Manhattan Projekt
andere Vitrine.
Sie redeten vier Stunden lang, immer wieder unterbrochen von unbehaglichen Schweigeminuten, die Buck Torrey mit seinem Whiskey überbrückte. Die meiste Zeit über erkundigte er sich nach dem Enkelsohn, den er seit fünf Jahren nicht mehr gesehen hatte, und überließ es Liz, zur gebotenen Zeit über all das zu sprechen, was an jenem Tag in der William T. Harris-Grundschule passiert war.
»Ich bin stolz auf dich«, sagte er, als sie geendet hatte. »Wie du das gemacht hast. Nach allen Regeln der Kunst: alles abgesichert.«
»Ein Unschuldiger wurde getötet. Meine Kugel traf ihn direkt in den Kopf.«
»Also wenn die Leute vom FBI auch nur ein bißchen vom Kampf Mann gegen Mann verständen, müßten sie einsehen, daß dein Rausschmiß rückgängig gemacht werden muß!«
»Das ist das FBI, Vater, nicht die Armee.«
»Das ist gesunder Menschenverstand, Mädchen. Dieser Verrückte, er trug ein …«
»Ein Mac-10«, fiel ihm Liz ins Wort.
»Steinzeitalter – ein Stück Scheiße. Hatte es drei Ladestreifen extra?«
»Ja.«
»Also gut, sagen wir, er schafft es zwei von ihnen abzufeuern, bevor ihn irgend jemand stellt. Sechzig Runden in einer solchen Umgebung ergibt zwanzig Tote und zwanzig Verwundete. Zwanzig ausgelöschte Leben und zwanzig für immer zerstörte Leben, statt einem. Macht 39 Punkte für dich, und du bist die Beste in meiner Klasse. So funktioniert das!«
»Der Disziplinarausschuß sieht das anders. Er meint, ich hätte auf Unterstützung warten müssen, bevor ich hineinging.«
»Wie weit war sie entfernt?«
»Ich konnte die Sirenen hören.«
»Eine Frage des Zeitpunkts also.«
»Das behaupten sie. Sie haben auch gesagt, daß meine Gegenwart den Vorgang erst heraufbeschworen habe.«
»Heraufbeschworen?«
»So haben sie es im abschließenden Gutachten ausgedrückt.«
Buck Torrey spottete. »Ein Mann betritt eine Schule mit einem beschissenen Mac-10, und es ist deine Schuld, daß er das Feuer damit eröffnet?«
»Aus deren Sicht, nach Waco und Ruby Ridge, ja.«
»Die sind doch krank.«
Liz goß sich ein Glas Whiskey ein, verdünnte ihn mit etwas Eis und Wasser. »Sag du's mir.«
»Die Mac-10 ist eine Killerwaffe – das ist das einzige, wofür sie taugt. Du fuchtelst mit ihr herum, und alles fällt zu Boden.«
»Es muß ein Querschläger gewesen sein. Ich kann über jede Kugel Rechenschaft geben, solange der Täter die Geisel hielt.«
Das gab Buck zu denken. »Was hattest du dabei?«
»Eine 380er Smith und Wesson.«
»Geladen?«
»Mit harten Rundbällen.«
Buck schüttelte den Kopf. »Unmöglich, daß im Falle eines Querschlägers diese Kugel wieder aus dem Schädel heraustritt.«
»Noch was?«
»Ja. Die runden Neunmillimeter zählen zur Standardausstattung des Mac-10.«
»Glaubst du, das Kriminallabor des FBI weiß das nicht?«
»Ich würde gerne einen Blick in den ballistischen Bericht werfen. Ich möchte wissen, wie die dazu kommen, die Kugel eindeutig als deine zu identifizieren, auf der Grundlage dessen, was von ihr nach dem Querschlag und dem Eindringen in den Schädel des Toten übriggeblieben war.«
Liz' Vorgesetzter hatte diese Frage mit einem Achselzucken abgetan und gesagt, daß der Beweis schlüssig sei.
»Ich werde sehen, was ich tun kann.«
Buck nahm einen kräftigen Schluck Whiskey. »Die Armee hat mir ein paar neue 4.5-Millimeter geschickt, zur Überprüfung.«
»Die Beretta oder die Heckler und Koch?«
Buck blickte seine Tochter ziemlich erstaunt an.
»Ich testete beide das letzte Mal, als ich in Quantico war«, sagte sie ihm.
»Und was hältst du von den Waffen?«
»Diese dreißiger Ladestreifen sind das Besondere an ihnen.«
»Ich glaube, daß man das gleiche erreichen kann, wenn man die Leute dafür trainiert, zweimal genauso schnell mit fünfzehn zu schießen, verstehst du, was ich meine?«
»Wie lange reicht das aus?«
»Bis einer mehr als neununddreißig Treffer landet.« Buck Torrey hob sein Glas, um einen Toast anzudeuten. »Auf meine Tochter … die jederzeit willkommen ist in meiner Einheit.«
Er nahm einen Schluck. Liz tat es ihm nach.
»Und jetzt erzähl mir von diesem zweiten Problem, das vor uns liegt.«
Am nächsten Morgen sah Liz von einem Fenster im oberen Stockwerk als erstes den Traktor, der auf die Farm fuhr. Drei Männer drängten sich in der Fahrerkabine.
»Vater«, sagte sie alarmiert, ging in die Küche und fand Buck Torreys Kaffee, der abkühlte, und eine gigantische Platte mit Rührei, das halb
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