Manipulationstechniken. So wehren Sie sich. (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
„Das ist doch sehr gewagt. Woher willst du denn wissen, dass es Ufos gibt.“
Julia: „Bisher wurde nie das Gegenteil bewiesen.“
Das mag sein (wobei der Beweis für die Nicht-Existenz einer Sache ohnehin ziemlich schwer ist). Aber natürlich heißt das noch lange nicht, dass es Ufos gibt. Aus dem Nicht-Wissen um eine Sache folgt nicht die Wahrheit oder Falschheit des Gegenteils.
Es gibt aber im Zusammenhang mit dem Argument aus dem Nicht-Wissen durchaus vernünftige Plausibilitätsargumente. Dazu brauchen wir nur folgendes Beispiel anzusehen.
Beispiel
Der Staatsanwalt zu seinem Kollegen: „Bisher konnten wir keine Belege dafür finden, dass Meier in die Mordaffäre verwickelt ist. Wir sollten daher davon ausgehen, dass er mit dem Mord nichts zu tun hat.“
Die Argumentation des Staatsanwalts kann durchaus plausibel sein. Denn, wenn wir versuchen jemandem nachzuweisen, dass er ein Mörder ist, werden viele Untersuchungen angestellt. Wenn diese Untersuchungen zu keinem Ergebnis führen, dann ist es in der Tat vernünftig anzunehmen, dass unsere Anfangsvermutung unrichtig ist. Insofern stellt das Argument aus dem Nicht-Wissen ein plausibles Argument dar.
Wie schützt man sich vor einem Argument aus dem Nichtwissen?
Die fehlerhafte Version des Arguments aus dem Nicht-Wissen entkräftet man am besten dadurch, dass man den Fehler klar und deutlich benennt.
38. Übung: Argument aus dem Nichtwissen abwehren (siehe Lösungsteil)
Wie könnte man auf folgende Äußerung reagieren: „Also ich bin ziemlich sicher, dass die Evolutionstheorie Darwins falsch ist. Bisher wurde nie wirklich ihre Wahrheit zum Beispiel durch Beobachtung bewiesen.“
Der Angriff auf die Person
In einer Reihe von Situationen macht sich der Manipulator nicht einmal die Mühe überhaupt den Anschein sachlicher Argumentation zu entwickeln. Viel lieber schießt er sich gleich direkt auf sein Gegenüber ein. Wir nennen diese Attacken Angriffe auf die Person oder Argumentum ad hominem. Solche Angriffe treten in verschiedenen Versionen auf. Die wollen wir uns jetzt der Reihe nach ansehen.
Der Gesprächspartner wird direkt angegriffen
Nicht selten wird der Gesprächspartner vom Manipulator direkt angegriffen, indem er Charakter, Vertrauenswürdigkeit oder die Motive des Gesprächspartners in Zweifel zieht. Es gibt zahlreiche Argumentationsformen, die mit Argumenten gegen die Person arbeiten. Sie sind eine besonders beliebte Variante, um einem Gesprächspartner das Recht abzusprechen, eine bestimmte Behauptung aufzustellen oder eine bestimmte Position zu vertreten. Der Manipulator kritisiert den Argumentierenden und nicht den Standpunkt, den er vertritt. Hier einige typische Beispiele für diese Manipulationstaktik:
Beispiel
Nathalie: „Ich frage mich, warum ausgerechnet Sie sich so vehement dafür einsetzen, dass Herr Müller bleiben kann. Haben nicht gerade Sie darauf gedrungen, im letzten Jahr Frau Meier sofort zu entlassen.“
Gustav: „Kein Wunder, dass die Produktion wieder gegen diesen Vorschlag ist. Die wehren sich doch gegen alles, was irgendwie fortschrittlich ist.“
Hans: „Klar, dass Sie als Arbeitnehmervertreter gegen diese Lösung sind. Es könnte dadurch ja Ihr Einfluss verringert werden.“
Argumente gegen die Person sind oft eine wirkungsvolle Waffe. In den meisten Fällen sind sie jedoch eine bloße Taktik, den Gesprächspartner aus dem Rennen zu werfen. Solche direkten Angriffe stellen eine recht üble und unlautere Kategorie von Manipulationsmitteln dar. Hinter einem direkten Angriff steckt der Versuch, den Gesprächspartner als ernst zu nehmenden Diskussionspartner zu diskreditieren. Dahinter verbirgt sich die Überlegung: Wer als Person diskreditiert ist, besitzt keine Glaubwürdigkeit mehr.
Argumente gegen die Person werden vom Manipulator oft dann eingesetzt, wenn eine unbeteiligte dritte Partei am Gespräch teilnimmt oder ein Publikum zugegen ist. Durch diese Taktik zieht er die Sympathien des Publikums auf seine Position. Der Dialogpartner hat es oft äußerst schwer, sich aus der argumentativen Schlinge zu befreien, die ihm um den Hals gelegt wurde.
Beispiel
Walter versucht bei einer Besprechung, Egon, seinen Widersacher, aus dem Rennen zu schlagen: „Sie sagen, die neuen Verkaufszahlen sprechen dafür, ein paar neue Leute einzustellen. Warum sollten wir Ihren Zahlen vertrauen? Haben Sie uns nicht im letzten Jahr wichtige Zahlen verschwiegen?“
Walter zieht die Vertrauenswürdigkeit von Egon in Zweifel,
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