Manhattan Projekt
Luftblasen hinter sich herziehend.
Die Taucher schwammen tief hinunter, drosselten ihr Tempo erst, als sie sich dem Boden näherten. Nachdem sie tiefer als zwanzig Fuß gekommen waren, konnten die Halogenlampen kaum alle sichtbaren Wege erhellen in dem schwarzen, verschlammten Wasser. Ihr Sichtfeld war auf weniger als ein Yard Entfernung geschrumpft, als der Bewegungsdetektor zu blinken begann. Erst langsam, dann immer schneller.
Am Ufer vernahm Rentz durch den Kopfhörer einen rhythmischen Piepton. Er rückte das Mikrophon an seinen Platz vor dem Mund.
»Was ist los?« erkundigte er sich aufgeregt. »Könnt ihr was sehen?«
»Noch nicht«, erwiderte die Stimme eines Tauchers. »Aber es ist definitiv irgend etwas hier unten.«
»Aus Metall?«
Der Piepton wurde in Rentz' Ohren immer lauter, so daß es schmerzte.
»Nein, warte mal – das ist ein Bewegungssignal«, sagte der erste Taucher. »Es bewegt sich etwas genau vor uns.«
»Es kommt auf uns zu!« wimmerte der andere Taucher, der die Halogenlampen hielt.
Das Piepen klang jetzt wie schrilles Kreischen, erreichte seinen Höhepunkt, wurde plötzlich von einem gurgelnden Keuchen ersetzt, als ob jemand unter Wasser einen Schrei ausstoßen wollte. Der Laut ließ Rentz das Blut in den Adern gefrieren.
»Meldet euch! Könnt ihr mich hören? Was ist da unten los?«
Hinter Rentz, am Ufer, zerrte irgend etwas an dem Schlauch der Panzerfaust und tippte leicht gegen den Kompressor. Die zwei Polizisten packten den Schlauch und zogen verzweifelt, um ihn nicht zu verlieren.
Liz, die immer noch in ihrem Motorboot saß, beobachtete aufgeregt die dramatischen Ereignisse. Die Geschichten ihres Großvaters über Geister und Monster, die in den Tiefen des Sees hausten, waren nunmehr für sie alles andere als nur Phantastereien. Sie stand wieder auf und packte das Gewehr fester, während die verzweifelte Stimme des Mannes durch die Nacht hallte.
»Antwortet! Hört ihr mich? So antwortet doch!«
Jetzt zogen die Polizisten den Schlauch schneller aus dem Wasser. Liz sah deutlich, wie das zerfetzte Ende aus dem Wasser auftauchte. Die Polizisten zogen es ungläubig zu sich heran.
Es sah aus, als ob der dicke Gummischlauch durchgebissen worden wäre.
Die Polizisten sahen erst einander, dann Rentz an. Der starrte immer noch auf das Wasser des Sees, das sich inzwischen geglättet hatte.
8.
Harrison Conroy stellte den Motor seines Mercedes ab, schnappte sich seine Aktentasche vom Beifahrersitz und ging durch die Garagentür ins Haus hinein. Er drehte instinktiv am Alarmschalter, aber der war schon deaktiviert worden, wahrscheinlich von seinem Sohn. Seine Frau würde vermutlich den ganzen Abend bei der Vorstandssitzung der Stiftung verbringen.
Conroy nahm seine Aktentasche mit in die Küche, sein Jackett hatte er angelassen, und mixte sich einen Beefeater mit Tonic.
Er hörte ein Klatschen im Schwimmbecken hinter dem Haus und nahm einen größeren Schluck von seinem Drink, als er ursprünglich vorgehabt hatte. Sein dreizehnjähriger Sohn hatte strikte Anweisung, nicht ins Schwimmbecken zu springen, bis er seine Hausaufgaben gemacht hatte, und nicht zu schwimmen, wenn er allein war. Conroys Uhr stand auf fünf Uhr fünfzehn; Damon konnte auf keinen Fall um diese Uhrzeit mit seinen Hausaufgaben fertig und beim Baseballtraining sein. Nun, das würde ihm noch leid tun. Ein Kind sollte ruhig in Luxus leben, aber Conroy wollte, daß er dies auch schätzte. Er hatte Damon oft genug davon erzählt, wie es für ihn damals gewesen war, obwohl er nie auf die Jahre seines Lebens einging, die er aus seinem Gedächtnis gelöscht hatte.
Er trat mit seinem Drink auf die Veranda und ging über den Rasen zum Becken.
»Damon, mein Junge, ich hoffe, du hast einen guten Gr …«
Conroy blieb wie erstarrt stehen. Das Glas glitt ihm aus der Hand und zerschellte auf den Steinplatten. Ein Mann saß in einem aufblasbaren schwimmenden Sessel, der sich wegen seiner Leibesfülle tiefer als üblich ins Wasser senkte. Das Chlorwasser umfloß seinen Bauch bis zum Nabel, und das schulterlange Haar hing naß und unordentlich herunter. Er hielt ein hohes Glas, gefüllt mit etwas, das aussah wie hawaiianischer Punsch, den er mit einem Strohhalm schlürfte.
»Du hast dein Getränk fallen lassen, Othell«, grüßte ihn Jack Tyrell.
»Ich trage diesen Namen nicht mehr.«
Tyrell lachte, genauso wie vor fünfundzwanzig Jahren, nur ein bißchen heiserer. »Nein, du bist jetzt Harrison Conroy,
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