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Manhattan Projekt

Titel: Manhattan Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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beobachten alles, was hier geschieht, Miss Halprin. Ich befürchte, Sie mißachten gerade das Gesetz über den Umgang mit Feuerwaffen!«
    »Das Gesetz von Virginia gestattet jedem, sein Heim zu beschützen.«
    »Und wenn Sie beweisen können, daß dieser See zu Ihrem Land gehört, dann können Sie nach Herzenslust herumballern. Ansonsten, als Staatsbeamter …«
    »Ex-Staatsbeamter«, verbesserte ihn Liz, die am liebsten auf Rentz geschossen hätte.
    »Verzeihen Sie«, höhnte Rentz. »Letzten Monat waren Sie doch auch nicht zimperlich im Gebrauch von Schußwaffen, nicht wahr? Das kostete einem Lehrer das Leben und Sie Ihre Karriere. Aber Sie wollten sowieso schon immer Farmer werden.«
    Liz zuckte zusammen, sie kochte vor Wut. »Sind Sie fertig?«
    »Es ist mir sogar zu Ohren gekommen, daß der Vorfall Ihren Mann dazu veranlaßt hat, für Ihren Sohn Schutzhaft zu erbitten, wegen der bevorstehenden Anhörung. Können Sie sich Ihren Sohn vor Gericht vorstellen, wenn er beschreibt, wie seine eigene Mutter ihn vor versammelter Schulklasse fast erschossen hätte?«
    »Es tut mir nur leid, daß er nicht hier ist und mit ansieht, wie ich Sie erschieße.«
    »Die Polizisten haben ihre Waffen auf Sie gerichtet, Miss Halprin. Meine Männer werden jetzt tauchen. Wir wollen sehen, was sie dort unten finden werden.«
    »Oder was sie findet«, sagte Liz, laut genug, damit die Taucher sie auch hören konnten. In diesem Moment kamen ihr all jene Legenden über diesen See in den Sinn, die sie als kleines Mädchen gehört hatte. Ihr Großvater, der sie auf seine Knie gesetzt hatte und ihr von den Geistern erzählte, die im Wasser spukten. Es waren die Geister der Yankees aus dem Bürgerkrieg, die dafür sorgten, daß ihre letzte Ruhestätte für immer beschützt war.
    Liz bewahrte sich die Erinnerungen an jene Tage und an die Farm. An jenen Tag, als ihre Mutter sie auf den Steg gesetzt hatte, um ihr zu erzählen, daß sich ihre Eltern trennen würden. Die Totenwachen für beide Großeltern waren auf dieser Farm abgehalten worden, und kurz bevor Liz das College abgeschlossen hatte, eröffnete ihr die Mutter, daß sie die Farm zum Kauf anbieten würde. Es gab niemanden mehr, der sie betreiben konnte, und finanziell war sie ein Verlustgeschäft. Liz hatte heftig gegen den Verkauf protestiert, sie war nicht willens, das letzte, was ihr von ihrer Kindheit geblieben war, aufzugeben. Weil es aber nicht sicher war, ob sich der Verkauf überhaupt lohnen würde, war ihre Mutter einverstanden, daß Liz für die Steuern und die wenigen Instandhaltungskosten aufkam. Und das hatte sie seitdem immer getan, denn obwohl sie nie ernsthaft in Erwägung zog, wieder auf der Farm zu leben, wollte sie sich wenigstens die Möglichkeit offen halten.
    Vor drei Wochen hatte sie es dann doch getan. Grund war die Reaktion des FBI auf die Schießerei in der Grundschule ihres Sohnes, die das Leben eines Lehrers gefordert hatte. Ihre Kugel war durch die gerichtsmedizinische Untersuchung als diejenige identifiziert worden, die ihn getötet hatte – wie es einen Tag vor dem Termin ihrer Vernehmung durchgesickert war. Nach Waco und Ruby Ridge war es im FBI mit der Geduld schlecht bestellt, und die Gemüter erhitzten sich. Man hatte sie vor die Wahl gestellt, sich einer disziplinarischen Untersuchung zu stellen und gefeuert zu werden oder weitere Komplikationen zu vermeiden und aufzugeben.
    Liz ließ sich die Ereignisse immer und immer wieder durch den Kopf gehen. Ob sie nicht besser anders gehandelt hätte. Ob sie nicht doch auf die Ankunft der Polizei hätte warten sollen. Liz wußte am gleichen Tag, an dem sie das Angebot der Prüfungskommission akzeptiert hatte und das Hoover Building verließ, daß sie nie mehr bei einer Bundesbehörde arbeiten würde. Sie hatte an einem einzigen Tag ihre Karriere und ihr Kind verloren, und ihre Anwälte machten keinen Hehl daraus, daß es unter diesen Umständen genauso schwierig werden würde, Justin wiederzubekommen wie ihre Dienstmarke.
    Also hatte sie Washington Richtung Westen verlassen, wo die Menschen immer noch sehr einfach lebten. Was sie jetzt brauchte, war das Gefühl, daß sie irgendwohin gehörte. Hier konnte sie sich und Justin ein Zuhause schaffen, für den Fall, daß das Gericht wieder zur Besinnung kam und ihr das endgültige Sorgerecht zusprach. So konnte sie ihr Leben auf den gleichen Grundfesten wieder aufbauen, auf denen es damals gebaut worden war.
    Liz war mit dem Vorsatz zurückgekehrt, den größten

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