Mandys Verlangen
schoss heiße Röte in seine Wangen. »Oh, Mist! Du hast recht. Ich war damals ziemlich gemein zu dir.«
»Nein.« Mandy lächelte spöttisch. »Ich würde sagen, dass du dich ganz einfach wie ein echter Clayton benommen hast. Ihr wart allesamt eine arrogante Bande, die sich einbildete, die Welt mit allem, was darauf lebt, gekauft zu haben.«
Die Worte schienen Nicholas nicht zu treffen.
»Ja«, gab er unumwunden zu. »Ich weiß, wir waren schrecklich hochnäsig und selbstgefällig. Vater erzählte uns andauernd, dass wir einmal die Tradition der Clayton-Familie fortsetzen müssten. Unser Name würde uns zu hohen Leistungen verpflichten und so weiter. Ach, Mandy …« Er ignorierte ihre abweisende Haltung und zog sie einfach in seine Arme. »Ich freue mich ja so, dich wiederzusehen. Kannst du nicht alles hier stehen und liegen lassen, und wir gehen irgendwohin, wo wir uns in Ruhe über die alten Zeiten unterhalten können?«
Du bist eine erwachsene Frau von sechsundzwanzig Jahren, sagte eine Stimme in Mandys Hinterkopf. Denk daran, dass du diesem eingebildeten Schnösel tüchtig vors Schienbein treten wolltest, wenn du ihn jemals wiedersehen solltest. Also mach das, hol aus und tritt zu, und dann nenne ihm den Preis für die Farm, denn deswegen ist er ja wohl hierhergekommen.
So riet die Stimme der Vernunft. Aber Mandy konnte kein Wort herausbringen oder gar das Bein anheben, um zuzutreten. Sie stand nur da, hilflos in Nicholas’ Umarmung gefangen und unfähig, sich gegen seine aufregende Nähe zu wehren.
War das möglich, dass man sich auch nach so vielen Jahren noch derart von einem Mann angezogen fühlen konnte? Nick war doch damals nur eine dumme Teenagerschwärmerei gewesen, so wie andere Mädchen einen Film- oder Rockstar angehimmelt hatten. Ihr dummes Herz musste doch verdammt noch mal längst begriffen haben, dass es jetzt im Körper einer erwachsenen Frau schlug, die ihre Jugendträume, zumindest was diesen Nicholas Clayton betraf, längst und endgültig begraben hatte.
Wieso gebärdete sich ihr Herz dann noch genauso verrückt wie vor zehn Jahren?
Nicholas ließ ihr keine Zeit, ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen. Er hatte Mandys Hand gepackt und zog sie einfach hinter sich her aus dem Büro.
Stacy-Joan sah erstaunt auf, als die beiden den Vorraum betraten.
»Ich – wir – mach ruhig Pause«, stammelte Mandy, ohne zu begreifen, was gerade mit ihr geschah. »In einer Stunde oder so bin ich wieder da.«
»In Ordnung.« Stacy-Joan schien sich nicht weiter zu wundern. »Guten Appetit.« Während sie sprach, schaltete sie bereits den Bildschirm aus und griff nach ihrer Handtasche.
Mandy kam erst in Mo’s good Kitchen wieder zu sich. Erstaunt sah sie sich in dem gut besuchten Gastraum um, hörte das Stimmengewirr der Farmer und Arbeiter, die hier ihre Mittagspause verbrachten, und sah endlich auch Nicholas, der neben ihr an dem runden Tisch saß und sie mit einer Mischung aus ehrlicher Bewunderung und Erstaunen musterte.
»Du bist verdammt hübsch geworden.« Die Feststellung kam von Herzen. »Weißt du, dass ich dich nie wirklich vergessen habe?« Er lächelte in sich hinein. »Komisch, an manche Sachen aus unserer Kindheit und Jugendzeit kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Aber an dich, an die kleinen Kämpfe, die wir miteinander ausgetragen haben, und vor allem an deine Wutausbrüche, daran erinnere ich mich noch genau.« Er lachte leise. »Mann, was konntest du sauer werden! Weißt du noch, einmal hast du mir vor lauter Zorn einen vollen Eimer Wasser über den Kopf gegossen.«
»Ich?« Mandy runzelte die Stirn. Sie erinnerte sich nicht daran.
»Ja, du.« Nicholas nickte bekräftigend. »Ich weiß gar nicht mehr …« Er unterbrach sich, ein freudiges Leuchten trat in seine Augen. »Doch, jetzt weiß ich es wieder. Du warst wütend auf mich, weil ich dich bei deinem Vater verpetzt hatte. Irgendeine blöde Kleinigkeit, mit der ich mich wichtigmachen konnte. Du musstest zur Strafe die Küche des Pfarrhauses blitzblank putzen. Ich kam natürlich vorbei, um zuzusehen, und als du mich unter dem Fenster erwischt hast, hast du mir kurzerhand den Putzeimer übergestülpt.«
»Stimmt!« Mandy schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Aber mit der Erinnerung kam auch der Ärger zurück, den sie damals empfunden hatte. »Und du bist klitschnass zu deinem Vater gelaufen. Ich musste daraufhin drei Wochen lang jeden Tag zu Reverend Brown gehen und seine verdammte Küche putzen.«
Nicholas’
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