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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Federlein
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Müll geholt. Ein weiterer Tiefpunkt in meiner Bulimie-Karriere!
     
     
    02.07.2000
     
    Rate mal wer mir heute geschrieben hat! Oli! (D er mit dem Handyladen, mit dem ich zusammen war, bevor Thomas in mein Leben kam) Ob ich Lust hätte, mit ihm am Wochenende nach Garmisch ins Hotel zu fahren, ein bisschen Urlaub machen!!! Wow, wie lange hab ich den nicht gesehen, und jetzt lädt er mich in den Urlaub ein! Ich hab nachgefragt, ob ich am Wochenende mal Ausgang haben dürfte und sie haben es mir erlaubt. Ich hab natürlich nicht gesagt, was ich vorhabe, nur, dass ich mal wieder in meine Heimat will, um zu testen, wie es mir da ergeht. Ja, die Männer rufen und Nina fängt das Lügen an. Wieder nichts Neues!  
     
     
    08.07.2000
     
    Und wieder kam alles anders als erwartet!
    Oli hat mich abgeholt und es war klasse! Wie er mit seinem dicken BMW vorgefahren ist, wieder ganz der zurückhaltende Gentleman. Er schaut echt gut aus, aber er ist so steif, so verklemmt, ganz anders als Thomas. Aber egal, ein paar Tage im Hotel, am See, mit einem gut aussehenden Mann, der alles bezahlt, darauf hab ich mich wirklich gefreut. Endlich mal raus aus dem „Irrenhaus“ in die verrückte echte Welt.
    Wir sind ein paar Stunden gefahren, am Abend angekommen, ein wirklich tolles Hotel. Wir haben gegessen, uns etwas steif unterhalten, irgendwie kam nicht so wirklich Spaß auf. In der Nacht hat er mit mir geschlafen, es war wie immer mit ihm, so steril und kontrolliert, aber egal, ich wollte dass es ihm gefällt, schließlich hat er mich hierher mitgenommen. Am Samstag haben wir allerdings beschlossen, dass wir wieder heimfahren. Warum hab ich nicht so ganz verstanden, aber es war ok für mich. Und während ich mir noch überlegt habe, was ich in der Klinik erzählen sollte, piepste mein Handy. Genau! Ausgerechnet jetzt, während ich zum ersten Mal seit vier Monaten Ausgang habe und mit einem Mann im Urlaub war, ausgerechnet dann meldet ER sich, was ich gerade mache... nichts... magst du kommen... ja.... ok....
    Dann hat er mir die Adresse von seinem Kumpel gegeben, den wir an unserem ersten Ausflug besucht hatten, mehr nicht!
    Oli hat es gemerkt und war zu recht beleidigt, aber es war mir egal. Thomas wollte mich sehen!
    Ich hab mich verabschiedet, mich in mein Zimmer geschlichen, (Samstags ist eh keiner am Empfang) mich geduscht und bin mit klopfendem Herzen mit meiner Klapperkiste losgefahren.
    Wie ich das überhaupt gefunden habe ist verwunderlich, aber ich hab seinen SLK gesehen, dann wusste ich wieder, wo ich klingeln muss. Gott war ich aufgeregt!
    Peter hat die Tür aufgemacht, ich bin ins Wohnzimmer und da saß er!
    Und hat gegrinst. „Du bist total verrückt!“, meinte er. „Ja, weiß ich“, meinte ich.
    Dann ist er aufgestanden, hat mich über die Schulter geschmissen und mich ins Schlafzimmer getragen...
    Die Nacht habe ich bei ihm zu Hause verbracht, er wollte noch fort und hat mir seinen Schlüssel gegeben. Ich hab bei ihm einen Fressanfall gebaut, weil ich so allein war und hab mich dann ins Bett gelegt. Irgendwann in der Nacht kam er dann heim, wir haben gekuschelt, am Morgen bin ich wieder zurück in die Klinik.
    Nichts hat sich geändert, weder beim Essen, noch bei meinen Männergeschichten. Aber es war genial und ich würde es immer wieder machen. Dieser Kick ist einfach zu gut  und kein Vergleich zu meinem normalen langweiligen Leben! Wow, was für ein Wochenende...
     
     
    20.07.2000
     
    Ich habe mich entschieden, den Aufenthalt hier zu beenden. Ende Juli werde ich gehen, das habe ich auch in der Gruppe gesagt. Herr Ludwig und der Chef-Therapeut wollten mich zum Bleiben überreden, weil ich doch noch so tief drinstecke, aber ich habe mich nicht abbringen lassen. Ich bin nicht gesund, das weiß ich, aber besser wird es hier nicht. Vielleicht muss ich mich einfach damit abfinden, dass ich mein Leben lang fressen und kotzen werde und einfach crazy bin. Aber hier weiter zu machen macht mich nur noch verrückter.
    Als ich hier herkam, hab ich mich nicht geschnitten, nicht verletzt, hatte keine Albträume - jetzt krieg ich meine Aggressionen kaum in den Griff und habe die Idee, es wird nur immer schlimmer. Ich habe hier viel gelernt, vielleicht bin ich auch weiter gekommen als ich es jetzt gerade merke, aber ich empfinde es als riesigen Schritt für meine Gesundung, dass ich mich fürs Leben entscheide, mich nicht mehr länger hier verstecken will, auch wenn ich keine Ahnung habe was ich weiter mit mir anstellen

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