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Manhattan Blues

Manhattan Blues

Titel: Manhattan Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Field Goal zum
Gewinn der Meisterschaft. Tatsächlich lief Myhra an.
    »Das ist es, Walter!« brüllte Keneally triumphierend. »Ein
automatisches Field Goal, und sie schulden mir hundert Dollar!«
    »Zweitausend darauf, daß es kein Field Goal geben wird«, sagte Walter.
»Was?«
    Madeleine sah schockiert aus. »Walter, was... nein!«
    »Zweitausend darauf, daß sie kein Field Goal treten«, wiederholte
Walter.
    »Von der Einer-Linie, Withers?! Sind Sie verrückt geworden?!«
    »Haben Sie keinen Mumm, Senator?«
    »Zweitausend.«
    »Jetzt gleich. Ja oder nein.«
    Keneally grinste. »Abgemacht.«
    Myhra trat auf das Feld.
    »Ich hoffe, Sie sind für den Betrag gut, Withers«, sagte Keneally.
»Ich habe die Absicht zu kassieren.«
    Dann trottete Myhra zurück, damit Unitas sein Team zur Linie
zurückbringen konnte.
    »Was macht er da?!« schrie Keneally.
    Was man ihm gesagt hat, dachte Walter. Der Eigentümer im Publikum.
Gewinnt mit sechs Punkten, sonst passiert was.
    Zum letzten Mal spannten sich die Giants an, um ihre Goal Line zu
verteidigen. Zum letzten Mal, als es immer dunkler wurde und die Zuschauer wieder
ihren Singsang aufnahmen, kauerten sie sich zu einer hoffnungslosen letzten
Abwehrschlacht hin. Walter liebte sie trotz der Hoffnungslosigkeit, liebte sie
wegen der bevorstehenden Niederlage vielleicht noch mehr. Denn seine Champions
waren menschlich mit all ihren Schwächen. Sie hatten alles gegeben, und wenn
das die Niederlage bedeutete, dann besaß auch die Niederlage ihre eigene
traurige Schönheit.
    Der Ball wurde vom Center an den Quarterback übergeben, und die
Abwehrreihe der Colts versuchte es mit einem Blocking. Mutscheller ließ
Livingstone auflaufen, und Ameche legte beide Hände auf den Ball, stürmte durch
die Lücke, und damit war es vorbei.
    Colts 23, Giants 17.
    Die Giants hatten das beste Spiel verloren, das Walter je gesehen
hatte.
    »Da haben Sie mir ein Ding verpaßt«, sagte Joe Keneally.
    »Ich hoffe, Sie sind für den Betrag gut«, erwiderte Walter. »Ich habe
nämlich die Absicht zu kassieren.«
    Keneally funkelte ihn böse an. Er sagte: »Jimmy wird dafür sorgen, daß
Sie das Geld bekommen.«
    Walter schüttelte den Kopf. »Ich will es von Ihnen, Senator.
Persönlich.«
    »Es ist Sonntag.«
    Walter zuckte die Schultern. »Wann immer es Ihnen paßt.«
    »Der Senator und ich haben eine Besprechung«, warf Jimmy ein. »Walter,
würde es Ihnen was ausmachen, Mrs. Keneally zum Hotel zu begleiten?«
    In der Limousine versuchte Walter es mit einem lahmen Witz.
    »Wir müssen aufhören, uns immer so zu treffen.«
    Sie wirkte in ihrem scharlachroten Tuchmantel und ihrem Pelzhut so
zerbrechlich und so frisch. Ihr diskret aufgetragenes Make-up war nur für ein
geübtes Auge auszumachen, sonst so gut wie unsichtbar.
    »Ich dachte, Sie genossen heimliche Rendezvous.«
    »Was meinen Sie?«
    »Beschützen Sie ihn immer noch?« fragte sie. »Selbst jetzt noch, wo
diese arme Marta tot ist?«
    Er sah so überrascht aus, daß sie fortfuhr: »Ich habe es natürlich
gewußt, lieber Walter. Frauen wissen immer Bescheid.«
    »Und weiß Senator Keneally, daß Sie es wissen?“
    »Ich habe den Verdacht, daß er es tut«, erwiderte
sie. »Warum machen Sie sich deswegen Gedanken über mich?«
    Sie sagte: »Ich glaube, Sie sollten mich eher vor öffentlicher
Demütigung schützen als ihn vor der Entdeckung durch seine Frau. Diese
Geschichte läuft schon seit Monaten, und vor ihr...«
    »Warum bleiben Sie dann mit ihm verheiratet?« Ein
Schulterzucken. Dann sagte sie einfach: »Ich liebe ihn.«
    Als ob das eine Antwort auf alles ist, dachte Walter. Als wäre es das
nicht.
    »Es gibt viele großartige Dinge an Joe Keneally«, sagte Madeleine.
»Treue gehört nicht dazu. Er wird eine andere finden, die er nageln kann.«
    »Wo haben Sie solch eine Sprache gelernt? Jedenfalls nicht bei Miss
Porter.«
    »Es war doch bei Miss Porter«, entgegnete sie.
»Was glauben Sie wohl, worüber wir Mädchen uns nachts unterhalten haben?«
    »Bitte rufen Sie meine jugendlichen Phantasien nicht wieder wach«,
sagte Walter. »Warum geben Sie ihm nicht den Laufpaß und heiraten mich?«
    »Aber ich dachte, Sie sind schon versprochen«, entgegnete sie,
»nämlich der wunderschönen und talentierten Miss Anne Blanchard. O bitte,
Walter, es war so offenkundig.«
    »Wirklich?«
    »Sie sind ein reizender Mann, aber fast genauso dumm wie alle
anderen.«
    »Da wir gerade davon sprechen - ich glaube, ich
habe Ihr Problem gelöst«, sagte

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