Manhattan Projekt
hatte, weil sie das Land so sehr liebte. Ihr erster Gedanke, als sie zurückgekehrt war und die Farm so heruntergekommen vorfand, hatte ihm gegolten. Damals hatten sie Fangen gespielt, waren ins Kino gegangen oder auf die Jagd. Na ja, sie hatten nicht wirklich gejagt, weil sie nie wirklich töteten. Sie pirschten nur durch die Wälder, folgten den Spuren der Tiere und versuchten, wie nah sie herangehen konnten, bevor das Wild sich davonmachte.
Manchmal ging Buck mit ihr tief in den Wald hinein, suchte nach Fallen, die Wilderer gelegt hatten, und zerstörte sie. Nur ein einziges Mal hatte er ein Tier getötet, einen Fuchs, der in eine Falle geraten war. Aber er hatte nicht zugelassen, daß sie zuschaute.
Er lehrte sie schießen, und das gefiel Liz am besten. An ihrem zwölften Geburtstag ging er mit ihr zum Zelten ins Gebirge, wo Buck Jägern auflauerte, die illegal Bären töteten. Sie erreichten das Lager der Jäger in der Nacht, und diesmal ließ Buck Liz zusehen, wie er mit ihnen verfuhr. Das war das entscheidende Erlebnis in ihrer Beziehung, der Moment in ihrem Leben, in dem Liz ihren Vater am meisten geliebt hatte. Im gleichen Augenblick mußte sie aber auch feststellen, daß er ihr mehr Angst einjagte als jene Männer, die ganz sicher kein Tier mehr töten würden.
Buck Torrey liebte die Menschen auf seine ganz eigene Art, aber er war auch der Überzeugung, daß man niemanden lieben konnte, den man nicht auch respektierte. Jetzt erinnerte sich Liz an jene Tage, und sie wußte nicht nur, daß sie ihren Vater respektierte, sondern auch, daß er auch sie respektierte. Darum hatte er zugelassen, daß sie in jener Nacht mit den Jägern zusah. Sie war alt genug geworden, in seine Welt eingeführt zu werden, zu erkennen, für was er sich einsetzte.
Wie seltsam war es, daß Liz sich einen Mann ausgesucht hatte, der das genaue Gegenteil von Buck war. Liz fragte sich heute, ob sie nicht überreagiert hatte, aus Furcht, nie einen Mann zu finden, der sich mit ihrem Vater messen konnte. Sie wollte jedoch damals ihr eigenes Leben führen, vielleicht fürchtete sie sich davor, von ihrer Arbeit in den Straßen verbraucht zu werden und eines Morgens als Vierzigjährige aufzuwachen, um festzustellen, daß es kein Kind gab, mit dem sie in der Nacht in die Wälder gehen konnte. Keins, dem sie beibringen konnte, wie man Fallen zuschnappen ließ und wie man mit Jägern verfuhr, die junge Bären zu Waisen machten.
Justin war jetzt fast neun Jahre alt, und sie hatten bis jetzt nicht viel gemeinsam unternommen. Und wenn sie nach Bucks Rückkehr irgend etwas bedauerte, dann war es die Erkenntnis, was ihrem Sohn in jenen letzten fünf Jahren durch den Rückzug seines Großvaters entgangen war. Vielleicht konnte sie sich nicht unbelastet über das Wiedersehen mit ihrem Vater freuen, weil sie fürchtete, daß er wieder gehen würde, nachdem sie das Problem gemeinsam gelöst hatten. Noch mehr Jahre, in denen sie erwartungsvoll jeden Morgen die Post durchsehen würde, nur um enttäuscht zu werden.
Der Jeep rollte mit sechzig Sachen, vor ihr lag dunkel die leere Straße. Ein Fluß glänzte zu ihrer Rechten, und sie mußte an den See denken, der das Geheimnis ihrer Ländereien barg. Das Gesetz war zwar vage, aber dennoch einfach: wenn Maxwell beweisen konnte, daß sie keinen Anspruch auf den See hatte, dann konnte er ihr die Wasserrechte absprechen und ihr Land beschlagnahmen lassen.
Sie fuhr weiter und dachte darüber nach, was sie tun würde, wenn ihr Land tatsächlich beschlagnahmt würde. Ein paar Tretminen wären nicht schlecht, Splittergranaten, und ein M-16 mit vollem Magazin. Vielleicht fand sie diese Dinge im Gepäck ihres Vaters, das er in einer Kammer der Eingangshalle verstaut hatte, bevor er wegging. Oder sie konnte auf stur schalten und Rentz so lange hinhalten, bis die Presse von seinen miesen Machenschaften erfuhr …
Liz hatte den Lastwagen erst bemerkt, als er in ihrem Rückspiegel bedrohliche Ausmaße annahm und so schnell näherrückte, als wolle er ihren Jeep verschlucken. Sie rechnete schon mit dem Aufprall, als der Laster im letzten Augenblick über die Mittellinie glitt und neben ihr beschleunigte. Sie bemerkte die königsblaue Farbe, die sie von John Reddings Viehzüchter-Verband her kannte.
Der blaue Laster schwenkte plötzlich zur Seite und stieß gegen ihren Jeep. Liz spürte, wie die Beifahrerseite die Leitplanke streifte, wußte sich aber nicht anders zu helfen, als das Lenkrad fester zu packen. Hätte
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