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Mandys Verlangen

Mandys Verlangen

Titel: Mandys Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie C.
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hören.
    »Natürlich!«, erwiderte er irritiert. »Kann ich etwas für dich tun?«
    »Nein, Darling, ich wollte dir nur zu dem Artikel im Denver-Chronicle gratulieren.« Ihre Stimme klang honigsüß. »Du siehst blendend aus, machst eine wirklich gute Figur. Man mag gar nicht glauben, dass du eigentlich überhaupt nicht gerne tanzt.«
    Das Schweigen auf der anderen Seite verriet, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Clemens war zwar ein hervorragender Arzt, aber ein schlechter Rhetoriker. Vor allem fehlten ihm die Schlagfertigkeit und das Quäntchen Humor, um das Leben und sich selbst etwas leichter nehmen zu können. Als er schließlich sprach, klang seine Stimme wie die eines Oberlehrers, der einer besonders beschränkten Schülerin den Ablauf der Präsidentenwahlen erklären will.
    »Das war eine reine Pflichtveranstaltung.« Mandy staunte im Stillen über diese Antwort. Sollte Clemens doch so etwas wie Fantasie besitzen? »Carla und ich, wir mussten uns da sehen lassen. Deshalb sind wir gemeinsam gegangen. Für dich wäre diese Veranstaltung nichts gewesen.«
    »Mag sein«, entgegnete Mandy mit mühsam unterdrücktem Ärger. »Wer begibt sich schon freiwillig unter Wölfe? Aber ich frage mich, weshalb du mir etwas von Wochenenddienst und Ähnlichem vorgeschwindelt hast. Schlechtes Gewissen?«
    »Bequemlichkeit«, lautete die erstaunlich ehrliche Antwort. »Ich hatte einfach nicht den Nerv, dir zu erklären, dass du mich nicht begleiten kannst, weil ich vergessen hatte, dich zu fragen. Ich hoffe, du machst deshalb jetzt keine Szene?«
    »Nein, bestimmt nicht.« Plötzlich, als würde jemand ein Fenster öffnen und frischen Wind durch ihren Kopf brausen lassen, verflogen alle Bedenken und Vorbehalte. Alle absurden Gedanken an Sicherheit und Zuverlässigkeit, die Clemens in Mandys Vorstellung bislang im Übermaß verkörperte und die sie mehr und mehr anödeten. Als sei heute der Tag der Entscheidungen, wusste sie auf einmal genau, was sie zu tun hatte.
    »Ich hoffe allerdings, dass du auch keine Szene machst, wenn ich eines Tages die Verlobung lösen sollte«, sagte sie ganz ruhig. »Denn eigentlich finde ich immer häufiger, dass wir einfach nicht zusammenpassen. Vielleicht solltest du es mit Carla versuchen. Ihr könnt ja eine Gemeinschaftspraxis eröffnen.«
    »Ich finde das nicht lustig!«, ereiferte sich Clemens, was Mandy verwunderte. Normalerweise war Clem kühl wie eine Nacktschnecke. »Pass auf, ich werde mich am kommenden Wochenende bei dir melden, und dann reden wir in Ruhe darüber. Ich muss jetzt in den OP, ein Kaiserschnitt wartet.« Er seufzte leise. »Tut mir leid, Darling, aber du weißt ja, der Beruf geht vor.«
    »Natürlich.« Mandy legte auf, bevor Clemens etwas sagen konnte.
    Wütend starrte sie anschließend vor sich hin. Was war bloß mit ihr los? Wieso glaubten Männer wie Nicholas oder Clemens, mit ihren Gefühlen spielen, sie benutzen und belügen zu dürfen?
    Aber damit war jetzt Schluss. Zum Teufel mit Nicholas und zum Teufel mit Clemens! Sie waren es nicht wert, auch nur eine Träne um sie zu vergießen!
    Wütend hieb sie mit der Faust auf den Tisch.
    »Ärger?«, erkundigte sich Stacy-Joan schüchtern, die in diesem Moment den Kaffee brachte.
    »Überhaupt nicht«, fauchte Mandy. »Würdest du mir bitte die Hansom-Akte bringen?«
    Stacy-Joan nickte nur und verließ auf Zehenspitzen das Büro.
    Angesichts des versammelten Klinik-, Ethik- und Aufsichtsrates, der Oberschwestern, Oberärzte und der Chefärztin, die von den Anwälten des Krankenhauses begleitet wurde, schlug Tammys Nervosität in kalte Angst um. Erst in diesem Moment wurde ihr bewusst, dass tatsächlich ihre Existenz auf dem Spiel stand. Und so wie die Herrschaften dreinschauten, konnte Tammy davon ausgehen, dass sie fest entschlossen waren, keine Gnade walten zu lassen. Diese eine Verfehlung würde Tammy bis an ihr Lebensende verfolgen und immer wieder einholen, egal, wohin sie ging.
    Diese Gewissheit war so niederschmetternd, das sie kein Wort zu ihrer Verteidigung herausbrachte. Außerdem war sie wie gelähmt und zutiefst gedemütigt von der Erkenntnis, dass Dr. Clemens Sufforth sie schnöde im Stich ließ.
    Er hatte seinen Spaß mit ihr gehabt, jetzt war sie uninteressant für ihn geworden.
    An dem betreffenden Abend hatte Tammy noch lange versucht, ihn über das Handy und seinen Privatanschluss zu erreichen, bis ihr endlich klar geworden war, dass Clemens sie fallengelassen hatte wie eine heiße Kartoffel. Trotzdem

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