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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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hundert Jahre alt sein können, täglich geputzt von dem Mann in Weiß und seinen hässlichen Vorfahren.
    Ich setzte mich an das kleine Fenster mit Blick auf die Brücke und den Fluss. Es war angenehm hier drin. Ich erwog, meinen Kopf an die splitterige Wand zu lehnen und ein Nickerchen zu machen. Stattdessen machte ich einen Anruf.
    »Sorkin Securities«, meldete sich eine helle junge Stimme.
    » LT McGill«, sagte ich. » NY -zwei-sechs-vier-vier-Jott.«
    »Einen Moment.«
    Es klickte ein paar Mal, dann sagte eine Männerstimme: »Ron Welton, Security-Analyst. Mit wem spreche ich?«
    »Leonid Trotter McGill.«
    »Ja, Mr. McGill. Was kann ich für Sie tun?«
    »Jemand hat gestern Nacht meine Wohnungstür aufgebrochen.«
    »Es gibt keine Aufzeichnungen, dass Ihre Sicherheitsschranke durchbrochen wurde.«
    »Die Einbrecher haben einen Elektromagneten und spezialangefertigte Brecheisen benutzt.«
    »Das muss aber eine Weile gedauert haben.«
    »Keine zehn Sekunden.«
    Schweigen.
    »Mr. Welton?«
    »Wir schicken bis heute Mittag jemanden bei Ihnen vorbei, Mr. McGill. Wir werden Ihr System ersetzen und upgraden.«
    »Ich dachte, jede Konfiguration wäre ein Unikat.«
    »Gleichzeitig werden wir interne Ermittlungen einleiten … Geht es Ihnen und Ihrer Familie gut?«
    »Das ist jedenfalls bestimmt nicht Ihr Verdienst.«
    Shelly war zu Hause, als ich anrief. Sie sagte, Twill würde im Wohnzimmer mit Katrina Tee trinken. Dimitri und Tatyana waren zurück in Ds Zimmer gezogen. Auf der Straße behielten zwei Polizisten die Haustür im Auge.
    »Einer kommt alle paar Stunden hoch, um nach uns zu sehen«, berichtete meine Tochter gewissenhaft.
    »Gib mir mal deinen Bruder«, bat ich sie. Ich musste ihr nicht erklären, welchen.
    Ich sagte Twill, dass die Männer von der Sicherheitsfirma vorbeikommen würden. Sie sollten alle Ersatzschlüssel in unseren Briefkasten im Erdgeschoss werfen.
    »Irgendwas stimmt nicht mit Mom«, sagte Twill.
    »Natürlich nicht. Bewaffnete Männer sind in unsere Wohnung eingedrungen.«
    »Nein, Pops, es ist mehr als das. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber irgendwas stimmt auf jeden Fall nicht mit ihr.«
    »Ich rede mit ihr, wenn ich nach Hause komme. Sonst noch was?«
    »Nur eine Sache.«
    »Was denn?«
    »Du hast doch gesagt, ich soll für dich arbeiten, weil das ungefährlicher wär, richtig?«
    »Willst du kündigen?«
    »Nein, Sir.«
    Während ich in dem schäbigen, aber privaten Speiseraum saß, dem Verkehr von der Straße und dem Geklapper der Angestellten lauschte, die sich auf die Gäste vorbereiteten, dachte ich an Velvet, die über ihrem erledigten Angreifer kauerte.
    Vielleicht wurde ich dafür bestraft, dass ich meinen Schwur gebrochen hatte und ein weiteres Verbrechen vertuschte … Sosehr ich mich auch mühte, ich konnte mich einfach nicht genug in diesen Aberglauben hineinsteigern. Lachend blickte ich auf. Genau in diesem Moment platzte der große brutale Clarence Lethford in den Raum.

37
    »Was gibt es zu lachen?«, fragte er, ein Löwe, der sich an eine aufsässige Hyäne richtet.
    »Möchten Sie noch mal reinkommen und von vorne anfangen? Oder soll ich einfach gehen?«
    »Sie sollten besser aufpassen, Freundchen. Ich bin nicht der Typ, dem man blöd kommen kann.« Lethford machte drei Schritte in den Raum und blieb vor mir stehen.
    »Ich hab heute schon zwei Männer getötet«, erwiderte ich leichthin, »und es ist erst Morgen. Also was wollen Sie, Sie Wichser?«
    Der riesige Bulle starrte auf mich herab. Ich war bereit für den Kampf, ich hätte die Gelegenheit regelrecht begrüßt. Stattdessen zog er sich einen alten, klapprigen Stuhl heran und pflanzte seinen massigen Leib darauf.
    »Sie wollen mich nicht zum Feind haben, McGill.«
    »Kit hat gesagt, Sie wollten mich treffen«, antwortete ich. »Und hier bin ich.«
    Wut gehörte zur Grundausstattung dieses Polizisten, doch er war gleichzeitig beherrscht.
    »Zella Grisham hatte nichts mit dem Raub bei Rutgers zu tun«, erklärte er mir.
    »Das weiß ich.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Wie sieht die Farbe Rot aus?«, fragte ich zurück.
    »Häh?«
    »Reden Sie weiter, Mann. Was wollen Sie von mir?«
    »Wo ist Grisham?«
    »In Sicherheit.«
    »Wo in Sicherheit?«
    »Sie wissen, dass ich Ihnen das nicht sagen werde.«
    »Ich könnte Sie einbuchten.«
    »Nur zu. Ich bin ein Geh-raus-Männchen.«
    Der grobe Klotz quittierte das mit dem Hauch eines Lächelns.
    »Ich sag Ihnen mal was, Captain Lethford.«
    »Was

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