Sie war meine Freundin und das alles,
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