Manche moegen's reicher
Geschäft, oder?«
»Das liegt wahrscheinlich daran, dass du bei ihm im Moment ohnehin nichts unternehmen kannst, während sich hier in den nächsten Stunden alles entscheiden wird.«
»Meinst du?«, murmle ich unsicher.
»Ja«, nickt sie überzeugt. »Es hat lange gedauert, bis ich das begriffen habe, aber in Wirklichkeit bist du ein viel rationalerer Mensch, als man auf den ersten Blick vermuten würde.«
Wie bitte? Soll das etwa heißen, dass ich wie eine Chaotin rüberkomme? Einen Moment lang bin ich versucht nachzufragen, aber dann gebe ich mich damit zufrieden, dass sie mich für einen rationalen Menschen hält. Möglicherweise hat sie ja recht damit. Vielleicht hat mein Unterbewusstsein einfach nur streng logisch gehandelt …
Oder aber du hast Philip bereits innerlich aufgegeben, flüstert mir ein gehässiges Teufelchen plötzlich ins Ohr, und allein der Gedanke versetzt mir einen heftigen Stich ins Herz.
Okay, so, wie sich das angefühlt hat, habe ich ihn längst noch nicht aufgegeben, also bleiben wir lieber bei Lissys Variante vom rationalen Menschen – dieser Mensch hat allerdings im Moment eine Heidenangst davor, einen Blick auf Joes Nachrichten zu werfen. Meine Hand zittert, als ich den Bildschirm aktiviere, doch schon der nächste Blick zeigt mir, dass es gar keinen Grund dafür gibt.
»Der Akku ist alle«, sage ich und weiß nicht, ob ich mich darüber ärgern oder freuen soll.
Ein Wunder freilich ist es nicht. In Amerika gibt es andere Steckdosen als in Europa, wie wir gleich beim Beziehen unserer Suite festgestellt haben, und später haben wir nicht mehr daran gedacht, einen Adapter zu kaufen.
Aber auch gut. Dadurch bleibt mir im Moment gar nichts anderes übrig, als das auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, und das ist irgendwie erleichternd. Die bevorstehende Auseinandersetzung mit Clarissa bereitet mir genug Stress; zusätzliche negative Nachrichten von der Heimatfront kann ich gar nicht ertragen.
»Okay, dann muss das warten«, sage ich.
Vor den Toiletten zücke ich das Prepaidhandy und den Handzettel, den ich vorbereitet habe, und sage zu Lissy: »Würde es dir etwas ausmachen, hier auf mich zu warten?«
»Nein, natürlich nicht«, gibt sie leicht verdrossen zurück. »Wenn dir das lieber ist …«
»Ja, ist es.« Ich produziere ein künstliches Lachen. »Weißt du, ich würde mich in Grund und Boden schämen, müsste ich diese Show vor dir abziehen.«
Ich bin mir zwar nicht sicher, ob sie mir das abnimmt. Aber Hauptsache, sie kriegt nicht doch noch mit, dass mit ihrer Glücksfee zu Hause etwas nicht stimmt, sage ich mir und betrete die Damentoilette. Diesmal begehe ich nicht den Fehler, mich in den Vorraum zu setzen, sondern suche gleich eine der Kabinen auf und sperre mich ein. Da die amerikanischen Toilettensitze nicht unbedingt zum Sitzen einladen, bleibe ich stehen und lehne mich an die Wand.
Dann atme ich mehrmals tief durch. Es ist also wieder so weit: Ich gegen Clarissa, den Teufel in Menschengestalt.
Dann wollen wir mal. Mit bebenden Händen tippe ich Clarissas Handynummer, die wir vorhin bei 123people abgefragt haben, ein, und während ich gebannt dem Freizeichen lausche, beginne ich innerlich zu beten:
Bitte, lieber Gott, mach, dass sie abhebt!
Bitte, lieber Gott, mach, dass sie meine Stimme nicht erkennt!
Bitte, lieber Gott, mach, dass sie mir die Geschichte abkauft!
Bitte, lieber Gott … mach … also, weißt du, bei näherer Überlegung … man soll doch nicht lügen und so …
Lass sie nicht abheben! Lass sie nicht abheben! Uns fällt sicher noch was anderes ein …
»Ja, bitte!« Die Arroganz und die Härte ihrer Stimme sind unverkennbar, und ich fühle, wie mir augenblicklich das Herz in die Hose plumpst.
Bitte, lieber Gott …
Ach, vergiss es.
The Sadness of Mr. Clooney
»Am I talking to Miss Hohenthal?«
»Ja, richtig … I mean, that’s right.«
»My name is Donna Winston, I am the personal assistant of Mister George Clooney – do you know Mister Clooney?«
»Ob ich … If I know him?! How can you ask! Of course I do know him! I am a great admirer of him … I really pray him on, you can tell him this!«
»Ah, I see, Miss Hohenthal, that’s exactly what I expected. You come from Germany?«
»Yes, I do! Are these roses from you? Is Mister Clooney near you? Can I talk to him?«
»Miss Hohenthal, I speak a bit of German, so we can talk in your language, if you would prefer this.«
»You speak German – Sie sprechen
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