Manhattan Projekt
Schulmädchen. Hat vielleicht einer von Ihnen die Mädchen gesehen?«
Jack sah zu den anderen und schüttelte den Kopf. »Tut uns leid, Officer.«
»Sehen Sie, ich frage deswegen, weil ich vorhin unten am Fuß des Hügels ein Fahrzeug gesehen habe, auf das die Beschreibung paßt. Anderes Kennzeichen, natürlich, aber ich mußte den Wagen durchsuchen.«
»Wie ich schon sagte … «, begann Jack, aber der Polizist war noch nicht fertig.
»Ich habe auch eine Beschreibung der verschwundenen Mädchen.«
»Wir haben sie nicht gesehen«, beharrte Jack.
»Ich habe auch eine Beschreibung ihrer Kleidung«, fuhr der Polizist fort. »Sie trugen zum Beispiel Timberland Wanderschuhe in Größe sieben, von denen ich einige Meilen weiter unten auf der Landstraße ein Paar gefunden habe.« Seine Hand spielte mit der Beretta, vielleicht als Vorwand, um sie herauszuziehen. »Wären Sie vielleicht so freundlich, runterzukommen, damit ich Ihnen ein paar Fragen stellen kann und …«
»… ein paar Dinge in Ordnung bringen.«
Während er sich in seine Höhle zurückzog, sah Buck dem Polizisten nach; er dachte an die Pistole, die er neben dem Feuer liegen gelassen hatte. Es war ein Mann jener Sorte, mit der er oft genug in den Kampf gezogen war, um sie zu kennen. Aber es war auch eine Sorte, die hätte wissen müssen, daß es nicht angehen konnte, geradewegs in den Konflikt hineinzugehen, ohne Begleitung und schlecht bewaffnet. Buck war ganz in seinen Gedanken versunken – als das Unfaßbare geschah.
Die Schüsse mußten auch den Polizisten überrascht haben, weil er nicht einmal schaffte, die Waffe aus seinem Halfter zu ziehen, bevor sich die Kugeln in ihn bohrten. Die erste traf ihn im Hals, aus dem eine Blutfontäne herausschoß und sich über seine Uniform ergoß, während die nächsten drei oder vier Schüsse ihn in der Brust trafen. Ein Kopfschuß zerschlug seinen Schädel, warf Knochen- und Gehirnbrocken durch die Luft und schleuderte den Polizisten mehrere Fuß weiter zu Boden.
Buck sah, daß sich die Gruppe wieder der Höhle näherte. Wer sie auch sein mochten, Buck erkannte, daß sie gefährlich waren, besonders die beiden blassen Männer, die nicht einmal zu zweit genug Profil besaßen, um für einen ganzen Mann durchzugehen.
Buck zog sich in die Höhle zurück, da er nicht den gleichen Fehler begehen wollte wie der Polizist. Die vertraute Spannung, die einen bevorstehenden Kampf ankündigt, kroch seine Wirbelsäule hinauf. Er nahm seine Pistole und erreichte den hinteren Teil der Höhle, als der Feind den Eingang erreichte.
31.
Blaine bog mit dem Lieferwagen aus der Fourteenth Street in die Einfahrt, die zur unterirdischen Garage des National Museum of American History führte. Er und Liz waren sich der Überwachungskamera durchaus bewußt, als sie durch das Tor in das Gebäude hineinfuhren. Das Tor war inwendig mit Metalldetektoren ausgerüstet, was Blaine dazu veranlaßte, seine Pistole unter dem Sitz zu verstauen.
»Nervös?« fragte er sie, während er sich ein sorgfältig verpacktes Paket unter den Arm steckte.
»Diese Uniform ist irgendwie zu eng.« Liz hatte ihr Haar zu einem Knoten gebunden, damit sie die obligatorische Mütze der Lieferfirma darüberziehen konnte.
»Eine bessere konnte ich so kurzfristig nicht auftreiben.«
Blaine schob seine Mütze tiefer in die Stirn und stoppte den Wagen direkt vor dem Bediensteteneingang. Er drückte auf die Klingel und tat so, als ob er unbekümmert auf die Antwort warte. Es ertönte ein Summen, und die Tür schnappte mit einem Klick auf. Blaine schob sie auf und zog Liz hinein, wobei er das Paket fest an sich drückte. Sie gingen durch den Metalldetektor direkt auf einen Tisch zu, wo sie von einem Sicherheitsbeamten gleichgültig gemustert wurden.
»Ich bringe neues Material für das Lincoln Archiv.« Evan hatte sie mit einem ganzen Haufen von Abraham Lincolns Korrespondenz versorgt.
»Sie brauchen nur eine Unterschrift?« fragte der Wachmann.
»Es muß in den Tresorraum.« Auch in diese Prozedur waren sie von Evan eingeweiht worden.
»Scheiße.« Der Wächter erhob sich schwerfällig von seinem Stuhl. »Sie wissen, wie das geht?«
»Nein. Ich mache das zum ersten Mal.«
»Unterzeichnen Sie hier.«
Er schob ihm ein Klemmbrett zu. Blaines Unterschrift war die erste in dieser Nacht. Der Wächter zog den passenden Schlüssel von seinem Gurt. »Na, dann knacken wir ihn mal auf«, sagte er, ohne auch nur einen Blick auf Liz zu verschwenden.
Der Wächter
Weitere Kostenlose Bücher