Manhattan Projekt
den Schirm seiner Kappe über die Augen.
Blaine wickelte das Seil unter den Armen rund um die Brust und zog das Boot mit sich, bis sie tiefes Wasser erreichten – dann begann er zu schwimmen. Er zog das ganze Gewicht des Bootes langsam hinter sich her.
»Ich bin hungrig, mein Sohn«, rief Buck Torrey ihm zu. »Kannst du nicht schneller machen?«
7.
Die beiden Taucher bewegten sich lautlos zum Ufer. Dann folgte ihnen ein dritter Mann in die leise plätschernde Strömung. Er schob einen Karren, in dem die Ausrüstung lag, die für den Transport über die kurze Entfernung von der Landungsbrücke den Hügel hinauf zu sperrig war. Gemeinsam wateten die Froschmänner durch den See, dessen Wasser nur knöcheltief war.
Plötzlich pfiff ein Gewehrschuß durch die Nacht, ließ sie erstarren, noch bevor der grelle Schein eines Flutlichts sie umfing und aus einem Motorboot fünfzig Yards entfernt eine Stimme ertönte.
»Das reicht, Kameraden«, schrie Liz zur Warnung. »Der See ist während der Nacht gesperrt.«
Sie hielt ein Mossberg Zwölfkalibergewehr lässig in einer Hand, zielte damit ins Leere. Den Scheinwerfer hielt sie in der anderen, er war auf die Taucher gerichtet. Sie hob ihn ein wenig höher, als jemand hinter dem Hügel auftauchte und sich dem Ufer näherte. Der Mann hielt eine Hand hoch, um sich vor dem Licht zu schützen, sein olivgrüner Anzug glänzte in dem Schein. Liz schob einen Fuß lässig auf die Reling des kleinen Bootes, das unter ihr schwankte. »Hast du auch vor zu schwimmen, Max?«
Maxwell Rentz ging nur so nah ans Wasser, daß seine fünfhundert Dollar teuren italienischen Mokassins nicht naß wurden, die Hand hielt er immer noch schützend vor die Augen. »Es steht Ihnen nicht zu, mir das zu verbieten, Miss Halprin.«
»Nein, im Augenblick steht es mir zu, sie zu erschießen.«
»Und aus welchem Grund?«
»Unbefugtes Betreten.«
»Meines eigenen Sees?«
»Das ist genau der Punkt, über den zur Zeit verhandelt wird, Max.«
»Wieso lassen wir nicht meine Leute tauchen; vielleicht finden sie etwas, was der Verhandlung dient.«
»Meines Wissens sind wir vor Gericht übereingekommen, die Ergebnisse eines neutralen Unterwasser-Gutachter-Teams zu akzeptieren.«
»Sie waren übereingekommen. Ich habe immer betont, daß ich einen Aufschub von drei oder vier Monaten nicht verkraften kann.«
»Gewiß haben sie Einspruch erhoben, Max. Aber die Verzögerung könnte bei weitem länger ausfallen, weil es ziemlich schwer sein dürfte, Froschmänner aus dieser Gegend zu finden, die dort hinunter wollen.« Sie schwenkte das Flutlicht von Rentz zu den Tauchern, dann zurück. »Warten Sie – Sie haben ihnen bestimmt nicht gesagt, was neulich passiert ist, als jemand in diesem See getaucht ist, was, Max?«
»Er hat nicht für mich gearbeitet.«
»Sehr gut, sonst wären Sie ihm eine hübsche Stange Geld schuldig wegen Überstunden – er ist nämlich immer noch da unten.« Liz konnte im Lichtkegel erkennen, daß Rentz' Taucher sich gegenseitig ansahen.
»Gerüchte«, sagte Rentz.
»Nicht, wenn man seiner Familie Glauben schenkt. Ich an Ihrer Stelle würde mich vergewissern, daß seine Versicherungsbeiträge bezahlt wurden, in Anbetracht dieser Legende.«
Maxwell Rentz ließ den Anschein, besänftigen zu wollen, fallen und verfiel wieder in einen sarkastischen Ton. »Wenn Sie ich wären, dann würden Sie hier auch nicht den größten Erholungsort der Region planen. Und dazu brauche ich diesen See, der zufällig an Ihre Farm grenzt.«
»Aus meiner Sicht ist es so, daß die Farmen, die Sie sich einverleibt haben, zufällig an meinem See angrenzen.«
Rentz trat näher, bis die Strömung um das weiche Leder seiner Schuhe wirbelte. »Wie auch immer, ich brauche Ihre Farm, um meinen Plan zu verwirklichen. Und wenn ich beweisen kann, daß Sie keinen Anspruch auf diesen See haben, werden Sie keine andere Wahl haben, als zu verkaufen, weil ich sonst Ihre Wasserrechte aufheben lasse. Das bedeutet, Sie werden ihre Felder nicht mehr bewässern können, Miss Halprin. Mein Angebot steht, bis mir meine Taucher verkünden, daß ich nicht so großzügig zu sein brauche.«
Rentz nickte seinen Männern zu, die erst einen nervösen Blick miteinander wechselten, bevor sie wieder zu dem Karren mit den verbliebenen Ausrüstungsgegenständen griffen. Liz achtete darauf, daß die Männer auch weiterhin im Schußfeld waren.
Rentz blickte den Hügel hinauf. »Zwei Polizeibeamte aus Preston stehen da oben und
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