Mann der 1000 Namen
fortzuschicken). Ich muß mich beeilen, dachte er.
»Dieses Gebäude dort«, er deutete auf jenes, auf das Eent hingewiesen hatte. »Ist es befestigt?«
»Nicht in seiner eigentlichen Zeit«, erklärte ihm Hormer. »Aber hier, abseits von diesem ganzen Universum, sind wir sicher.«
Steven kümmerte sich im Augenblick nicht um die volle Bedeutung dieser Antwort, das wäre ihm zu anstrengend gewesen. Das heißt, er dachte gar nicht darüber nach. »Warum bleibt ihr dann nicht ganz einfach hier?« fragte er.
Während der Wind mit ihrem Haar und dem faltenreichen Engelsgewand spielte, schüttelten alle drei gleichzeitig den Kopf.
Eent erklärte: »Dort draußen steht alles still. Es werden keine Kinder mehr geboren. Die Durchschnittsfrau unserer Rasse hat sich schon vor langer Zeit entschieden, die Fähigkeit der Fortpflanzung aus ihrer Entwicklung zu streichen, um sie nur den genetisch Vollkommensten zu überlassen. Diese genetisch absolut Makellosen befinden sich hier. Das Problem ist, daß der letzte Mann, den wir hierherbrachten, um die Rolle des Vaters zu übernehmen, ein Gi-Int ist. Unser Gedankengang war natürlich, daß wir in unserer Rasse ein paar weniger positive Eigenschaften aufnehmen müßten, um sie überlebensfähig zu machen, bis der Rest des intelligenten Lebens unserem Standard nähergekommen ist. Bedauerlicherweise war der Gi-Int, den wir erwähnten, auf eine Weise destruktiv, die dir zu erklären zuviel Zeit in Anspruch nähme. Du mußt dir selbst ein Bild von ihm machen. Zweimal bereits hat er versucht, dich zu töten. Doch das ist dein Problem. Wir haben ihn einstweilen dort oben in der Normalzeit zurückgelassen. Er wartet nur darauf, uns zu übernehmen, wenn wir wiederkehren.«
Diesmal stimulierten die vielen Erklärungen das bedeutendste Talent in Steven. Er vermochte in den Worten und Taten anderer die Richtigkeit und Unrichtigkeit zu erkennen. Auf die ihm übliche Weise gab er sofort eines seiner verdammenden Urteile ab.
»Bei allen guten Geistern«, sagte er sarkastisch. »Wie kann jemand nur so dumm sein, daß er die menschliche Natur außer Betracht läßt? Ich habe schon mit drei Jahren gelernt, wie sie sich manipulieren läßt, und schon vorher ist es mir nicht schwergefallen, meine alte Dame um den kleinen Finger zu wickeln.«
»Wir«, erklärte ihm Hormer, »die wir die den Gedanken und Taten unterliegenden Energieströme sehen und fühlen können, empfanden Mitleid mit einem gestauten oder anormalen Fluß. Doch da uns dieser harmlos schien, unterschätzten wir die potentielle Gefahr.«
»Wir betrachteten einen Menschen«, fuhr nun Eent fort, »und sahen die Wellen und nahmen das Licht und die Dunkelheit um und in ihm wahr. Spielt es denn eine Rolle, fragten wir uns, was er sagte oder denkt, wenn alle oder zumindest die meisten dieser Ströme abnormal oder gestaut sind? Wir stellten jedoch zu unserem Unglück fest, daß er seine Gedanken und Gefühle auch dann noch als echt und richtig empfand, nachdem wir ihn darauf aufmerksam gemacht hatten, daß sie es nicht waren. Noch eine lange Zeit danach, viel zu lange, kümmerten wir uns nicht um seinen Widerstand, weil wir glaubten, er würde schließlich doch noch zur Besinnung kommen. Doch das war nie der Fall.«
»Ein Mensch«, sagte Granze, »ist wie eine Mischung aus festem Stoff und Flüssigkeit. Abfluß und Zufluß von Teilchen finden statt, so daß schon nach kurzer Zeit kein Atom mehr ist wie es ursprünglich war. Uns schien dieses Problem demnach auch eine Sache der Physik zu sein. Doch so oft wir das auch dem einzelnen erklärten, die Lebensaura, die von ihm ausstrahlte, behielt ihre ursprüngliche Form bei. Mit anderen Worten, die Ichbezogenheit blieb. Er verweigerte die Erkenntnis, daß es richtig ist, irgend jemand zu sein. Doch das ist ein Wachstumsprozeß, er darf nicht regressiv sein.«
»Und so«, fügte Hormer hinzu, »griffen Millionen solcher abnormalen Energiestromtypen die reinen Menschen an und ermordeten sie alle – mit Ausnahme jener wenigen, die nach Mittend flüchteten, dem nächsten erdähnlichen Planeten.«
Es waren solche phantastischen Implikationen, daß Steven versuchte, sie alle aufzunehmen, doch trotz größter Bemühung entschlüpften ihm eine ganze Zahl. Ein paar, wie sich später herausstellen sollte, nisteten sich jedoch in seinem Kopf ein.
Was er registrierte, setzte ihm zweifellos einen Dämpfer auf. Und als Folge ...
Eine grimmige Erkenntnis bemächtigte sich Stevens. Sein erster
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