Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
war. Er wusste, dass man wieder und wieder auf einen Menschen schießen konnte, ohne dass Logik oder Empörung es verhindern konnten.
»Sie sollten dieses Haus verlassen«, erklärte ich ihnen. »Fahren Sie zum Flughafen oder zu einem Busbahnhof und verschwinden Sie in die Nacht. Die Leute, die versucht haben, mich umzubringen, waren Profis mit besten Verbindungen. Die kennen Ihre Nummernschilder und Kreditkartennummern, Teresa Lessers Adresse in der Hobart Street und alle Freunde, die die Quicks, Lessers, Tangelos und Burnses je hatten.«
»Warum sollten wir Ihnen vertrauen?«, fragte Minnie Lesser.
»Haben Sie nach meinem Namen gesucht, wie ich Ihnen gesagt habe?«
Ihr wortlose Antwort war ein wütendes Starren.
»Dann wissen Sie, dass Männer in meine Wohnung eingedrungen sind und versucht haben, mich zu töten. Sie wissen, dass ich weiß, wovon ich rede. Wenn ich Ihnen etwas hätte antun wollen, wäre das längst passiert.«
»Wir könnten die Polizei anrufen«, widersprach Minnie. »Wir sollten die Polizei anrufen.«
»Mag sein«, sagte ich. »Rufen Sie sie an. Erzählen Sie ihnen von Ihren neuen Namen und Stumpy Brown, von dem Raubüberfall und warum Sie für Rutgers arbeiten. Das wäre auf jeden Fall besser, als hier auf die Leute zu warten, die versucht haben, mich umzubringen.«
Ich versuchte, ihnen Angst zu machen. Ihren Gesichtern nach zu urteilen, gelang mir das auch.
»Wir haben kein Geld«, sagte Harry zu seiner Frau.
»Was wollen Sie, Mr. McGill?«, fragte Minnie.
Minnie war eine hübsche Frau. Nicht so niedlich wie ihr Mann, aber dafür ziemlich sexy. Sie hatte feine und klare Gesichtszüge. In ein paar Jahren würde sie streng wirken, aber jetzt tat sie es noch nicht.
»Ich will gar nichts von Ihnen, Minnie«, sagte ich. »Ich habe die Fahrt hierher für Zella gemacht. Ich habe die Namen der Leute in Erfahrung gebracht, die ihre Tochter adoptiert haben, um sie zu bitten, sich mit ihr zu treffen.«
»Aber dann haben Sie etwas anderes vorgefunden«, sagte sie.
»Und ich habe Ihnen meinen besten Rat gegeben. Vier Männer sind tot. Man hat versucht, mich und meine Familie umzubringen. Ihnen wurde von jemandem geholfen, der im Auftrag desjenigen gearbeitet hat, der für diese Morde verantwortlich ist, darauf können Sie wetten. Nehmen Sie Ihren Mann und Ihre Tochter und fliehen Sie. Ich werde Zella erzählen, was passiert ist. Sie wird Verständnis haben müssen.«
»Aber wohin sollen wir gehen?«, fragte sie. »Waskönnen wir machen? Wie können wir unseren Lebensunterhalt verdienen, wenn diese Männer alles über uns wissen?«
»Vor einer Viertelstunde haben Sie mir erklärt, dass ich gehen soll«, sagte ich. »Jetzt wollen Sie meine Hilfe?«
»Ja, das wollen wir.« Sie fasste die Hand ihres Mannes und drückte sie an ihre Brust. Er nickte, wie er es bestimmt schon oft getan hatte, um einer Entscheidung seiner Frau zuzustimmen.
Es war immer noch hell, doch es dämmerte schon. Der Anbruch der Dunkelheit machte mich sensibel für meine Umgebung.
»Ich kann jemanden anrufen«, sagte ich. »Er holt Sie ab und versteckt Sie, solange ich versuche, dieser Sache auf den Grund zu gehen, oder dabei draufgehe. Aber wenn ich das mache, müssen Sie mir versprechen, sich mit Zella zu treffen. Sie hat es verdient, ihre Tochter zu kennen.«
Harry sah Minnie an. Schließlich nickten sie.
»Hallo«, meldete sich Johnny Nightly auf seinem Handy.
Ich erklärte ihm so viel, wie ich am Telefon konnte, und bat ihn, ohne die ältere Zella zu kommen und die Quicks und ihre adoptierte leibliche Tochter in ein sicheres Versteck zu bringen.
»Okay, LT «, sagte er. »Das mach ich. Luke hat sowieso gesagt, dass er Zella Billard beibringen will. Aber ich muss dir was sagen, Mann.«
»Was denn, Johnny?«
»Also, inzwischen hab ich deine Klientin echt gern. Ich würd nicht wollen, dass ihr irgendwas Schlimmes passiert.«
»Dann wollen wir ja beide das Gleiche«, sagte ich.
Bevor es endgültig dunkel wurde, rissen die Familie Quick und ich ein Loch in den Kieferzaun des hinteren Gartens. Wir gingen durch den Nachbargarten, die Auffahrt hinunter und kamen einen Block weiter auf die Straße. Niemand hielt uns auf, und selbst wenn, was hätte er sagen sollen?
An der Straßenecke parkte ein dunkelblauer, fensterloser Van. Am Steuer saß Johnny Nightly, der tödlich attraktive, pechschwarze Killer. Er lächelte mich an, ich nickte höflich.
»Das ist Johnny«, sagte ich zu den Quicks. »Tun Sie, was er sagt, und
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