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Manhattan Blues

Manhattan Blues

Titel: Manhattan Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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und
sagte: »Er hatte für heute abend einen Auftrag, scheint aber krank geworden zu
sein.«
    Wie nicht anders zu erwarten, dachte Walter. »Ich würde mich freuen,
wenn ich einspringen kann«, sagte er.
    »Ich würde es ja selbst tun, aber... familiäre Verpflichtungen, Sie
wissen schon.«
    Die Pfeife war wieder ausgegangen.
    Walter fragte sich, wie ein so sichtlich ungeschickter Mann ein so
erfolgreiches Unternehmen wie Forbes und Forbes geschaffen haben konnte. Forbes
jr. war der einzige Forbes von Forbes und Forbes. Es gab zwar noch einen Forbes
senior, doch der war Armeechirurg gewesen. Forbes jr. hatte die Armee im Rang
eines Hauptmanns verlassen und seine Erfahrungen bei der Militärpolizei dazu
benutzt, sich in der Branche der privaten Ermittlungsdienste zu etablieren. Er
war der Meinung, daß Forbes und Forbes sich anspruchsvoller anhörte als nur
Forbes. Die meisten Angestellten nannten ihn Mr. Forbes oder Mr. Forbes jr.,
doch Dietz nannte ihn hartnäckig nur »und Forbes«.
    »Wir Junggesellen erwarten es nicht anders, als daß man uns auch an
den Feiertagen zum Dienst preßt«, sagte Walter. »Was ist zu tun?«
    »Personenschutz für eine kleine Party im Plaza«, sagte Forbes.
    »Ich bin nicht gerade das, was man einen harten Burschen nennen
könnte.«
    Außerdem muß es in der Personalkontrolle ein rundes Dutzend
muskelbepackter Junggesellen geben.
    »Trotzdem«, erwiderte Forbes. »Dieser besondere Auftrag erfordert
nicht so sehr Muskeln, sondern vielmehr, wie soll ich sagen, Feingefühl und
Urteilsfähigkeit?«
    »Wer ist der Kunde?« wollte Walter wissen.
    Forbes setzte etwas auf, was zweifellos ein verschämtes Lächeln sein
sollte, und schob eine Zeitung über den Schreibtisch. Dort, unter den riesigen
Schlagzeilen über Castros Vormarsch in Kuba und den schauerlichen Schulbrand
in Chicago fand sich ein angenehmes Foto eines gutaussehenden Paars beim
glücklichen Weihnachtseinkauf auf der Fifth Avenue.
    Senator Joseph und Mrs. Madeleine
Keneally.
    Für Walter waren sie immer »der Prinz und die Prinzessin im Reich der
Demokratischen Partei« gewesen, nämlich der recht monarchistischen Theorie
zufolge, daß eine Nation ein königliches Paar nominiert, wenn es keins besitzt.
    Der erwählte Prinz war ein irischer Prachtkerl, dessen
Raubritter-Familie beim Schmuggeln von Schnaps während der Prohibitionszeit ein
ungeheures Vermögen gemacht hatte, das sie jetzt zu legitimieren versuchte. Er
war Kriegsheld, wie es einem Prinzen zustand, Demokrat und vor allem jung. Der
Senator, dachte Walter, ist vielleicht der erste Kandidat, der die bloße
Jugend in politisches Kapital umzumünzen versteht.
    Und der König ist alt, dachte Walter. Ike ist alt - seine zwei
Amtszeiten sind bald vorbei -, und jetzt möchte der Prinz König sein. Komisch,
daß sich niemand Dick Nixon als Kronprinzen vorstellt, es nicht einmal kann, obwohl er
der offiziell gesalbte Nachfolger ist.
    Nein, der junge demokratische Senator ist der Kronprinz, dachte
Walter, und das ist hauptsächlich der Tatsache zu verdanken, daß er eine
Prinzessin geheiratet hat. Sie stammte nicht von Schnapsschmugglern ab, sondern
von altem Geld. Der Raubritter-Prinz hatte sie nach Rapunzel-Manier aus dem am
Meer gelegenen Schloß ihres Vaters in Newport entführt. Hatte ihr wie im
Märchenbuch den Hof gemacht und in die High Society eingeheiratet. Beide
Katholiken - ein echtes Problem für einen potentiellen König in einem protestantischen
Land -, doch ihr Katholizismus war aristokratisch und französisch, und das
dämpfte das irisch-katholische Image ein wenig, das von Priestern beherrscht
wurde. Der Raubritter-Prinz hatte das alte Geld nach klassischer Manier
erobert, indem er es von den Füßen riß und in sein Bett trug.
    Walter hatte durchaus nichts dagegen einzuwenden. Ihm gefiel der eher
archetypische Aspekt dieses weltlichen Märchens, und da er selbst altem Geld
entstammte, wußte er, daß es ein wenig frische Luft vertragen konnte. Außerdem
war er selbst ein Demokrat, vielleicht der einzige Angestellte in der zugegeben
kurzen Geschichte der CIA, der per Briefwahl für Adlai Stevenson gestimmt
hatte. Für den Prinzen würde er mit noch mehr Begeisterung stimmen — das heißt,
wenn dieser es schaffte, die Nominierung zu erreichen -, weil der Prinz jung
war und überdies ein Krieger, der gegen den Bären in die Schlacht ziehen
wollte.
    Wie Walter.
    »Ich hätte gedacht, Keneally hat einen eigenen Personenschutz«, sagte
Walter zu Forbes und schob

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