Manhattan Projekt
gab den Code ein, zog die Stahltür auf und beobachtete, wie Blaine und Liz vor ihm hindurchgingen. Dann ließ er die Tür zuschnappen und führte sie zu einer Aufzugstür, die mit einem speziellen Schlüsselloch versehen war. Der Wächter versuchte zuerst vergeblich, den Schlüssel in das geformte Schlüsselloch einzuführen. Doch dann funktionierte es, und die Tür des Aufzuges öffnete sich.
Evan hatte ihnen erzählt, daß das National Museum of American History ein vollklimatisiertes unterirdisches Lager unterhielt, in dem alte Dokumente aufbewahrt wurden. Viele Dokumente wurden in diesen Räumen aufwendig restauriert. Andere wurden nach Ausstellungen hier eingelagert. Nach allem, was Evan ihnen gesagt hatte, würden die Lincoln-Dokumente erst in Jahren veröffentlicht werden, nachdem ihre Restaurierung abgeschlossen sein würde.
Der Aufzug brachte sie rasch hinunter, die Tür öffnete sich, und es tat sich vor ihnen ein Lager auf, welches das genaue Gegenteil der Katakomben der Bundesdruckerei war.
Hier war alles hell und gepflegt, der Fußboden poliert, die Stahlwände schimmerten matt, und die Luft roch antiseptisch.
Der Wachmann ging zu einer Stahltür, tippte eine Zahlenkombination ein, und die Tür ging mit einem Whooooosch auf. »Das ist das Nachtdepot …«
Blaine riß die Pistole des Wächters aus dem Halfter und drehte ihn herum.
Der Wächter starrte sie ungläubig an: »Das ist doch ein Scherz, oder?«
»Wir wollen in das Bücherlager.«
»Zu den neuen Lincoln-Archiven«, ergänzte Liz.
Der Wächter sah auf die Waffe und schüttelte den Kopf. »Was soll das werden, ein Raub?«
»Gehen Sie vor«, sagte Blaine.
Der Wächter setzte sich in Bewegung. »Wenn Sie dieses Zeug wieder an die Oberfläche bringen, wird es sich in Staub auflösen, ehe Sie auch nur eine Seite davon verkauft haben.«
»Wir wollen nur ein bißchen lesen«, sagte Liz.
Der Wächter führte sie zu einer luftdicht verschlossenen, abgedichteten Tür mit der Aufschrift HAUPTLAGER, an deren linker Seite eine Kleintastatur angebracht war.
»Ich hoffe, Sie verlangen nicht von mir, daß ich auch die Kombination für diese Tür hier kenne.«
Liz streckte die Hand vor und tippte den gleichen Code ein, den der Wachmann benutzt hatte, um in den Raum des Nachtdepots zu kommen. Die Tür zum Hauptlager glitt leise auf.
Sie schloß sich wieder automatisch, nachdem sie das turnhallengroße Lager, in dessen Wände Stahlregale eingelassen waren, betreten hatten.
Blaine steckte die Waffe des Wächters ein. »Wo müssen wir hin?«
»Hier lang«, sagte der Wächter.
Der kurze Gang endete an einer Tür, die mit einem simplen Schnappschloß gesichert war.
»Wenn Sie mich mit hineinnehmen, könnte ich bei Ihrer Suche behilflich sein.«
Blaine antwortete: »Ich glaube, wir schaffen es von jetzt an alleine. Ich muß Sie jetzt festbinden.«
Der Wächter streckte ihm seine Handgelenke entgegen. »Beachten Sie aber bitte die Hausordnung, die Liste mit den Anweisungen hängt an der Wand.«
»Wir passen schon auf.«
Sie durchsuchten die Kisten, bis Liz ein Paket mit acht zusammengebundenen Briefen entdeckte. »Das ist merkwürdig. Diese hier waren in der Schublade vom Januar 1863, aber sie wurden im Oktober '62 geschrieben!«
»Wahrscheinlich hat Lincoln sie nur später abgeschickt.«
Sie überflog die Briefe so schnell sie konnte. »Nein, es sind Briefe an Lincoln, nicht von ihm. Die Absender versprechen Lincoln, ihn während des Bürgerkrieges zu unterstützen.«
»Wann hatten sie sich mit Lincoln getroffen?«
»Mal sehen … am 6. Oktober.«
»Interessant«, sagte Blaine. Er nahm behutsam die Briefe und begann sie vorsichtig zu durchblättern.
»Warum?«
»Zwei Monate dauert es, Gold mit dem Schiff von San Francisco nach Washington zu überführen. Erinnerst du dich, wann die Goldladung mit unseren mysteriösen Münzen im Bundesamt angekommen ist?«
»Nicht genau …«
»Am vierzehnten, siebzehnten und einundzwanzigsten Dezember.«
»Siehst du eine Verbindung zwischen diesem Treffen im Oktober und den Münzen, die bei Strattons Transport verlorengegangen sind?«
»Unbedingt.«
»Könntest du mir das erklären?«
Blaine klopfte leicht auf den Briefstapel. »Ich wette, daß diese Männer zu jenen Industriellen gehörten, die gewollt hätten, daß der Bürgerkrieg so schnell wie möglich beendet wird.«
»Zuerst stellt Lincoln die Industriellen zufrieden. Und dann befiehlt er die Prägung von Münzen, von denen nie jemand
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