Manhattan Projekt
ihr den Mund. Er machte den anderen Zeichen, daß sie stehenbleiben sollten. Dann deutete er zu der Höhle: »Da drinnen brennt ein Licht!«
30.
Buck Torrey schürte das Feuer, damit es nicht ausging. Er besaß immer noch eine Menge Streichhölzer, aber der Gedanke daran, sich mit seinem gebrochenen Knöchel hinaus zu schleppen und Holz zu sammeln, war ihm Ansporn genug, die ganze Nacht über in die Flammen zu pusten und zu stochern. Er beobachtete, wie sie emporschlugen, während der Rauch in kleinen Fetzen aufstieg und sich zu Wolken, die über ihn hinweg schwebten, verdichtete. Er fröstelte und rückte näher ans Feuer, schob sein geschientes Bein mit beiden Händen so nahe an die Glut heran, wie er konnte.
Seine Erste-Hilfe-Ausrüstung war zusammen mit seinem Geländewagen verloren gegangen. Auch die Batterie seines Funktelefons war leer. Er hatte sich eigentlich vorgenommen, sie während der nächsten Etappe seiner Reise wieder aufzuladen, aber der Sturm war dazwischengekommen. Mühsam war es ihm einige Zeit gelungen, seinen Wagen auf dem düsteren Weg zu halten. Aber dann verschwand die Straße vor ihm völlig in der pechschwarzen Nacht.
Auf einmal war es ihm, als ob er über den Grat eines Berges gefahren wäre und in den Tod stürzen würde. Er geriet in Panik, seine Eingeweide verkrampften sich, und er klammerte sich an das Lenkrad. Der Wagen kam jedoch auf allen vier Rädern zum Stehen, und Buck kurbelte das Fenster herunter und blickte hinaus.
Er war mitten in einen langen, tiefen Graben hineingefahren, der sich genau an der Stelle geöffnet hatte, wo sich noch vor ein paar Sekunden eine Straße befunden hatte. Durch die Frontscheibe konnte Buck verstreute Schutthaufen und Steine sehen. Er hätte vielleicht mehr Zeit damit zugebracht, zu überlegen, was eigentlich passiert war, wenn das Loch nicht begonnen hätte, sich um ihn herum zu schließen, fast so plötzlich wie es vorhin entstanden war. Die Wände stürzten ein, der Boden der Grube begann sich wie feuchter Schlamm zu heben.
Weil er befürchtete, lebendig begraben zu werden, kletterte Buck erst auf die Motorhaube, dann auf das Dach des Wagens, immer noch einen gewaltigen Sprung weit vom Rand des sich schnell schließenden Loches entfernt. Beim ersten Sprung kam er nicht weit, weil er mit dem Fuß am Verdeck hängenblieb. Er spürte den Schmerz im Fußgelenk, mußte aber unter allen Umständen verhindern, unter den Schlammassen begraben zu werden.
Bucks Fußgelenk fühlte sich an wie zersplittertes Glas, als er den Sprung wagte und aus vollem Halse aufschrie. Es gelang ihm, mit beiden Händen die sich auflösende Oberfläche zu packen, und Schmutz und Schlamm rannen durch seine Finger, als er sich hochzog. Er stieß sich mit dem gesunden Bein ab, dann mit dem verletzten, und entkam schließlich dem monströsen Schlund. Von Reeds Laster war nichts mehr zu sehen.
Buck fragte sich, ob er nicht irgendwo den falschen Weg eingeschlagen hatte und im Bermuda-Dreieck gelandet sei. Das machte durchaus Sinn, wenn man in Betracht zog, was er herausgefunden hatte.
Als Junge hatte Buck manche Stunden mit seinem Großvater unten am See verbracht, den Geschichten des alten Mannes über die geheimnisvolle Nordstaaten-Mission gelauscht, die während des Bürgerkrieges ihre Farm durchquert hatte. Sein Großvater hatte sogar behauptet, die Soldaten im tobenden Schneesturm gesehen zu haben. Aber er hatte auch gesagt, daß es keinen Sinn hatte, nach dem Schatz zu suchen, weil die Soldaten die Farm wieder verlassen hätten, bevor die Flut losbrach, durch die der See entstanden war.
Dennoch hatte Buck als junger Mann jeden Zentimeter des Seegrundes erforscht. Mit den Jahren sah er allerdings ein, daß die abenteuerlichen Geschichten seines Großvaters nicht mehr als Märchen gewesen waren, die einen kleinen Jungen unterhalten sollten. Kein Schatz hatte die Farm der Torrey-Familie jemals verlassen, weil es nie einen Schatz gegeben hatte.
Aber Maxwell Rentz hatte Buck eines Besseren belehrt und seinem Großvater recht gegeben. Das einzige, worin Rentz irrte, war der Glaube, daß sich der Schatz immer noch unten im See befände. Bucks Großvater hatte behauptet, daß Strattons Leute im Schneesturm nicht erfroren wären, weil er sie wegreiten sah, noch bevor das Tal überflutet wurde. Der Großvater hatte ihm sogar eine zerrissene Landkarte gezeigt, die, wie er behauptete, die Soldaten zurückgelassen hätten.
Diese Karte hätte er jetzt, da er nach seiner
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