Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
Vom Netzwerk:
angewidert zu Alex. »Wie eine Seifenoper oder so was.«
    Er presst die Lippen zusammen. »Sie sind bloß neugierig.«
    »Also ich wünschte, sie würden sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Als hätte meine Familie noch nicht genug durchgemacht. Als würden sie es mögen, angegafft zu werden.«
    Die Polizei durchsucht Richies Elternhaus. Seine Eltern, die mitten in der Nacht aus ihrem Apartment in Manhattan nach Hause gerufen wurden, stehen auf dem Bürgersteig. Sie sehen zu, wie uniformierte Beamte Beutel mit Beweisen – aber Beweisen wofür? – vom Zimmer meines Freundes aus ihrem Haus treten.
    Mera und Topher haben in letzter Zeit Josie immer mit dem Wagen zur Schule mitgenommen. Als sie nun bei meinem Elternhaus auftauchen, winkt Josie sie rasch herein, wo meine Familie am Küchentisch sitzt; meine Stiefschwester bricht in unregelmäßigen Abständen in Tränen aus und schickt Richie, der nirgends aufzufinden ist, eine panische SMS nach der anderen.
    Joe ist bei ihnen; er lehnt am Kühlschrank meiner Eltern und trinkt eine Tasse Kaffee.
    »Was können wir tun?«, fragt mein Dad. Er scheint in den letzten paar Wochen gute zehn Kilo abgenommen zu haben. Sein Gesicht ist kreidebleich, seine Augen glasig und kummervoll. »Ich glaube nicht, dass Richie etwas mit dem zu tun hat, was … was mit Liz passiert ist.« Mein Dad hat Richie immer gemocht. Und natürlich hat er recht, Richie hätte mir niemals wehgetan. Ich bin froh, dass mein Vater davon überzeugt ist, dass Richie tief drinnen ein guter Kerl ist, der mich wirklich geliebt hat. Doch das ändert nichts daran, dass die Welt hier nun vollständig Kopf steht.
    »Wir wissen nicht, ob er es war.« Joe pustet auf seinen heißen Kaffee. »Wir müssen ihn finden, bevor wir voreilige Schlussfolgerungen ziehen.« Er schaut meine Stiefschwester an. »Josie? Irgendeine Ahnung, wo er sein könnte?«
    Sie sieht zu Topher und Mera hinüber. Irgendwie ist es lächerlich, dass die beiden hier sind. Beide schrumpfen fast in einer Ecke des Raums zusammen, die Hände wie üblich in den Gesäßtaschen des jeweils anderen. Es ist, als wüssten sie nicht einmal, wie man nebeneinander steht, ohne dass einer den anderen betatscht. Ihr Klammern hat mich schon immer geärgert. Heute fällt mir auf, dass sie im Partnerlook unterwegs sind: Jeans, rote Pullover mit einem grauen, schrägen, nach unten verlaufenden Streifen auf der Vorderseite, während der weiße Hemdkragen aus dem Halsausschnitt lugt, und identische goldene Armbänder ums Handgelenk. Würg.
    Nahezu unmerklich stupst Mera Topher an. Er schaut sie an. »Was ist?«
    »Sag’s ihnen.«
    »Oh.« Topher starrt zur Decke empor; sein Mund steht ein wenig offen. »Richtig.«
    »Was hat er da an den Zähnen?«, fragt Alex.
    Ich verdrehe die Augen. »Das ist ein Zahnweißstreifen.« Wie all meine Freunde legt Topher großen Wert auf seine persönliche Erscheinung. Doch außerdem ist er Raucher. Um die unvermeidlichen gelben Zähne zu bekämpfen, die dieses Laster mit sich bringt, benutzt er zweimal am Tag Zahnweißstreifen, und das täglich. Jetzt greift er in seinen Mund, nimmt den Plastikstreifen heraus und fährt sich ausführlich und umständlich mit der Zunge über die Zähne, während ihn alle anderen gespannt, erwartungsvoll mustern.
    Er rollt das Plastik zu einem kleinen Kügelchen zusammen und reicht es Mera, die ihm ihre geöffnete Handfläche hinhält. Ich weiß genau, dass er eine winzige Flasche mit Mundspülung und eine Rolle Zahnseide in seiner Schultasche hat. Und ich weiß auch, dass er am liebsten erst einmal gurgeln und seine Mundhöhle tiefenreinigen würde, bevor er es mit jemand anderem als Mera zu tun bekommt. Doch es ist offensichtlich, dass niemand gewillt ist, so lange zu warten.
    Topher senkt den Kopf und hält sich unbeholfen die Hand vor den Mund, während er spricht: »Richie war heute am frühen Morgen bei mir. Er wollte wissen, ob ich ihm etwas Geld leihen könnte.«
    »Ich war auch da«, fügt Mera hinzu. »Er war ziemlich mitgenommen. «
    »Da haben wir’s wieder«, sage ich zu Alex. »Sie muss immer im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.«
    Joe lehnt sich interessiert vor. »Hat er gesagt, wofür er das Geld braucht? Hat er dir gesagt, dass er abhaut?«
    Topher zuckt die Schultern. »Eigentlich nicht. Er sagte bloß, dass er es braucht.«
    Schlagartig denke ich an Caroline und das Geld, das sie aus meinem Badezimmer gestohlen hat.
    »Wie viel hast du ihm gegeben?«, fragt Joe.
    »Ähm,

Weitere Kostenlose Bücher