Manhattan Projekt
würde ich es ausdrücken. Als ich bemerkte, daß sie in Schwierigkeiten steckt, habe ich ihn gerufen. So wie dich jetzt.«
»Laut seinen Anweisungen.«
»Er hat mir eine Nummer gegeben. Und da er sich nicht bei mir meldete, habe ich zum Hörer gegriffen.« Reed blickte über den Tisch, musterte Blaine. »Und jetzt bist du da.«
Blaine hörte einen seltsamen Unterton in seiner Stimme. »Und was stört dich daran?«
»Ich habe herumtelefoniert und mir ein paar Informationen über dich besorgt.«
»Und was hast du gehört?«
»Meine Quellen sagten mir, den wahren McCracken gäbe es nicht mehr.«
»Das würde ihnen so passen!«
»Als du hier zur Tür hereinkamst, war mir, als blickte ich auf einen Mann, der nur noch der Schatten seiner selbst ist.«
»Das war ich auch … bis ich Buck besucht habe.«
»Er hat aus vielen Männer gemacht, zu seiner Zeit.«
»Und aus mir hat er wieder einen gemacht.«
Reed blickte lange auf seine nutzlosen Beine.
»Mir konnte er damals nicht mehr helfen.«
»Wo ist das passiert?«
»Vietnam. Ein Einsatz zuviel.«
»Du warst Scharfschütze.«
Reeds Kaffeetasse fiel auf die Untertasse. »Woher zum Henker weißt du das?«
Tatsächlich konnte Blaine das nicht genau sagen, aber sein Blick hing an Reeds Finger, den er durch den Henkel der Tasse gesteckt hielt, wie an dem Abzug einer Waffe.
»Wahrscheinlich hat Buck deinen Namen erwähnt«, log er.
Die Kellnerin kam, goß Blaine eine Tasse Kaffee ein und wartete mit Stift und Block auf die Bestellung. Reed bat sie, ihnen etwas mehr Zeit zu lassen.
»Was passierte, nachdem du ihm mitgeteilt hattest, daß seine Tochter in Schwierigkeiten war?« fragte Blaine.
»Er bat mich, Auskünfte über den Gegner einzuholen. Einen Bauunternehmer, namens Maxwell Rentz, der es sich in den Kopf gesetzt hat, hier oben eine Art Disney Land des Nordens zu errichten. Das Dumme ist, daß er es nicht tun kann, ohne die Farm der Torreys. Und Bucks Tochter – Liz – will nicht verkaufen.«
»Klingt ganz nach einer Torrey.«
»Ich rief erst an, als Rentz ein paar unangenehme Burschen anheuerte, wenn du verstehst, was ich meine. Ich sah, daß diese Typen herumschnüffelten, daß sie nichts Gutes im Schilde führten. Als es gefährlich wurde, rief ich ihn sofort an und fragte ihn, ob ich die Dinge allein regeln sollte.« Reed nahm die Hände von der Tasse. »Ich brauche keine Beine, um sie ins Visier zu nehmen. Er wollte, daß ich auf ihn warte.«
»Was ist gestern passiert?«
»Er hat nicht angerufen. Ich wartete ein paar Stunden, bevor ich anrief. Hätte das nicht tun sollen, aber ich tat es.«
»Aber du weißt nicht, was er vorhatte? Warum glaubte er, daß es gefährlich werden würde, und ließ meine Nummer da?«
Reed zuckte die Achseln.
»Dann ist es wohl besser, wenn ich mit seiner Tochter rede. Was kannst du mir über sie sagen?«
Reed blickte starr durch das Fensterglas des Eßlokals. »Als erstes solltest du wissen, daß sie gerade wegfährt.«
Blaine hatte den Jeep wieder in Sichtweite, als der blaue Lastwagen ihn über die Leitplanke drängte. Er sah, wie er sich in der Luft drehte und auf dem Wasser aufschlug.
Blaine gab mit seinem Mietwagen Vollgas. Der Jeep war längst im Wasser versunken, als Blaine ins Wasser sprang. Als er den Jeep erreichte, hob er einen Stein vom Grund des Flusses auf und rammte ihn ins Fenster. Es gelang ihm gleich beim ersten Versuch, das Fenster zu zerschlagen, und er zog Liz Halprin aus ihrem Wagen.
Sie atmete nicht, als er sie ans Ufer zog, und Blaine versuchte fieberhaft sich daran zu erinnern, wie er eine Mund-zu-Mund-Beatmung anwenden mußte. Seltsamerweise hatte er das noch nie getan, aber das hier war die Tochter von Sergeant Major Buck Torrey, und sie würde nicht kampflos sterben. Blaine preßte seinen Atem durch Liz Halprins blau angelaufene Lippen, preßte ihre Brust in regelmäßigen Abständen und hoffte, daß er die vorgeschriebenen Intervalle richtig einhielt.
Er war erschöpft und bekam selbst kaum noch Luft, als Liz sich endlich rührte und ihm eine ganze Ladung Wasser ins Gesicht spie. Sie schlug wild um sich, und er mußte sie an den Schultern festhalten.
Buck Torreys Tochter starrte ihm in die dunklen Augen. »Sagen Sie mir nur, daß ich nicht tot bin.«
»Sie sind nicht tot.«
»Das bedeutet, daß Sie nicht der Teufel sind.«
»Nur beinahe«, sagte Blaine und grinste.
Kurz nachdem zwei Polizisten vorgefahren waren, traf Chief Lanning ein und ließ sich sichtlich
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