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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Herz pochte wild wie in meinem Traum. Ich stand nackt da, triumphierend und zitternd. Ich hätte Angst gehabt, wenn nicht das Blut kreischend durch meine Adern gerauscht wäre.

35
    »Sie wussten genau, welches Sicherheitssystem Sie haben und welche Werkzeuge man braucht, um es zu überwinden«, sagte Carson Kitteridge. Wir waren im Esszimmer. Katrina saß in einem flauschigen gelben Bademantel an unserem Esstisch aus Walnussholz. Ich stand neben ihr und trug nur meine blaue Anzughose.
    Als die Polizei eingetroffen war, war ich noch nackt gewesen. Nachdem ich den zweiten Killer getötet hatte, sah ich, dass die drei Schüsse durch die Wand von Shellys Schlafzimmer gedrungen waren. Zwei Kugeln hatten ihr Bett getroffen, doch sie hatte nicht darin gelegen. Nachdem ich den Notruf alarmiert hatte, war ich einfach nicht auf die Idee gekommen, mir etwas anzuziehen. Eine der unformierten Polizistinnen, die kurz darauf eingetroffen waren, hatte mir gesagt, ich solle mir eine Hose anziehen. Ohne sie wäre ich womöglich immer noch nackt.
    »Nicht ganz«, sagte ich. »Ich habe eine zweite Alarmanlage von einem anderen Unternehmen einbauen lassen – nur zur Vorsicht.«
    »Schlau«, sagte Kit und starrte mich an. Seine Augen hatten die Farbe eines blassen Nachmittags. »Sieht so aus, als hätten sie einen frisierten Magneten für das elektronische Schloss und perfekt abgeschrägte Brecheisen für die Bolzen benutzt. Echte Profis.«
    Katrina legte ihren linken Ellbogen auf den Tisch und stützte ihre Stirn auf drei ausgestreckte Finger. Sieschüttelte kaum merklich den Kopf und murmelte stumm immer wieder etwas vor sich hin.
    »Die Kugeln sind durch Shellys Wand geschlagen«, sagte ich. »Zwei haben ihr Bett getroffen.«
    »Warum gehen wir nicht in Ihr Arbeitszimmer, LT ?«, schlug Kit vor. »Officer Palmer kann bei Ihrer Frau bleiben.«
    Palmer war die Polizistin, die mir gesagt hatte, mir etwas anzuziehen. Sie hatte milchfarbene Haut mit Sommersprossen. Selbst mit gerunzelter Stirn sah sie freundlich aus.
    Im Flur waren fünf weitere Polizisten, ein Gerichtsmediziner und vier Rettungssanitäter. Kit führte mich in mein Arbeitszimmer und schloss die Tür. Er schlug vor, dass wir uns setzten. Ich sagte nichts. Ich setzte mich auch nicht. Ich war ein Soldat – meine Gruppe hatte gerade einen Angriff abgewehrt und erwartete schon den nächsten.
    Kit stand neben mir und beobachtete mich genau. Auch wenn ich mir dieser Musterung durch den klarsichtigen Polizisten bewusst war, konzentrierte ich mich auf das Schlafsofa, auf dem Katrina gelegen hatte. Ich dachte, dass bisher noch nie jemand versucht hatte, mich zu Hause umzubringen. Die Antithese dieser Erkenntnis ließ mich kichern. Man hatte schon an Dutzend anderen Orten versucht, mich zu töten, aber das war geschäftlich gewesen – nichts Persönliches.
    »Glauben Sie, dass es etwas mit Zella Grisham und dem Raubüberfall zu tun hat?«, fragte Kit.
    »Wenn, wüsste ich beim besten Willen nicht, wie.«
    Was meine Vorstellungskraft anging, war das starkuntertrieben. Stumpy Brown hatte seinen Folterern meinen Namen genannt. Als er erkannt hatte, dass es keinen Ausweg gab, hatte er die Würfel geworfen und gehofft, sie hätten die Wahrheit gesagt, als sie ihm erklärt hatten, ihn am Leben zu lassen, wenn er ihnen nur einen Namen nannte. Ich fragte mich, ob seine Leiche schon gefunden worden war.
    »Sie sind derjenige, der mich angerufen hat, LT «, sagte Carson.
    »Ich hab den Notruf gewählt. Die haben Sie angerufen.«
    »Ich vertrete die New Yorker Polizei, wenn es um Sie geht. Ich werde Sie genauso gut schützen wie jeden unschuldigen Bürger. Aber Sie müssen Ihre Karten auf den Tisch legen.«
    Mir kam ein Gedanke, eine äußerst beunruhigende Idee.
    »Hören Sie«, sagte ich, »wenn dieser Angriff etwas mit Zella und dem Raub zu tun hat, weiß ich nicht, wie. Glauben Sie etwa, ich hätte meine Frau hier schlafen lassen, wenn ich bewaffnete Killer in meinem Haus erwartet hätte?«
    Kitteridge war unter anderem ein menschlicher Lügendetektor. In seinem Kopf konnte er jedes Gefühl quantifizieren. Deswegen wählte ich meine Worte auch unter Druck mit großer Sorgfalt. Auf seine Art war der Captain genauso gefährlich wie der Berufskiller Hush.
    »Ich muss Sie mit aufs Revier nehmen, um Ihre Aussage aufzunehmen«, sagte er.
    »Kommen Sie, Mann. Sie haben meine Frau doch gesehen. Ich kann sie nicht einfach alleine lassen.«
    »Sie haben zwei Männer getötet«, sagte er. »Man

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