Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
Gehörte, ohne zu zeigen, wie er dazu stand. “Etwa bei den Lindsays?”
Unbehaglich rang Hope mit den Händen, ehe sie bemerkte, wie schuldig sie dadurch wirken musste. Sie bemühte sich, ihre Finger still zu halten.
“Nun ja, ich hatte kein Geld, Euer Ehren. Ich bin auch noch zuvor nie im Geschäft der Lindsays gewesen.”
“Niemals zuvor? Oh kommen Sie, Miss Granger. Nicht, um sich mal umzusehen? Oder um ein paar Bonbons zu kaufen?”
Betreten sah Hope zu Boden. “Wovon hätte ich denn Bonbons kaufen sollen?”, wisperte sie so leise, dass Faulkner sie kaum verstand.
“Sicherlich hat Mister Cummings Ihnen doch aber ein Taschengeld gezahlt.” Fragend und vorwurfsvoll sah Faulkner Cummings an.
Hope schüttelte den Kopf. Faulkners Blick verfinsterte sich.
“Wollen Sie damit etwa sagen, dass er Ihnen in all der Zeit nicht einen Cent bezahlt hat?”
Wieder schüttelte Hope den Kopf. “Nein, Euer Ehren.”
“Moment mal”, brauste Cummings auf. “Ich habe dafür gesorgt, dass sie-”
“Halten Sie den Mund, Mister Cummings”, fuhr Richter Faulkner ihn an, ohne sich ihm jedoch zuzuwenden. Wesentlich freundlicher fragte er dann: “Sie haben mehr als zehn Jahre lang für Nigel Cummings gearbeitet, ohne auch nur einen Cent zu erhalten?”
“Ja, Euer Ehren.”
“Und das obwohl Nigel Cummings überhaupt keine Rechtfertigung hatte, Sie die Schulden Ihres Großvaters abarbeiten zu lassen?”
Hope nickte.
Faulkners Blick zuckte zu Ferdinand Blanchett, der sich aufgerufen fühlte, sein Plädoyer weiterzuführen.
“Meine Mandantin wurde völlig zu unrecht mehr als zehn lange Jahre zur Sklavenarbeit gezwungen, Euer Ehren.”
Empörtes Gemurmel ertönte, und einige der versammelten Bürger sahen betreten zu Boden. Hope war sich nicht sicher, ob es jene waren, die damals dabei gewesen waren, und nichts für ihre Verteidigung getan hatten. Viele der Menschen, so stellte sie fest, kannte sie nicht, aber unter ihnen fiel ihr ein älterer, weißhaariger Mann besonders auf, weil er sie eindringlich musterte. Wer war er? Warum schaute er sie so durchdringend an?
“Sie lebte unter entsetzlichen Bedingungen”, fuhr Blanchett fort, “da können Sie beinahe jeden hier im Saal fragen. Sie bekam nicht genügend zu essen und wurde systematisch misshandelt, wie viele der hier Anwesenden Ihnen bestätigen werden.”
Entsetzt starrte Hope ihn an. Woher hatte er diese Informationen? Mit wem hatte Blanchett alles gesprochen? Ihr Blick zuckte zu Gabriel, aber dessen Miene war ausdruckslos. Außerdem hatte Blanchett keine Gelegenheit gehabt, ohne ihr Beisein mit ihm zu reden. Ihr Blick streifte das Publikum, und sie erkannte Esra Jackson. Er hatte sie nie darauf angesprochen, aber mehr als einmal hatte er ihr einen Tiegel Liniment zugesteckt, mit dem er sonst die Pferde behandelte, wenn sie vor Schmerzen kaum hatte laufen können. Sollte er etwa…
“Außerdem ist meine Mandantin Besitzerin einer reichen Goldmine”, fuhr Blanchett fort und unterbrach damit Hopes Gedanken. “Warum hätte sie es also riskieren sollen, Mister Cummings Geld zu stehlen? Alles, was sie damit erreicht hätte, wäre, dass man sie suchen würde. Aber eben das wollte sie ja verhindern. Und außerdem gibt es einen Zeugen für ihre Unschuld.” Sein Blick traf Vernon O’Herlihy, der zusammenzuckte, als hätte man ihn geschlagen. Nigel Cummings wirbelte herum und starrte Vernon drohend an, ja den Mund zu halten, und man sah Vernon deutlich an, dass er am liebsten im Boden versunken wäre.
“Wie Sie gehört haben, gibt meine Mandantin zu, einige Kleidungsstücke aus Mister Cummings’ Laden entwendet zu haben, nachdem sie Zeugin einer Unterhaltung zwischen Mister Nigel Cummings und Mister Vernon O’Herlihy geworden war, in der es darum ging, dass Mister Cummings beabsichtigte, meine Mandantin zu seiner Geliebten zu machen.”
Wieder ertönte Gemurmel, und Hope spürte, wie ihre Wangen vor Scham brannten. Oh Gott, woher hatte sie wissen sollen, dass Blanchett dieses Detail mehrmals in einem Gerichtssaal voller Menschen erwähnen würde?
“Selbst wenn Miss Grangers Großvater Schulden gemacht hätte, was, wie ich noch einmal betonen möchte, nicht der Fall ist, so wären diese inzwischen lange beglichen. Es liegt also die Vermutung nahe, dass dieser Mann dort”, sein Finger wies anklagend auf Nigel Cummings, “nun auch noch hofft, unrechtmäßig in den Besitz von Miss Grangers Goldmine zu gelangen!”
Blanchetts Atem ging schneller, und
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