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Manhattan Projekt

Titel: Manhattan Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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aufzuspüren«, sagte er zu ihnen.
    »Na, ja, wir sind ein wenig herumgereist«, sagte Earl.
    »Immer auf der Landstraße«, fügte sein Bruder Weeb hinzu. »Wie echte Wanderer.«
    »Wie in dem Lied von den Allman-Brothers.«
    »Das war der Rambling Man«, verbesserte ihn Jack.
    Die ganze Zeit über, die er dort gesessen und mit ihnen gesprochen hatte, wußte Jack, daß er vielleicht ihre Aufmerksamkeit, nicht aber ihre Blicke für sich gewinnen konnte. Jene beiden rötlichen Augenpaare, die sich im gleichen Takt hin und her bewegten und jeden, der das Eßlokal von der Straße aus betrat, studierten.
    Die Zwillinge hatten Jack während eines Großteils seiner Laufbahn in den frühen Sechzigern begleitet. Sie fühlten sich jener Zeit nicht sonderlich verpflichtet, obwohl sie vorgaben, es zu tun. Sie liebten nur die Gewalt. Tyrell konnte das glasklar durchschauen, aber er kümmerte sich nicht um ihre Motive, weil sie in dem, was sie taten, sehr gut waren. Die Waffe auf die Geiseln zu richten während eines Banküberfalls oder einer Geisel eine Kugel in den Kopf jagen, wenn das geforderte Lösegeld nicht wie versprochen ankommen wollte – diese Arbeit lag nicht jedem.
    Earl und Weeb waren beide spindeldürr, ihre Haut saß straff über den Knochen; aber sie waren furchterregend, fürchterlicher als alle Männer, mit denen Jack je zu tun hatte. Es gab rein gar nichts, was sie nicht tun würden. Kein Menschenleben hatte für sie irgendeinen Wert, das Töten war für sie so selbstverständlich wie das Atmen.
    »Gefällt dir unser Wagen?« fragte Earl auf einmal.
    »Der grüne Caddy dort draußen im Schatten«, ergänzte Weeb.
    »Eine tolle Klimaanlage.«
    »Absolut notwendig für den bevorstehenden Sommer.«
    »Sollen wir dir einen besorgen?« fragte Earl, der Jack schmeicheln wollte, denn dieser war vermutlich der einzige Mensch auf Erden, der ihre Fähigkeiten zu schätzen wußte.
    Jack blickte sie über den Tisch an. Als er ankam, hatten sie ihn schon erwartet, hatten die hinterste Nische ausgewählt, weil diese fast völlig im Dunkeln lag. Sonne verursachte ihnen Schmerzen in den Augen und verbrannte ihre Haut, denn die Zwillinge waren Albinos. Ihre Gesichter waren so weiß, als würden sie jeden Morgen gepudert, und ihre Haare sahen aus wie ein wirrer Knäuel Spaghetti.
    »Wie hast du uns gefunden?« fragte Earl wieder neugierig.
    »Warum hast du dir die ganze Mühe gemacht, eigentlich?«
    Während Jack die Brüder beobachtete, bemerkte er, wie ihr Blick im Einklang zu einem Kombi mit Anhänger abschweifte, der gerade auf den Parkplatz fuhr. Die Zwillinge beobachteten, wie eine vierköpfige Familie aus dem Wagen drängte, hungrig und erschöpft von der Fahrt. Die Brüder wandten sich einander zu und lächelten.
    »Du wolltest uns gerade erzählen, wie du uns gefunden hast«, nahm Earl den Faden wieder auf.
    »Nein«, protestierte Weeb. »Er wollte uns gerade sagen, warum er sich die Mühe gemacht hat.«
    »Das Wie ist schnell erzählt«, sagte Jack. »Eure Arbeit hinterläßt eine ganz besondere Handschrift. Ein paar Zeitungen, die Fernsehnachrichten – es ist nicht schwer, euch aufzuspüren für jemanden, der weiß, wonach er suchen muß.«
    »Es ist unser Lebensunterhalt«, erklärte Earl, als die Familie das Lokal betrat.
    »Es bringt euch nicht sehr viel ein, von meiner Warte aus gesehen.«
    »Hast du was Besseres im Sinn?«
    Jack wandte sich nun an Weeb. »Darum bin ich hier. Ich habe Arbeit für euch.«
    Wieder blickten sich die Zwillinge an, nicht besonders erregt. Weeb sprach. »Sollen wir dir etwa abkaufen, daß du wieder dort anfängst, wo du aufgehört hast?«
    »Nein, ihr sollt mir glauben, daß ich mit etwas sehr viel Größerem wieder anfange als das, womit ich aufgehört habe.«
    »Verdammte Kacke«, sagte Earl erregt, als die Familie sich nur zwei Nischen entfernt niedergelassen hatte.
    »Was meinst du?« fragte Earl.
    »Ich überlege gerade, ob wir den Anhänger behalten können, nur so zum Spaß. Ihn hinter uns herziehen können.« Dann wechselte er plötzlich das Thema und sah Jack wieder an. »Was ist das für ein Job?«
    »Wir nehmen ein paar Geiseln.«
    »Das hört sich ziemlich leicht an«, meinte Weeb.
    »Wieviel Geiseln?« fragte Earl.
    Jack Tyrell hob seine Tasse und schlürfte seinen dampfenden Kaffee. »Oh, fünf Millionen, ein paar mehr, ein paar weniger.«

13.
    Maxwell Rentz fuhr durch seine Musterstadt in einem Wagen, der dazu ausersehen war, die Autokarawane anzuführen. Die

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