Manche moegen's reicher
riesigen Schädel.
Autsch, der fühlt sich ja ganz hart an. Muss wohl aus Hartgummi sein. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Fiona den Mund weit aufgerissen hat, und seltsamerweise hat auch Jake ganz große Augen bekommen.
Sehr gut, besser kann man sich gar nicht in Szene setzen. Ich gebe der ollen Gummischlange sicherheitshalber gleich noch ein paar auf den Hinterkopf, was die plötzlich mit einem Züngeln ihrer widerwärtig gespaltenen Zunge quittiert.
Wow! Mein Herz rast. Ich muss sagen, das haben die wirklich gut hingekriegt. Wahrscheinlich sitzt im Inneren des Kopfes ein kleiner Motor mit Batterie oder so was in der Art, jedenfalls sieht das Ding absolut echt aus.
Okay, dann will ich es mal gut sein lassen. Das muss reichen.
»Ist der nicht ulkig?«, rufe ich Fiona zu. Und zu dem hässlichen Vieh, das mich immer noch anstarrt, sage ich versöhnlich: »Bist ein ganz Braver, gell!« Dann bewege ich mich vorsichtig wieder zurück zum Ausgang und tue dabei so, als dürfte ich auf nur ja keine Schlange treten.
»So, Fiona, jetzt du!«, sage ich schwungvoll, nachdem ich den Käfig verlassen habe.
Es dauert ein paar Sekunden, bis Fiona mir antwortet. »Molly, das war der Wahnsinn«, stammelt sie. »Wie du da reingegangen bist, ohne jede Angst, und wie du diesem … diesem Monster auch noch den Schädel getätschelt hast – einem Python! –, das war einfach unglaublich!«
»Was Sie aber unter keinen Umständen nachmachen sollten«, fällt Jake ihr nervös ins Wort.
Sehr gut, der Mann denkt mit.
»Genau, Fiona, wegen deiner kalten Hände, vergiss das nicht«, bekräftige ich.
Wobei ich ehrlich gesagt von der Berührung her gar nicht hätte sagen können, ob das Ding echt ist oder nicht. Aber Fionas Hände sind sicher sensibler, immerhin ist sie Physiotherapeutin. Besser, wir gehen kein Risiko ein, damit nicht im letzten Moment alles auffliegt.
»Da macht euch mal keine Sorgen, den würde ich nie im Leben angreifen«, versichert sie uns.
Dann sieht sie mich an, als könnte ich ihr eine Portion Extramut mit auf den Weg geben, und betritt den Käfig. Kaum ist sie jedoch drinnen, bleibt sie wie angewurzelt stehen und sieht sich ängstlich um. Oh je, die Arme. Wie gerne würde ich ihr sagen, dass sie keine Angst zu haben braucht. Aber Moment mal. Das kann ich doch.
»Mach dir keine Sorgen, Fiona, die sind harmlos!«, rufe ich ihr zu und komme mir gleichzeitig schäbig vor, weil ich ihr nicht die ganze Wahrheit sage.
»Bist du sicher?«, fragt sie ängstlich zurück.
»Ganz sicher«, sage ich bestimmt. »Die haben mehr Angst vor dir als du vor ihnen, das garantiere ich dir.«
»Meinst du? Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen«, meint sie zaghaft.
Dann wagt sie sich einen winzigen Schritt nach vorn, und dann noch ein Stück, bis sie schließlich nach einigen Minuten die Mitte des Käfigs erreicht, wo sie sich langsam wieder zu uns umdreht.
»Alles klar, Leute.« Sie setzt ein verkrampftes Lächeln auf. »Ich befinde mich in einem Schlangenkäfig. Ich mache mir zwar fast in die Hosen dabei, aber ich bin da. Molly, kannst du ein Foto machen? Sonst glaubt mir das keiner.«
»Ja, sicher.« Ich zücke mein Handy und drücke ein paarmal ab. Schade, dass sie keines von mir gemacht hat, fällt mir ein. Philip würde vielleicht Augen machen, und Lissy erst, und Tessa … Vielleicht sollte ich noch einmal reingehen, damit Fiona mich knipsen kann.
»Und du hast recht, Molly, die sehen wirklich interessant aus.« Fiona hat ein bisschen Vertrauen gewonnen und sieht sich in aller Ruhe um. »Die Bunten gefallen mir am besten, und die eine dahinten sieht irgendwie besonders aus … Was ist das für eine, Jake?«, will sie wissen.
»Was für eine?«, fragt Jake zurück.
»Die Schwarz-Braune mit dem Zickzackmuster auf dem Rücken.« Fiona zeigt in die Richtung.
»Zickzackmuster?!«, entfährt es Jake.
Nanu. Das hat jetzt nicht besonders souverän geklungen. Und wie er dazu guckt mit seinen aufgerissenen Augen, das sieht ja aus wie … Panik?!
Jake hat sich auf die Zehenspitzen gestellt, um besser sehen zu können, und dann schreit er plötzlich: »Ach du Scheiße, Olli! Wie ist der denn da reingekommen? Machen Sie, dass Sie da rauskommen, schnell!« Gleichzeitig reißt er die Käfigtür auf, hechtet förmlich auf die perplexe Fiona zu und zerrt sie mit einem einzigen heftigen Ruck aus dem Käfig. Als sie draußen sind, knallt er die Tür wieder zu und lehnt sich schwer atmend dagegen.
Fiona und ich
Weitere Kostenlose Bücher