Manhattan Projekt
desinteressiert von ihnen am Unfallort umherführen. Ein Kranwagen mit einer Seilwinde war schon an Ort und Stelle und wartete nur noch auf einen Taucher, der den versunkenen Jeep festhaken würde, damit man ihn aus dem Wasser ziehen konnte. Lanning verfolgte die Bremsspuren von der Straße bis zur Leitplanke, schätzte den Abstand zum Wasser und merkte sich die Maße, ohne sie zu notieren.
»Einmal mehr der nichtexistierende Viehzüchter-Verband«, hörte er hinter sich Liz Halprin sagen.
Lanning drehte sich um und sah, daß sie hinter ihm stand, er war nicht wenig überrascht, denn im ersten Bericht vom Unfallort hatte es geheißen, man habe sie schon in einem Rettungswagen zum Krankenhaus gefahren. Sie hatte eine Decke um die Schultern gelegt, und ein Mann stand neben ihr, den Lanning nicht kannte.
»Sie können die blauen Lackspuren ihres Lasters überall an meinem Jeep finden«, fuhr sie fort. »Und es dürfte nicht schwer sein, ihn heute in der Stadt zu finden, Chief.«
Aber Lannings Aufmerksamkeit richtete sich auf McCracken. »Kenne ich Sie?« fragte er schließlich.
»Nein«, erwiderte Blaine McCracken. »Sie kennen mich nicht.«
»Vielen Dank für Ihre Mühe. Sie können jetzt wieder weiterfahren und die Lady meiner Obhut überlassen. Sie ist jetzt in Sicherheit.«
Blaine machte keine Anstalten, dieser Aufforderung Folge zu leisten und rückte stattdessen ein bißchen näher an Liz heran. »Das ist richtig. Sie ist jetzt in Sicherheit.«
»Haben Sie nicht gehört, was ich gesagt habe?«
»Sie wollen bestimmt alles aufschreiben«, sagte Blaine. »Vielleicht ein paar Fotos machen.«
»Ich werde noch genug Spuren finden, wenn wir erst einmal den Wagen herausgezogen haben.«
»Ich sehe niemanden, der die Aussagen der Leute notierte, die angehalten und geholfen haben. Könnte doch sein, daß sie etwas gesehen haben.«
»Gehören Sie zu diesen Leuten?«
»Nein, ich bin erst später eingetroffen.«
»Sind Sie zufällig vorbeigefahren?«
»Ganz und gar nicht«, sagte Blaine.
*
»Ich sage es Ihnen doch«, wiederholte Lanning im Gespräch mit Max Rentz, »ich weiß nicht, wer er ist.«
»Aber er kann doch nicht zur gleichen Zeit rein zufällig vorbeigefahren sein.«
»Nein, das hat er ja auch unmißverständlich zugegeben.«
»Ein Freund von Halprins Vater, meinen Sie?«
»Ich hoffe nicht«, sagte Rentz.
»Wo soll ich Sie hinfahren?« fragte McCracken Liz, nachdem sie auf dem Beifahrersitz des Leihwagens Platz genommen hatte.
»Nirgendwohin. Nicht bevor ich weiß, mit wem ich fahre«, sagte sie. Sie stand immer noch unter Schock und zitterte.
Blaine warf den Motor an und schaltete die Heizung ein, damit sie es warm hatte. »Sie hören sich genauso an wie der Chief.«
»Sie haben ihm gesagt, daß Sie nicht zufällig vorbeigefahren sind.«
»Ich bin ein Freund Ihres Vaters.«
Sie senkte den Blick. »Wie haben Sie herausbekommen, daß er vermißt wird?«
»Derselbe Mann, der ihm sagte, daß Sie in Schwierigkeiten wären, rief mich an, als sich Buck nicht mehr meldete.«
»Er sitzt im Rollstuhl?«
»Richtig.«
»Ich habe gesehen, wie er mich ein paar Mal in der Stadt beobachtete. Er hatte diesen gewissen Blick …«
Blaine unterbrach sie, um ihr zu sagen, daß er alles darüber wisse.
»Und was ist mit Ihnen?« fragte Liz.
»Ihr Vater und ich hatten früher miteinander zu tun.«
»Operation Phoenix.«
»Gut erraten.«
Sie blickte auf seinen Ring. »Das habe ich nicht erraten. Hat er jemals mit ihnen darüber gesprochen, was DS bedeutet? Dead Simple?«
»Nicht sehr ausführlich. Es schien ziemlich eindeutig zu sein. Wir waren gut in dem, was wir da unten taten. Es fiel uns leicht.«
»Sie sprechen übers Töten?«
»Ja.«
»Dead Simple«, wiederholte Liz. »Sehr eindeutig.«
»Nur, jetzt glaube ich, daß ich es falsch verstanden habe. Buck hat mir in Condor Key sehr viel beigebracht. Ich gewinne langsam den Eindruck, daß ich es nicht richtig verstanden habe.«
»Aber er hat es nicht genau erklärt?«
Blaine schüttelte den Kopf. »Es gibt Dinge, die muß man selbst herausfinden. Buck weiß das, selbst ein Mann seines Kalibers kann dich nur bis zu einer gewissen Stelle bringen. Wenn du das letzte Stück nicht alleine gehst, hast du den falschen Weg gewählt.«
»Und letzten Endes sind diejenigen, die bis zum Ende auf diesem Weg bleiben, immer dieselben. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich hatte angenommen, daß Männer Ihres Schlages, Männer wie mein Vater, längst
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