Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
Vom Netzwerk:
starren ihn erschrocken an, und Fiona ist die Erste, die ihre Sprache wiederfindet.
    »Was ist denn los, Jake? Ich dachte, Ihre Schlangen sind harmlos«, keucht sie.
    »Ja, sind sie auch – bis auf Olli.« Jakes Blutdruck scheint sich verdreifacht zu haben, und auf seiner Stirn haben sich dicke Schweißperlen gebildet.
    »Olli?«, frage ich, während es in meinem Nacken unangenehm zu kribbeln beginnt. »War das nicht die Kreuzotter?«
    Jake nickt mit zusammengepressten Lippen.
    »Die einzige Giftschlange, die Sie haben?«, ergänzt Fiona und wird dabei kreidebleich um die Nase.
    Jake nickt wieder.
    »Und die war da drin, zusammen mit uns?«, kreischt sie entsetzt auf. »Sind Sie wahnsinnig? Wie konnte das passieren?«
    »Ich weiß nicht …« Er macht eine hilflose Geste. »Er muss sich irgendwie dazwischengeschmuggelt haben, als wir die anderen umgepackt haben.« Er sieht uns abwechselnd an und verzieht dann sein Gesicht zu einem säuerlichen Grinsen. »Aber zum Glück ist ja nichts passiert, abgesehen davon wäre sein Biss auch nicht tödlich gewesen – jedenfalls nicht unmittelbar.«
    »Jedenfalls nicht unmittelbar ?«, wiederholt Fiona ungläubig. »Und was soll das heißen?«
    »Dass wir wahrscheinlich Zeit gehabt hätten, ein Gegengift zu besorgen«, windet sich Jake und fügt noch schnell an: »Abgesehen davon ist Olli nicht aggressiv, vermutlich wäre gar nichts passiert.«
    » Vermutlich nichts passiert ?« Fiona funkelt ihn wütend an. »Das klingt nicht gerade überzeugend. Eines kann ich Ihnen sagen, Jake, falls Sie mit uns im Geschäft bleiben wollen, muss sich das dringend ändern. Wir können nicht das Leben unserer Kunden aufs Spiel setzen, das ist Ihnen hoffentlich klar?«
    »Ja, natürlich«, nickt Jake zerknirscht. »So etwas wird nie wieder vorkommen, das verspreche ich. In Zukunft kriegt Olli seinen eigenen Käfig, damit es keine Verwechslungen mehr gibt.«
    »Das wäre das Mindeste«, schnaubt Fiona. »Was meinst du, Molly, sollen wir überhaupt noch mit denen im Geschäft bleiben?« Sie sieht mich fragend an.
    Ich erwidere ihren Blick, bin jedoch unfähig zu antworten, weil ich immer noch damit beschäftigt bin, die Gesprächsfetzen von vorhin zu sortieren.
    Wie war dieser eine Satz von Jake gewesen?
    Er muss sich dazwischengeschmuggelt haben, als wir die anderen umgepackt haben.
    Umgepackt. Das bedeutet, sie haben die Schlangen aus anderen Käfigen heraus- und in diesen hineinbefördert, was wiederum bedeutet …
    Oh mein Gott.
    Mein Blick zuckt hoch zu den Fäden, die von der Decke hängen – oder besser gesagt schaukeln. Sie sind noch immer in Bewegung von dem Luftzug, den Jake mit seiner Türknallerei erzeugt hat, und jetzt erst erkenne ich, dass sie zwar von der Decke hängen, aber unten nirgendwo befestigt sind. Die sind bloß Attrappe, ganz im Gegensatz zu den Schlangen, die jetzt durch den Lärm in Aufruhr geraten sind und aufgeregt herumschlängeln.
    Der Schock ist so heftig, dass sich meine Knie binnen Sekundenbruchteilen zu Pudding verwandeln.
    Ich fasse es nicht.
    Diese Inszenierung war gar keine Inszenierung, und diese Schlangen sind auch nicht aus Gummi, die sind allesamt echt.
    Jake, dieser miese Betrüger!
    Er hat mich reingelegt. Der Mistkerl hat fünftausend Euro kassiert und dann seelenruhig zugesehen, wie ich zu den Viechern hineinlatsche, und wie ich … wie ich …
    Ach du Scheiße.
    Habe ich tatsächlich gerade einem Riesenpython ein paar runtergehauen?

Lonesome Little Girls

    Kennen Sie das auch? Es gibt Phasen im Leben, da geschehen so viele Dinge innerhalb weniger Tage, dass man damit locker seine halbe Biografie füllen könnte.
    Bei mir ist das zum Beispiel gerade der Fall. Gestern noch hätte ich um ein Haar in einem Schlangenkäfig mein Leben gelassen, und keine dreißig Stunden später wandle ich zehntausend Kilometer entfernt auf dem heiligen Boden Hollywoods.
    Alles ist so schnell gegangen. Lissy und ich sind um sechs Uhr früh in München gestartet und nur neuneinhalb Stunden später am Los Angeles International Airport gelandet. Von dort hat uns ein Bus zu unserem Autovermieter kutschiert, wo schon ein schicker Geländewagen samt Navi für uns bereitstand. Sicherheitshalber habe ich das Steuer übernommen, da Lissy kaum ihren winzigen Mini ohne Feindberührung durch den Straßenverkehr bringt, und eine knappe Stunde später sind wir auch schon beim Renaissance Hotel eingetroffen, das direkt neben dem Hollywood&Highland-Center am Hollywood Boulevard

Weitere Kostenlose Bücher