Mandys Verlangen
ich uns zum Essen verabredet. Das heißt, eigentlich hatte ich versprochen, für ihn und die Kinder zu kochen …«
»Moment!«, warf Mandy ein. »Ich dachte, du wärst im Best Lunch?«
»Ach, das!« Rudy winkte ab. »Den Job habe ich schon vor ein paar Tagen geschmissen. Ich wollte ganz für Fred und die Kinder da sein, während Samantha in L.A. ist. Aber dann hat Fred die beiden zu den Großeltern gebracht, damit wir einmal Zeit für uns haben. Na ja, wir waren allein im Haus. Plötzlich stand Samantha vor uns. Oh Gott, Mandy, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich geschämt habe.«
Das konnte Mandy sich sehr gut vorstellen. Besonders, da sie davon ausgehen konnte, dass Rudy in diesem Augenblick nicht im Ausgehkleid auf dem Sofa gesessen hatte.
»Sam hat einen Riesenaufstand gemacht und Fred die Familienfotos an den Kopf geschmissen. Und Fred …« Hier setzte ein erneuter Tränenstrom ein, der es Rudy vorübergehend unmöglich machte zu sprechen. »Und Fred ist ein mieses Schwein!«, stieß sie schließlich zwischen zwei herzzerreißenden Schluchzern hervor. »Eine miese, kleine, dreckige Ratte ist er, jawohl!«
»Erstaunlich, wie schnell aus Prinzen Frösche werden können«, dachte Mandy nicht ohne eine Spur Sarkasmus. Erst als sie Rudys verständnislosen Blick bemerkte, wurde ihr bewusst, dass sie ihren Gedanken laut ausgesprochen hatte.
»Schon gut, schon gut!«, sagte sie beruhigend. »Was hat er denn gemacht?«
»Gemacht?« Rudy ballte die Hände zu Fäusten. »Nichts! Keinen Finger hat er gerührt, um mir zu helfen. Samantha ist wie eine Furie auf mich los. Und Fred wurde so klein, dass er stehend unter den Teppich gepasst hätte. Alles hat er auf mich geschoben. Von wegen, ich hätte ihn verführt! Und dann, und dann …« Hier flossen die Tränen noch heftiger. »Dann hat er mich aus dem Haus geworfen. Oh, Mandy!« Mit diesem Aufschrei warf Rudy sich erneut der Freundin an die Brust. »Mandy, es war so schrecklich! Ich würde am liebsten sterben!«
Mandy war inzwischen jeder Sinn für Humor abhandengekommen. Wut, eiskalte, brennende Wut beherrschte sie. Sie versuchte, Rudy zu beruhigen, doch es dauerte eine ganze Weile, ehe das verzweifelte Schluchzen langsam abebbte und schließlich ganz verstummte.
Mandy zog die Kleenex-Box heran, riss ein paar Tücher heraus und drückte sie Rudy in die Hände. Dankbar griff diese danach, setzte sich auf und schnäuzte sich geräuschvoll.
»Es ist vorbei!«, verkündete Rudy entschlossen. »Dieser notorische Lügner kommt mir nicht mehr über die Schwelle. Ich werde nicht mal mehr mit ihm reden!«
»Du hast vollkommen recht.« Mandy nickte. »Wir werden einfach durch ihn hindurchsehen, wenn er uns irgendwo begegnet.«
In diesem Augenblick klingelte das Telefon, und schon sprang Rudy auf, raste an den Apparat und riss den Hörer ans Ohr.
Mandy konnte nicht anders, als das Gespräch mitanzuhören, zumindest was Rudys Teil anging.
»Du kannst mich mal kreuzweise, du Mistkerl. Dir glaube ich kein Wort mehr.«
Schweigen. Rudy lauschte gespannt.
»Das glaube ich nicht«, sagte sie, doch es hörte sich nicht sehr überzeugend an. »Nein, ich will nicht, dass du vorbeikommst.«
Erneutes Schweigen. Wahrscheinlich wurde am anderen Ende der Leitung gerade die »Ich habe das alles nicht so gemeint«-Platte abgespielt.
»Also gut, ich gebe dir die Chance, dich auszusprechen«, hörte Mandy ihre Freundin nach einer Weile sagen. »Aber mach dir keine Hoffnungen. Zwischen uns ist es aus. Schluss, finito, vorbei!«
Genauso gut hätte sie versprechen können, dass ein Hund keine Flöhe bekam! Mandy verzichtete darauf, weiter zuzuhören und ging in die Küche. Sie war wütend. So wütend, dass sie Rudy am liebsten das Telefon aus der Hand gerissen hätte.
Ziemlich kleinlaut kam Rudy schließlich in die Küche geschlichen, um ihr mitzuteilen, dass Fred gleich vorbeikäme, um die Angelegenheit zu klären.
Mandy antwortete nicht, weil sie die Zähne fest zusammenbeißen musste, um Rudy nicht ihren Zorn ins verheulte Gesicht zu schleudern.
Und dafür hatte sie nun das Picknick mit Nicholas abgebrochen!
Obwohl es sicherlich gut so gewesen war. Verdammt, sie war wirklich kein Stück besser als Rudy! Diese Erkenntnis machte Mandy nur noch zorniger.
13. Kapitel
Am Sonntag rief Nicholas an, um ihr mitzuteilen, dass er überraschend für ein paar Tage nach New York fliegen musste, und um sie zu bitten, sich nach Handwerkern für die Renovierungsarbeiten in seinem
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