Manche Maedchen raechen sich
ich würde ganz schön ungewohnt darin aussehen. Aber im positiven Sinne. Ich hatte das Kleid an Ellanoirs Kleiderschrank gehängt und noch die ganze Nacht gespürt, wie meine Haut glühte.
Ella hatte dieser Schlampe mein Kleid geschenkt!
„Das ertrag ich nicht“, sage ich, schlage die Zeitung zu und schiebe sie weg.
Nun ist es wohl so weit. Entweder mache ich jetzt den Mund auf und sage, was ich zu sagen habe, oder ich muss es für den Rest meines Lebens für mich behalten.
Er ist so nah dran. Und er weiß, dass nicht mehr viel fehlt, um meinen Widerstand zu brechen. Er braucht mir nur noch einen kleinen Stups zu geben. Ich bin sein kleines Sparschwein, aus dem am Ende die Münzen purzeln. Und er hat so hart dafür gearbeite t – hat versucht, mein Freund zu sein, hat versucht, mich zu bestechen. Ich hätte es besser wissen müssen. Ich hätte keinem Menschen trauen sollen. Aber ich fürchte, diese Erkenntnis komm t – mal wiede r – zu spät.
Dr . Fadden drückt auf die Aufnahmetaste. „Erzählen Sie mir von Neil.“
„Nein!“
„Eliz a …“
„Neil hat nichts damit zu tun!“
„Dann sagen Sie mir, wer es getan hat.“
Am Montag blieb ich nach der Geschichtsstunde bei M r Gubler im Klassenzimmer, um Probeklausuren für ihn zusammenzutackern. Ich versuchte, mich nach allen Regeln der Kunst bei ihm einzuschleimen, denn aller Wahrscheinlichkeit nach würde ich in der Geschichtsprüfung jämmerlich versagen. Und das nur, weil M r Gubler nicht in der Lage war, uns auch nur irgendetwas beizubringen.
Ich blieb ein bisschen zu lang. Als ich den Kopf hob, stand Aardant in der Tür. Es sah ganz so aus, als hätte er seine Zwangsferien vor allem dazu genutzt, seine Frisur auf Vordermann zu bringen. Ich entdeckte ein paar frische Strähnchen.
Nicht gut, gar nicht gut, dachte ich. Aber immerhin wusste ich, dass ich mich vor ihm in Acht nehmen musste. Lexi hatte niemand gewarnt.
Aardant kam auf mich zu. Ich ging einen Schritt zurück. Vielleicht war das ein Fehler. Jetzt wusste er, dass ich Angst vor ihm hatte.
„Da bist du ja, du kleine Verräterin.“
Ich streckte ihm den Tacker entgegen. „Komm ja nicht näher!“
„Wieso? Heftest du mir sonst ein paar Übungsblätter an die Stirn?“
Aardant stellte sich vor mich und riss mir eine Haarsträhne aus.
„Au!“
„Rote Haare. Hübsch. Wenn man drauf steht. Obwohl ich ein bisschen Angst hätte, dass sie unten genauso aussehen.“
Wie konnte er nu r … das war so widerlich!
„Aber du bist fast genauso hübsch wie Sexy-Lexi.“
Ich hielt den Tacker noch immer fest umklammert, aber meine Hand zitterte so sehr, dass ich ihm das Ding einfach nicht ins Gesicht schleudern konnte, selbst wenn ich gewollt hätte.
„Aber nicht so hübsch wie Marianne. Und die ist ja auch so ein aufgewecktes Ding. Tja, dann bleibt wohl nur die Frage, welche von euch beiden ich mir zuerst schnappe.“
„Keine Spielchen mehr, Eliza. Ich will, dass Sie mir jetzt die Wahrheit sagen.“
„Ich will aber nicht.“
Und werde es trotzdem tun. Ich weiß, dass ich es tun werde. Ich kann die Wahrheit nicht länger für mich behalten.
„Dann wird alles auf Neil zurückfallen. Man wird ihm die Tat anlasten. Wäre ja auch das Einfachste. Aber ich dachte, Sie sind Freunde?“
Brian, du alter Fuchs. Ich hätte ja gewettet, du würdest es ein bisschen subtiler anstellen, aber anscheinend willst du mich einfach nur erpressen. Damit wirst du es noch weit bringen. Gratuliere, Brian.
„Ich höre“, sagt er und zu meinem Erstaunen stehen ihm weder Triumph noch Häme ins Gesicht geschrieben.
Ich werfe einen Blick auf den Kassettenrekorder. Dann drücke ich auf die Aus-Taste.
„Aber dann nach meinen Regeln.“
Am nächsten Morgen hatte ich in der ersten Stunde Politik. Ich rannte geradewegs zum Klassenzimmer, weil ich hoffte, dass ich vor Marianne da sein würde. Meine Mutter hatte mir mal wieder einen Zwanzigdollarschein in den Kühlschrank gelegt, aber ich hatte ihn liegen lassen. Ich wusste, dass ich irgendwann Hunger kriegen würde, aber ich wollte nichts essen. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlte, ganz leer zu sein.
Es war die erste Stunde, die Lexi, Marianne und ich regulär zusammen hatten, seit Lexi wieder da war. Zusammen mit Aardant. Und ohne Neil.
Ich traf Marianne auf dem Weg zum Klassenzimmer. Sie lief ganz allein über den Flur. Blondes Haar, lange Beine wie eine Gazelle.
Ich sah mich panisch um, als könnte irgendwo ein Jäger auf sie lauern und auf sie
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