Manipulationstechniken. So wehren Sie sich. (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
wirkungsvoll sein. Hier sind zwei Beispiele für indirekte Angriffe:
Beispiel 1
Ministerpräsident eines Landes: „Der Bund ist nicht in der Lage, die Finanzkrise in den Griff zu bekommen und ordentlich zu sparen.“
Abgeordneter: „Bevor Sie den Bund kritisieren, sollten Sie in Ihrem eigenen Land die Situation in den Griff bekommen.“
Beispiel 2
Auf einem Workshop bei TeGnosis kommt es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen den Teamleitern Bauer und Schulz.
Bauer: „Ich bin der Meinung, ein echtes Feedbacksystem könnte uns in unserem Unternehmen nützlich sein. Ich stelle mir vor, dass sich die Führungskräfte regelmäßig von ihren Mitarbeitern beurteilen lassen.“
Schulz: „Dass der Vorschlag ausgerechnet von Ihnen kommt, wundert mich. In Ihrem Team stimmt es doch überhaupt nicht. Ständig hört man von irgendwelchen Konflikten. Offensichtlich funktioniert das bei Ihnen gar nicht mit dem Feedback.“
Beispiel 3
Frau Peter gibt Frau Loibl eine Empfehlung, wie sie mit dem Verhalten ihrer Tochter besser zurechtkommen könne: „Vielleicht sollten Sie Ihre Tochter ihren eigenen Weg finden lassen und sie einfach machen lassen.“
Frau Loibl: „Ich weiß nicht, wo Sie Ihre guten Ratschläge hernehmen. Ist Ihre Tochter nicht von zu Hause weggelaufen?“
In all diesen Beispielen wird versucht, auf einen Widerspruch in der Position des Gegenübers aufmerksam zu machen. Der Ministerpräsident wird beschuldigt, die Probleme im eigenen Land nicht im Griff zu haben. Schulz wirft Bauer vor, den Vorschlag gar nicht ernst zu meinen, da es in seinem Team erhebliche Konflikte gebe. Frau Loibl denkt, Frau Peter ist als Ratgeberin nicht qualifiziert, weil sie selbst Probleme mit ihrer Tochter hat. Immer wird die Gültigkeit einer Behauptung bezweifelt, indem man auf einen Widerspruch aufmerksam macht.
Manipulationsmanöver, die mit solchen vermeintlichen Widersprüchen arbeiten, sind nicht zu unterschätzen. Denn das indirekte Argument gegen die Person greift ihre Glaubwürdigkeit an. Ist aber die Glaubwürdigkeit einmal dahin, geht auch Vertrauen verloren. Und wodas Vertrauen fehlt, besitzen die besten Argumente keine Überzeugungskraft mehr. Darauf spekuliert der Manipulator. Natürlich kann es sein, dass in der Position eines Gesprächspartners ein Widerspruch steckt. In den meisten Fällen handelt es sich bei einem indirekten Angriff jedoch um keinen echten, sondern nur um einen fadenscheinigen Widerspruch. Das zeigt folgendes Beispiel:
Beispiel
Ein Jäger wird der Barbarei beschuldigt, weil er unschuldige Tiere nur zum Zeitvertreib töte. Die Replik des Jägers darauf: „Warum essen Sie harmlose Tiere? Das ist doch das gleiche.“
Der Jäger wirft seinem Diskussionspartner vor, sich in einen Widerspruch zu verwickeln. Diese Replik des Jägers aber ist reine Taktik. Der Jäger liefert kein Argument dafür, dass die Jagd zum Zeitvertreib akzeptabel sei. Stattdessen greift er die Position des Kritikers an. Aber ist die Kritik, die er vorbringt, legitim? Weist er tatsächlich einen Widerspruch in der Position des Kritikers nach? Sehen wir uns die einzelnen Aussagen genauer an.
Der Kritiker beschuldigt den Jäger, Tiere nur zum Zeitvertreib zu töten. Welche Verhaltensweise klagt nun der Jäger an? Er attackiert die allgemeine Praxis, Fleisch zu essen. Aber zwischen der Gewohnheit, Fleisch zu essen und der Ablehnung der Jagd zum bloßen Zeitvertreib besteht sicherlich kein logischer Widerspruch. Die Replik des Jägers zielt also völlig daneben. Es besteht nur ein oberflächlicher, aber kein tatsächlicher Widerspruch in der Position des Kritikers.
Auch in der Position von Frau Bauer aus unserem Beispiel von oben steckt kein echter Widerspruch. Dass sie selbst Schwierigkeiten mit ihrer Tochter hat, steht nicht in Widerspruch zu ihrer inhaltlichen Empfehlung.
Wie schützt man sich vor einem indirekten Angriff gegen die Person?
Das Beste ist, wenn Sie klarmachen, dass vom Gesprächspartner zwei verschiedene Dinge miteinander verwechselt werden. Es ist eine Sache, Fleisch zu essen und eine andere Sache, Tiere zum Zeitvertreib zu töten. Es ist eine Sache, dass die eigene Tochter von zu Hause wegläuft und eine andere Sache, wie Frau Loibl mit ihrer Tochter umgehen sollte. Machen Sie also klar, dass von unterschiedlichen Dingen die Rede ist und kein Widerspruch besteht.
Der Angriff auf die Unparteilichkeit
Auch der Angriff auf die Unparteilichkeit des Gesprächspartners ist eine Variante eines
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