Manche moegen's reicher
schon einmal nahe dran, meiner Karriere mit einem Techtelmechtel auf die Sprünge zu helfen.«
»Ehrlich?« Mein Blick zuckt automatisch zu ihren mächtigen Schultern.
»Ja, wenn ich’s euch sage«, versichert sie uns.
»Und um welchen Job ging es da?«, erkundigt sich Lissy.
»Um die Hauptrolle in einem Werbespot«, erklärt Emma. Sie ist mit ihren Crêpes fertig und legt sich jetzt das Sandwich zurecht, als plante sie bei der nächsten günstigen Gelegenheit einen Überraschungsangriff. »Es ging um eine neue Nacho-Sorte, und als ich davon erfuhr, war mir sofort klar, dass ich die Idealbesetzung dafür wäre …«
»Idealbesetzung? Inwiefern?«, fragt Lissy.
»Da fragst du noch?«, entgegnet Emma verwundert. Sie zeigt an sich herab. »Ich als reinrassiger Latinatyp, hallo?!«
Lissy und ich glotzen mehrere Sekunden lang stumm auf ihren ausufernden Körper und die ungesunde Röte in ihrem Gesicht.
Als Emma das registriert, legt sie nach, indem sie sich seitlich auf die Gesäßbacken klopft.
»JLo! Die Bräune! Mein Akzent! Die schwarzen Haare! Na, habt ihr es endlich?«, fragt sie ungehalten.
Mein Blick wandert unwillkürlich hoch zu ihrem Haaransatz, wo der Nachwuchs Rotblond als ihre natürliche Farbe verrät.
»Ja, genau, nicht zu übersehen«, würge ich schließlich hervor.
»Hast recht«, ringt sich Lissy ab, ohne weiter auf das Thema einzugehen.
»Seht ihr!« Emma nickt zufrieden und umfasst gleichzeitig ihr Roastbeefsandwich, als müsste sie es vor dem Verzehr erwürgen. »Ja, und dann gab es dieses Casting, zu dem ich natürlich hingegangen bin, und da sitzt dieser Zwerg von einem Regisseur und lehnt mich doch glatt ab, obwohl ich genau merke, wie er mir auf den Hintern starrt und sich in seiner Phantasie die ärgsten Schweinereien ausmalt …«
Sie kann sich nicht länger zurückhalten und schlägt ihre Zähne raubtiergleich in das wehrlose Sandwich.
»… jedenfalls war schnell klar, dass dieses Wiesel mit mir in die Kiste will und die Besetzung davon abhängig macht«, führt sie mit vollen Backen weiter aus.
»So ein Schwein!«, kommentiert Lissy eine Spur zu übertrieben.
»Das kannst du laut sagen«, schnauft Emma.
»Und wie ging es weiter?«, frage ich.
»Spontan wollte ich ihm natürlich eine reinhauen, wie das jede vernünftige Frau getan hätte, aber das ging nicht, da ich sonst nie wieder einen Job in der Branche gekriegt hätte – die Amis sind bei so was eigen, wisst ihr«, bringt sie als Erklärung vor, und wir nicken verständnisvoll, »deswegen habe ich es einfach gut sein lassen und bin gegangen.«
Sie vergräbt erneut ihre Zähne in das Sandwich. In diesem Augenblick bringt die Serviererin auch unsere Sachen, über die wir uns mit Appetit hermachen. Die frischen Waffeln schmecken himmlisch, und auch der Kaffee ist ganz ausgezeichnet.
»Okay, Emma«, komme ich auf ihre Geschichte zurück. »Du hast vorhin gesagt, dass du knapp davor warst, dich für deine Karriere auf eine Sexgeschichte einzulassen. Wie ging die Geschichte also weiter?«
»Nun, nachdem ich abgehauen war, habe ich noch einmal in Ruhe darüber nachgedacht, und irgendwann habe ich mir gesagt, was soll’s, ist doch eigentlich nicht so schlimm, wenn ich den Typen ranlasse. Ich hatte schon schlimmere Gestalten in meinem Bett, und wir können schließlich beide davon profitieren: Für ihn geht der Traum eines jeden Mannes in Erfüllung, und ich komme im Anschluss ganz groß raus.«
Sie ist jetzt mit dem Sandwich fertig und wischt sich die fettigen Finger mit einer Serviette ab, dann begräbt sie ihre Erdbeeren unter einer wahren Sahnelawine.
»Das heißt, du hattest doch was mit ihm?«, fragt Lissy.
»Nein, so weit kam es nicht«, schüttelt Emma den Kopf. »Ich hatte mich zwar dazu entschlossen, aber als ich nach ein paar Tagen wieder dort anrief, wurde mir von seiner Sekretärin ausgerichtet, die Rolle wäre schon vergeben …«
»Ich glaube, ich spinne!«, ruft Lissy.
»Ach, so schlimm war es auch wieder nicht«, meint Emma. »Ich wollte damit nur sagen, dass ich seit damals verstehe, wie sich jemand …«
»Das meinte ich nicht«, unterbricht Lissy sie ungeduldig, während ihre Augen gebannt auf den Platz gerichtet sind. »Ich glaube, da unten geht Tom Cruise!«
»Tom Cruise, echt?!« Ich springe so ungestüm hoch, dass mein Stuhl krachend hinter mir umfällt, und hechte zum Geländer. »Wo ist er? Wo?«
»Da!« Lissy zeigt auf einen Mann in Jeans und Sportsakko, der gemütlich über den
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