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Manhattan Projekt

Titel: Manhattan Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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war staubig und mit Unmengen von Steinen bedeckt. Den Großteil des Tages waren sie durch Schutt geschlittert, der so aussah, als wäre er von einer verrückten Arbeitskolonne mit Schaufeln über die Straße verteilt worden. Die Yost-Brüder und Trumble fuhren in einem gestohlenen Pickup hinter ihnen. Die Sonne war schon Stunden zuvor untergegangen, und die Dunkelheit zwang sie, ihre Geschwindigkeit zu drosseln.
    Mary war schon aus dem Wagen gestürzt, noch bevor Tyrell den Wagen zum Stehen gebracht hatte. Sie sank auf die Knie und rieb den Straßenschmutz zwischen den Händen, als ob sie Kuchenteig mischte. Ihre Augen hatten jenen verträumten, in der Ferne sich verlierenden Blick, der Tyrell zwanzig Jahre lang im Gedächtnis geblieben war.
    »Was siehst du?« fragte Jack.
    Mary packte sich selbst hart an den Armen. »Es ist unter der Erde. Wir werden es finden …«
    Tyrell beobachtete, wie sie zu zittern begann und in jene starre Aura hinüberglitt, die sie jedesmal zu umgeben schien, wenn eine Eingebung von ihr Besitz ergriffen hatte. Er versuchte sie zu umarmen, aber sie rückte von ihm ab.
    »Du hast es mir nicht erzählt«, sagte sie traurig. Ihr Gesichtsausdruck wurde zornig. »Er gehörte uns. Du hättest es mir sagen müssen. Es war mein gutes Recht, es zu wissen.«
    Und jetzt verstand Jack, wo sie mit ihren Gedanken war. »Ich verstand damals nicht, worum es ging.«
    »Es ist auch mein Schmerz, darauf will ich hinaus. Warum solltest du das allein ertragen? Andere haben auch ein Recht darauf, ihn zu fühlen, und du darfst es ihnen nicht verweigern, vor allem nicht mir. Wie konntest du das nur tun?«
    Bei diesen Worten war sie aufgestanden und trommelte ihm mit den Fäusten auf seine Brust. Tyrell ließ sie gewähren. Als sie dann erschöpft zusammenbrach, nahm er sie in seine Arme.
    »Es ist gut, Baby. Ich bin hier.«
    Mary rückte von ihm ab, gerade soviel, daß sie in seine Augen blicken konnte. »Wie lange noch? Merkst du denn nicht, daß es keine Rolle spielt, ob ich dir vertrauen kann? Ich konnte dir all die Jahre hindurch nicht vertrauen, und ich kann dir auch jetzt nicht vertrauen. Woher soll ich wissen, daß du nicht wieder gehst, wenn wir das hier beendet haben?«
    »Weil wir das nicht beenden werden«, sagte Tyrell zärtlich. »Weil das, was ich vorhabe, nur der erste Schritt sein wird. Verfolgst du die Nachrichten?«
    »Ab und an.«
    »Oklahoma City, das World Trade Center, der Unabomber – merkst du, worauf ich hinaus will?«
    »Nein.«
    »Wir leben jetzt in einer anderen Welt, Mary, einer Welt, für die wir geschaffen sind. Einer Welt, in der ein Wahnsinniger damit drohen kann, eine Bombe in ein Flugzeug zu legen, und so alle Flüge lahmlegen kann. Die Leute haben gelernt, wie man sich fürchtet. All diese Terroristen, sie alle sind schlechte Nachahmer dessen, was wir gemacht haben, aber sie bekommen viel mehr Aufmerksamkeit.« Sein Ausdruck verhärtete sich. »Oh, ja, die Menschen haben gelernt, wie man sich fürchtet, und wir werden immer und immer wieder dafür sorgen, daß sie sich fürchten können. Sie werden sich davor fürchten, ihre Wohnungen zu verlassen und ihre Kinder in die Schule zu schicken. Und dann, nur so zum Spaß, bringen wir vielleicht das ganze Land zum endgültigen Stillstand. Aber damit das geschehen kann, brauchen wir Devil's Brew, Mary. Die besten Köpfe des Landes konnten es nicht finden, aber jetzt sind wir hier, und das verdanken wir dir. Du warst wütend, weil ich dich an meinem Schmerz nicht teilnehmen ließ. Siehst du, jetzt gibt es etwas viel Größeres, das du mit mir teilen kannst.«
    Mary nickte langsam. Sie standen hier beisammen, als hätte es die verlorenen Jahre nicht gegeben.
    »Genau dort«, sagte sie und richtete ihren Blick auf die vor ihnen liegenden Hügel, in denen sich die längst verlassenen Stollen der Anthrazitminen wie Mäuler öffneten.
    »Du hast doch gesagt, unter der Erde.«
    »Wir können dort hinein. Folgt mir!«
    Sie stürzte über den steinigen Weg. Jack tat sein Bestes, um Schritt zu halten, blieb aber letztendlich mit den anderen in der Dunkelheit zurück. Mary bewegte sich, als ob sie von jemandem gezogen würde, der nicht von ihr abließ. Jack Tyrell war schon längst außer Atem, als er Mary vor der Öffnung des Stollens einholte und die Hand ausstreckte, um nach ihr zu greifen.
    »Laß mich gehen!« brüllte sie. »Du wolltest, daß ich dich zu ihm bringe. Wir sind fast …«
    »Schhhhhhhhhhhht«, sagte Tyrell und bedeckte

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