Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
Vom Netzwerk:
Mikrofon. »Ich weiß nicht, was Kent gemacht hat, als er aus New York weg war, aber was immer es war, er hat dabei eine Lehre als Gangster absolviert. Seine Bande hat die Finger im Glücksspiel, im Drogenhandel, in Prostitution und Versicherungsbetrügereien. Zwischendurch ziehen sie Einbrüche ab. So ziemlich das Einzige, was sie nicht im Programm haben, sind Überfälle. Aber sie haben mit Sicherheit diesen einen Typen umgebracht.Kent und einer seiner Männer sagen beide, dass er es selbst war. Es könnte noch ein weiteres Opfer gegeben haben. Und da sind auch noch andere Sachen.«
    »Das weißt du alles nicht mit Sicherheit«, widersprach Breland, der Anwalt. »Vielleicht ist er nur ein Junge, der versucht, sich wichtig zu machen.«
    »Ich erkenne den Unterschied, Mr. Lewis«, sagte Twill und schaffte es, dabei gleichzeitig selbstbewusst und unterwürfig zu klingen. »Kent ist verrückt, auch die Leute, die mit ihm arbeiten, haben Angst vor ihm.«
    »Und wie kam es zu der Festnahme?«, fragte Breland.
    »Sie müssen das verstehen, Mann«, sagte Twill. »Ich musste eine Wahl treffen.«
    »Was für eine Wahl?«
    »Ein Mann namens Lucia hatte einen Geschenkartikelladen in der Greenwich Street. Er hat einen Deal mit Kent gemacht, damit der den Laden abfackelt. Die Bullen sind über Spuren von Brandstiftung gestolpert, und weil es keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen gab, haben sie Mr. Lucia festgenommen, ihn jedoch noch am selben Tag wieder laufen lassen. Kent glaubte, er würde reden, deshalb wollten sie ihn gestern Nacht umbringen.«
    »Woher weißt du das alles, Twill?«, hakte Breland nach.
    Das fragte ich mich auch.
    »Ich hab mich mit einem Typen aus seiner Bande getroffen«, gab Twill zu. »Wissen Sie, was das Business angeht, ist Kent clever, aber nicht mit Leuten. Die Typen, mit denen er zusammenarbeitet, sind gar nicht so harte Burschen. Dieser eine Typ war so nervös, dass esleicht war, ihn zum Reden zu bringen. Ich hab Captain Kitteridge angerufen und ihm erzählt, wo sich Kent mit seinen Leuten trifft. Dort bewahrt er auch die Schmuggelware und das Zeug aus den Einbrüchen auf.«
    »Du hast deinen eigenen Klienten an die Polizei verraten?«, fragte Breland. »Wusstest du davon, LT ?«
    »Ich musste schnell handeln, Mann«, antwortete Twill. »Kitteridge hat gesagt, er bietet den Typen, die mit Kent zusammengearbeitet haben, einen Deal an, wenn sie kooperieren. Mehr konnte ich nicht machen.«
    » LT ?«
    »Ich wusste nichts davon, Breland«, sagte ich, »aber ich hätte womöglich das Gleiche getan. Ich meine, dieser Kent scheint wirklich ein schwarzes Schaf zu sein.«
    »Und was soll ich seinem Vater erzählen?«
    »Warum willst du ihm irgendwas erzählen? Er weiß nicht, dass wir Kitteridge kennen. Wenn er erkennt, wie gefährlich sein Sohn ist, akzeptiert er vielleicht, was geschehen ist.«
    »Ich weiß nicht. Ich meine, es ist sein einziger Sohn.«
    »Ein Sohn, der einen Mord geplant hat, Breland. Du kannst doch nicht erwarten, dass Twill das einfach geschehen lässt.«
    »Ich muss darüber nachdenken«, sagte mein überwiegend ehrlicher Anwalt. »Ich muss Schluss machen.«
    Als der Anruf beendet war, saßen Twill und ich da – ich auf seinem Schreibtisch, er auf dem Stuhl.
    »Steckt noch mehr dahinter, Twill?«
    »Wie meinst du das, Pops?«
    »Ich weiß nicht genau. Du hättest mich anrufen sollen. Ich meine, wenn du mit Carson Kitteridge ins Bettsteigen willst, gibt es eine Menge, was du über ihn und mich wissen musst.«
    »Okay, ich meine, es schien einfach so klar. Wie du gesagt hast, ich konnte doch nicht einfach einen Mord zulassen.«
    Irgendwas verheimlichte Twill mir, doch für den Moment schien dieses Feuer gelöscht, also machte ich mich daran, mich um den nächsten Brandherd zu kümmern.

47
    Um kurz nach vier traf ich bei einer Adresse in Bayside, Queens, ein. Auf der Straße und auf dem Bürgersteig waren Kinder auf Skateboards, Fahrrädern, Inlinern und sogar zu Fuß unterwegs. Es war Sommer, und alle waren zu Hause, bis auf die Eltern, die noch arbeiten mussten, um die monatliche Miete oder Hypothekenrate zu verdienen.
    Das Haus, das ich besuchen wollte, war klein und gelblich mit einem großen Garten. Es war umgeben von Büschen und Bäumen und damit das perfekte Objekt für einen Einbruch. Aber ich war nicht hier, um ein Verbrechen zu begehen; eigentlich nicht einmal, um zu ermitteln.
    Ich klopfte an die Haustür. Sie wurde unverzüglich geöffnet. Ein kleines rothaariges

Weitere Kostenlose Bücher