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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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würde mich zur Schreibkraft im Innendienst degradieren, wenn ich mich in diesem Fall nicht an die Vorschriften halte.«
    Ein Ausflug zum Polizeirevier war unvermeidlich. Das hätte mich normalerweise nicht weiter gestört. Es ist Teil des Tanzes, nahe ans Feuer zu kommen, ohne sich zu verbrennen.
    »Okay«, sagte ich. »Also gut. Aber geben Sie mir ein paar Minuten allein mit Katrina. Lassen Sie mich kurz mit ihr reden, bevor Sie mich mitnehmen.«
    Kit hörte etwas aus meinem Tonfall heraus. Er wusste, dass mehr dahintersteckte, als ich sagte. Aber er wusste auch, dass ich sehr unkooperativ werden konnte, wenn ich mich bedrängt fühlte.
    »Und dann kommen Sie mit und erzählen mir, was Sie wissen?«, fragte er.
    Ich nickte.
    Er begleitete mich zurück ins Esszimmer und forderte Officer Palmer mit dem freundlichen Gesicht auf, ihn nach draußen zu begleiten.
    Allein mit meiner Frau in dem Zimmer zu sein, war eine beinahe einsame Erfahrung. Sie saß in unveränderter Haltung da und murmelte noch immer, womöglich die gleichen Worte, vor sich hin. Ich war beunruhigt ihretwegen, doch es gab andere, dringendere Dinge, um die ich mich sorgen musste.
    Ich rief Breland Lewis zu Hause an.
    »Hallo«, meldete er sich verschlafen.
    »Zwei Männer sind in meine Wohnung eingebrochen und haben versucht, mich umzubringen.«
    »Wie geht es Katrina und den Kindern?«
    »Gut. Es muss die Rutgers-Sache sein. Du bist ebenfalls ein potenzielles Ziel. Nimm deine Frau und deine Kinder und fahr irgendwohin, wo dich niemand findet.«
    »Okay.«
    »Hast du noch das Handy, das Bug dir geschickt hat?«
    »Ja.«
    »Nimm es mit.«
    Mein nächster Anruf galt Twill.
    »Hey, Pops«, sagte er nach dem ersten Klingeln. Er war hellwach, garantiert im Begriff, irgendeinen Unfug anzustellen, doch ich hatte keine Zeit, ihn zu befragen. Stattdessen berichtete ich, was passiert war, und erklärte ihm, dass er seine Mutter einsammeln und zu Mr. Arnold bringen sollte – wo sie sicher sein würde. Twill versprach, auf dem Weg von woher auch immer seinen Bruder und seine Schwester zu benachrichtigen.
    Nachdem das erledigt war, zog ich mir einen Stuhl an Katrinas Seite.
    »Katrina.«
    Zu meiner Überraschung richtete sie sich auf und wandte sich mir zu.
    »Ich verlasse mein Haus nicht«, sagte sie mit Nachdruck.
    »Aber, Baby, diese Männer waren Profis. Du brauchst Schutz.«
    »Ich werde nicht gehen. Das ist mein Zuhause, und ich habe vor, hier zu bleiben.«
    Es war nicht das erste Mal, dass ich auf eine solche Blockade stieß. Wenn Katrina sich erst einmal entschieden hatte, konnte man sie nicht umstimmen. Also ging ich in den Flur, um meine offizielle Nemesis zu treffen.
    »Katrina will nicht gehen«, erklärte ich ihm. »Die Kids sind in etwa einer Stunde hier. Können Sie zumindest bis morgen Abend einen Polizisten als Wache abstellen?«
    »Sie werden meine Fragen beantworten, richtig?«
    »Ich werde mir alle Mühe geben.«
    Das Lächeln, das über Kits Lippen huschte, zeugte von Bewunderung, wenn nicht gar Freundschaft. Ich war seine härteste Nuss, doch er hatte nie daran gezweifelt, dass er mich eines Tages knacken würde.
    »Okay«, sagte er. »Ich kann jemanden vor dem Haus postieren, zumindest für ein paar Tage.«

36
    Wir saßen nebeneinander in Kits Zivilfahrzeug, einem dunkelgrünen Ford Kombi. Ich nahm an, dass er mich zum 20. Revier in der Nähe meiner Wohnung bringen würde, doch er fuhr bis runter ins Fünfte in der Elisabeth Street.
    Dort war es um diese Zeit ziemlich leer. Kit führte mich in ein unterirdisches Büro. Als wir es erreichten, fiel mir ein, dass er ständig auf der Suche nach einem Büro gewesen war, in dem man rauchen konnte. Dieses hier war eher ein umgewandelter Lagerraum. Es gab nicht mal einen richtigen Schreibtisch, nur einen gut zwei Meter langen Klapptisch und sechs oder sieben Stühle aus Walnussholz. Kit zündete sich eine Marlboro an.
    »Kann ich auch eine haben?«, fragte ich.
    »Ich dachte, Sie hätten aufgehört.«
    »Hab ich auch, aber ich bin heute Abend rückfällig geworden, und dann gebe ich mir jedes Mal vierundzwanzig Stunden, um wieder aufzuhören.«
    Wir saßen uns auf derselben Seite des Tisches gegenüber und pafften vor uns hin. Hätten nicht Unbekannte mich zuvor töten wollen, wäre es dort unten fast gemütlich gewesen.
    »Jetzt erzählen Sie mal, LT .«
    »Zuerst sagen Sie mir die Namen der Männer, die versucht haben, mich und meine Familie abzuschlachten.«
    »Keine Ausweise«, sagte er.

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