Manhattan Projekt
Unterhaltung mit Maxwell Rentz wußte, daß er auf der richtigen Spur war, gut gebrauchen können. Aber er wußte wohl, daß er der mutmaßlichen Fährte Strattons vorerst nicht folgen konnte. Sein Geländewagen war fort und sein Funktelefon tot. Als erstes mußte er eine Möglichkeit finden, sein Bein zu schienen, damit er sich einen Unterschlupf suchen konnte. Das einzige, was er bei sich trug, war eine Neun-Millimeter-Pistole, die er liebend gern gegen einen Gipsverband oder einen kräftigen Schluck Whiskey eingetauscht hätte.
Buck Torrey hatte seinen Schülern beigebracht, wie sie unter solchen Umständen überleben konnten, und griff dabei auf seine eigenen Erfahrungen zurück. Damals hatte er eine Kugel in seiner Schulter, der Rest seiner Truppe war ausgelöscht, und er mußte fünf Meilen hinter sich bringen, bevor es hell wurde. Er hatte es geschafft, den Söldnern der Vietcong zu entkommen, die die Gegend nach ihm absuchten. Und auch jetzt hatte er es geschafft, jedoch ohne daß jemand ihm nach dem Leben trachtete.
Das alles passierte letzte Nacht, und die Schiene, die er aus Ästen und Weinranken gebastelt hatte, saß immer noch richtig. Er hatte den Tag humpelnd am Straßenrand verbracht, auf ein Fahrzeug gehofft, das nie kam. Die Höhle hatte er erst kurz vor der Dämmerung gefunden. Ihre Wärme versprach vorübergehend Rettung, einen Aufschub bis zum folgenden Tag, an dem vielleicht doch ein Wagen vorbeifahren würde.
Er hätte jemandem sagen müssen, wo er hinwollte und was er vorhatte, verdammt! Er ging auf die sechzig zu und markierte immer noch den wilden Mann, weil er glaubte, es würde ausreichen, seinen Körper in Form zu halten, um den Jahren ein Schnippchen zu schlagen. Nur, daß das hier keine Erkundungsmission war und hinter der nächsten Hügelkette keine Unterstützung wartete. Er konnte nichts dagegen tun, daß sein Fußgelenk anschwoll und seine Schmerzen immer stärker wurden.
Er sagte sich, daß er es für Liz tat, um sie für die verlorenen Jahre zu entschädigen. Aber eigentlich wußte er, daß er sich ein letztes großes Abenteuer erhoffte. Er war nach Condor Key geflüchtet, hatte versucht, dem Mann, der er einst war, den Rücken zu kehren. Bis dann Blaine McCracken auftauchte, und die Vergangenheit mit ihm. Während er McCracken wieder trainierte, merkte er, daß er das, was Blaine so verzweifelt wiedererlangen wollte, auch selbst verloren hatte, wenn auch auf andere Weise. In Wirklichkeit war ihm der Anruf Jay Don Reeds sehr willkommen gewesen, weil er ihm die Rechtfertigung lieferte, wieder der sein zu können, der er eigentlich sein wollte.
Buck nickte in der Nacht oft ein, wachte aber immer wieder auf und lauschte nach Motorengeräuschen. Aber die Geräusche waren trügerisch in dieser Gegend, der Wind bildete seine eigenen Geräusche, während er andere mit sich forttrug und sie in alle Himmelsrichtungen zerstreute.
Doch der Wind hatte keinen Anteil an den Stimmen, die sich plötzlich der Höhle näherten. Es waren vermutlich Camper, die von dem Feuer, das er wie ein Besessener die erste Hälfte der Nacht hindurch geschürt hatte, angezogen wurden.
Buck richtete sich auf und hatte schon fast den Eingang erreicht, als er auch einen Wagen sah, der die unbefestigte Straße hinunterrumpelte. Erst konnte er nichts erkennen, sah aber dann, daß es sich um einen Streifenwagen der Pennsylvania Autobahnpolizei handelte.
Die kleine Gruppe, die sich der Höhle näherte, blieb am Hang stehen, während der Streifenwagen abrupt hielt. Die Fahrertür wurde aufgestoßen, und ein Polizist stieg aus. Er rückte seine Dienstmütze zurecht und folgte den anderen den Hügel hinauf.
»Wollt ihr mir vielleicht verraten, was ihr hier draußen macht?«
Der Polizist hatte keine Waffe in der Hand, aber Jack Tyrell wußte, daß er mit seiner Beretta nicht lange fackeln würde, denn der Druckknopf seines Halfters war geöffnet.
»Wir wandern, Sir«, antwortete Jack.
»Das ist im Dunkeln keine gute Idee«, ermahnte der Polizist und trat auf sie zu. »Eigentlich ist diese Gegend überhaupt nicht zum Wandern geeignet, ganz gleich zu welcher Tageszeit.«
»Wir werden aufpassen.«
Der Polizist blieb stehen, musterte sie vorsichtig. »Hätten Sie etwas dagegen, mir ein paar Fragen zu beantworten?«
»Aber nein«, antwortete Jack.
»Wir fahnden schon den ganzen Tag nach einem gestohlenen Auto.«
»Wirklich?«
»Die Halter des Wagens werden auch vermißt«, sagte der Polizist. »Zwei
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