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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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gab es die großen Tornados im Mittleren Westen. Danach ist sie bei ihrer Mutter geblieben und nicht vor die Tür gegangen. Es gab nur ein paar Fotos aus der Highschool ohne Brille und mit dunklen Haaren.«
    Ich fragte mich, woher Gertie das aktuelle Foto des Mädchens besorgt hatte.
    »Was für Geld?«, fragte Minnie noch einmal.
    »Er hat mir dreiunddreißigtausend gegeben und gesagt, ich solle eine Weile den Kopf einziehen«, sagte Harry.
    »Du hast mir erzählt, du würdest im Telefonverkauf arbeiten.«
    »Ja.«
    »Und warum sollte Stumpy all das für Sie tun?«, fragte ich.
    »Er wollte, dass ich den Kontakt zu Zella halte und sie dazu bringe, mir zu erzählen, wo das Geld ist.«
    Aber Stumpy wusste doch, dass Zella reingelegt worden war, dachte ich. Er war derjenige, der die Sache arrangiert hatte.
    »Und warum hat er Minnie einen Job bei Rutgers besorgt?«
    »Er hat für die Firma gearbeitet«, sagte Harry. »Dort konnte er sie unterbringen. Und danach hat er mir geholfen, die kleine Zella zu adoptieren.«
    »Die große Zella sagt, dass Sie sich nicht mehr gemeldet haben, nachdem sie auf Sie geschossen hatte. Deswegen hat sie mich beauftragt, Sie zu suchen – damit sie sich entschuldigen kann.«
    »Die Schlampe hat in diesem Haus nichts zu melden«, sagte Minnie.
    »Ich hab Stumpy erzählt, ich würde versuchen, Zella die Information zu entlocken, aber ich konnte einfach nicht«, erklärte Harry. »Sie hatte auf mich geschossen, und bei dem Raubüberfall war ein Mann ermordet worden. Ich bin nur einmal zum Gefängnis gefahren …«
    »Was?«, fragte Minnie.
    »… aber ich bin nicht reingegangen.«
    Nichts von dem, was er sagte, ergab auch nur den geringsten Sinn. Zella hatte den Überfall nicht begangen, sie wusste nichts darüber. Stumpy war besser im Bilde als ich, wer das Ding wirklich durchgezogen hatte, nämlich Bingo und seine Truppe. Oder nicht?
    »Was wissen Sie über Brighton?«, fragte ich das Inkognito-Pärchen.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Minnie.
    »Er hatte etwas mit dem Überfall zu tun, richtig?«
    »Nicht, dass wir wüssten«, antwortete Harry. »Es war einfach der Job, den Stumpys Kontaktmann ihr beschaffen konnte.«
    »Und für wen hat Stumpy gearbeitet?«, fragte ich. »Wie hieß der Mann?«
    »Ich weiß es nicht. Das hat er nie gesagt.«
    »Es hätte also Brighton sein können.«
    »Schon möglich«, sagte Harry ein wenig hilflos. »Aber warum hätte er mir etwas vorspielen sollen?«
    »Sie haben ja auch so getan, als würden Sie mit Zella reden.«
    »Ich hab es versucht, aber ich hatte einfach nicht die Nerven.«
    »Und was haben Sie Stumpy erzählt?«
    »Die ersten paar Male, die ich ihn getroffen habe, habe ich gesagt, sie würde nach wie vor ihre Unschuld beteuern. Und dann, nach einer Weile, hat Mr. Brown einfach nicht mehr angerufen.«
    »Er hat nicht mehr angerufen, und Sie sind nicht argwöhnisch geworden?«
    »Weswegen? Er hatte Minnie einen guten Job besorgt. Ich hatte das versprochene Geld. Wir hatten … wir hatten die kleine Zella. Es gab keinen Grund, sich Sorgen zu machen.«
    Ich lehnte mich im Lehnsessel zurück, verwirrt über das Durcheinander, das mir das möglicherweise unschuldige Paar präsentiert hatte.
    »Du hast gesagt, du würdest jemanden bei Rutgers kennen«, sagte Minnie zu ihrem Mann, »und dass das mit dem Raubüberfall nur ein Zufall gewesen wäre.«
    »Das stimmte ja auch halb.«
    »Warum hast du mir das nicht gesagt?«
    »Weil du nicht zugelassen hättest, dass ich Zella besuche, und später, als ich sowieso nie gegangen bin, war es schon zu spät.«
    »Warum hat Stumpy Ihnen geholfen, Zellas Kind zu adoptieren?«, fragte ich.
    »Es ist auch mein Baby.«
    »Aber was hatte Stumpy davon?«
    »Sie sagen das so, als würden Sie ihn kennen«, meinte Minnie argwöhnisch.
    »Wie soll ich ihn Ihrer Meinung nach sonst nennen – den Verdächtigen X ?«
    Ihr darauf folgendes Stirnrunzeln war für mich wie das Gebäck, das Proust aß, bevor er sein Hauptwerk schrieb.
    Im Leben jeder Ente kommt eines Tages die Zeit
    Da die Schale sich öffnet und die Welt wird weit
    Das Küken sieht seine Mama schwankend und holpernd
    Über Halme und Zweige und Äste stolpern …
    Das war der Anfang eines Gedichts, das mein Vater mir und meinem Bruder immer vorgetragen hatte, um uns die Macht des Instinkts zu zeigen. Die Mama dieser Ente hätte auch eine Schubkarre oder eine schlaue Krähe sein können. Das Entenküken würde allem folgen, was voranging.
    Und genauso ist es bei

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