Manhattan Projekt
Teil der Renovierung am Haus selbst in die Hand zu nehmen, fand aber das Haus und alles was dazu gehörte im schlechtesten Zustand vor, den sie sich hätte vorstellen können. Der Gedanke, den Schauplatz ihrer Kindheitserinnerungen wieder in Besitz zu nehmen, war so verlockend für sie gewesen, daß sie versäumt hatte, die vor ihr liegende Aufgabe sorgfältig zu durchdenken.
Was wußte sie schon über Landwirtschaft? Ihr achthundert Hektar großes Land war abgewirtschaftet, und die Hitze vieler Sommer hatte den fruchtbaren Boden zu steinhartem Lehm verwandelt.
Nach nur drei Wochen hatten sich jedoch das Geld und die harte Arbeit, die sie geleistet hatte, bezahlt gemacht. Sie mußte ein paar helfende Hände anheuern, damit sie die Farm möglichst bald in Betrieb nehmen konnte. Eine Aufgabe, der sie aufgeregt, aber auch ängstlich entgegensah, doch am Ende siegte gegen alle Zweifel das sichere Gefühl, daß sie daheim war.
Dann wedelte der Millionär Maxwell Rentz mit seinen Dollars, und sie erfuhr von seinem Plan, in der Gegend den größten Erholungsort des Staates zu errichten. Ein ähnliches Vorhaben hatte schon Disney einmal gehegt und wieder verworfen, damit jedoch die Tore für jeden Unternehmer geöffnet, der in die gleiche Sache investieren wollte. Rentz hatte als erster die Gelegenheit ergriffen. Er sah in Preston den idealen Ort für seinen Plan und hatte schon drei Farmen, die an das Areal von Liz grenzten, gekauft. Doch um sein geplantes Erholungsgebiet bis zur Hauptstraße auszudehnen, brauchte er Liz' Farm, und er war überzeugt, das Projekt durchzusetzen, sei nur eine Kleinigkeit. Eine einfache Sache für Liz: verkaufen und ihre Schulden tilgen. Vielleicht konnte sie sogar einen satten Gewinn einstreichen bei dem Geschäft.
Aber Liz konnte nicht verkaufen. Denn hier gab es für sie eine Herausforderung, und eine Herausforderung war genau das, was sie brauchte, um den schlechten Geschmack von der Zunge zu bekommen, den die gescheiterte FBI-Karriere bei ihr hinterlassen hatte. Und sie war daheim. Kein Geld der Welt konnte ausreichen, ihr das zu nehmen. Je mehr Druck Rentz ausübte, desto mehr Widerstand leistete sie. Sie wollte ihren Sohn zurückholen und hier aufwachsen lassen. Dieser Gedanke ließ sie weiterkämpfen.
Vielleicht wäre sie mit der Zeit schwach geworden, hätte sich darauf besonnen, daß sie ihr Leben auf andere Weise vielleicht noch besser gestalten konnte. Aber dann brachte Rentz den Fall vor Gericht. Einen Haufen Mist über Wasserrechte und stillschweigend proklamierte Eigentumsrechte über den acht Hektar großen See, der im Winter des Jahres 1863 entstanden war, als der Bull Run über seine Ufer trat und während eines zweiten Sturmes, der viele Tage lang wütete, das Tal überschwemmte. Aber wessen Land wurde eigentlich überflutet? Rentz behauptete, beweisen zu können, daß kein Stück Land unter dem Wasser jemals ihr gehört hätte.
Wieder einmal waren es Männer in Gerichtssälen, die ihr keine andere Wahl ließen, zu akzeptieren, was immer sie ihr auftischten, und sich davonzuschleichen. Trotzdem gab sie sich nicht geschlagen. Es war immer noch genug Kampfgeist in ihr, doch wenn sie zu Rentz' Gunsten unterschrieb, dann würde dieser genau auf dem Land ausgelöscht, auf dem sie großgeworden war.
Liz machte sich keine Illusionen. Sie wußte wohl, daß Rentz die Gerichte der Gegend bestach. Es war sein Land, und viele öffentliche Gebäude und Krankenhäuser trugen den Namen seines Vaters. Diese Vorteile verliehen ihm viel politisches Gewicht, das er einsetzen konnte.
Aber es tat gut, ihn zu bekämpfen, für sich selbst zu kämpfen. Sie kämpfte für den letzten Traum, der ihr geblieben war und den Rentz' bedrohte. Entweder mit der Schrotflinte oder dem Federhalter, und grober Schrot kam für sie im Moment eher in Frage als Tinte.
Liz blickte zum gegenüberliegenden Ufer, wo Rentz' Männer mit dem Aufbau ihrer Ausrüstung fast fertig waren. Einer von ihnen schaltete eine Kette starker Halogenlampen ein, die unter Wasser Licht lieferten. Ein anderer hielt einen Gegenstand, der aussah wie ein komplizierter Metalldetektor. Liz verstand nicht, was ein solches Gerät ihnen nutzen konnte bei dem Versuch, einen Streitfall um Besitztumsgrenzen anzuzetteln.
Die Halogenlampen machten da schon mehr Sinn. Ein Mensch konnte nicht einmal seinen Arm sehen, wenn er ihn ins Wasser steckte. Sie beobachtete Rentz' Taucher, die unter der Wasseroberfläche verschwanden, einen Schweif von
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