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Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Titel: Mann meiner Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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Blick zuckte hinauf zu Gabriel, der mit reglosem Gesicht neben Hope stand, ihre Hand hielt und ihr das schweißfeuchte Haar aus der Stirn strich. Ihre Augen trafen sich. Hodges nickte kaum merklich, dann zog er mit einem schnellen Ruck das Messer aus der Wunde.
    Hopes Körper bäumte sich auf, dann erschlaffte sie und sank besinnungslos zusammen.
    Hodges atmete auf. “Besser so”, murmelte er, ehe er Hopes Kleid von der Knopfleiste bis zur Seite aufschnitt und die Wunde gänzlich freilegte. Blut quoll jetzt schwallartig daraus hervor, und Hodges presste eine Kompresse darauf, um die Blutung zu stoppen.
    “Ich kann nicht sagen, ob innere Organe verletzt wurden”, sagte er, ohne aufzublicken. “Ich bin kein richtiger Arzt. Um einen Arm zu schienen oder eine Platzwunde zu versorgen, reicht es und mehr wird hier in Silver Springs selten verlangt. Die wenigsten Patienten mit schwereren Verletzungen erreichen mich lebend.” Seine Bewegungen, als er die durchgeblutete Kompresse gegen eine frische ersetzte, waren jedoch exakt und präzise und sprachen von langjähriger Erfahrung. Hodges’ Stirn war sorgenvoll gefurcht, als er den erneut rasch größer werdenden Blutfleck auf dem weißen Stoff betrachtete. Er murmelte etwas vor sich hin, schließlich bat er Gabriel die Kompresse auf die Wunde zu drücken, während er eine Flasche Whiskey holte.
    “Nur für medizinische Zwecke”, sagte er, als er Gabriels Blick bemerkte. “Die Zeiten, in denen ich selber an der Flasche hing, sind schon eine ganze Weile vorbei. Haben mich allerdings mein Medizinstudium und meine Familie gekostet”, gab er einen kurzen Einblick in seine Vergangenheit, ehe er einen in Alkohol getränkten Faden in die Nadel fädelte.
    “Stehen Sie das durch, oder muss ich mich dann um Sie auch noch kümmern?”, wollte er wissen. Gabriel erwiderte seinen Blick.
    “Ich stehe das durch”, stellte er mit zusammengebissenen Zähnen fest. Er hatte schon Schlimmeres und weitaus Blutigeres erlebt. So gesehen hatte er keine Bedenken. Es war der Gedanke, dass es Hope war, die dort so beängstigend still und reglos lag und Schmerzen erleiden musste, der drohte, ihn in die Knie zu zwingen. Mit ausdrucksloser Miene beobachtete Gabriel, wie die Nadel wieder und wieder in Hopes Fleisch stach. Blut quoll noch immer träge, aber schon weitaus geringer unter den Wundrändern hervor, machte die Nadel glitschig, aber Howard Hodges brachte seine Aufgabe dennoch zu Ende. Er schnitt den Faden ab, prüfte die Festigkeit der Stiche, dann legte er eine frische Kompresse auf und befestigte sie mit einer Binde.
    “Ich werde noch einen entzündungshemmenden Breiumschlag anrühren und auftragen. Alles, was wir dann noch tun können, ist hoffen.” Er wischte sich die blutigen Hände an einem Handtuch ab und sah Gabriel an.
    “Ich weiß nicht, an welchen Gott Sie glauben, McKinlay, aber es könnte sicherlich auch nicht schaden, wenn Sie das eine oder andere Gebet an ihn richten.”
    Gabriel sah nicht auf, als er hörte, dass die Tür hinter ihm geöffnet wurde. Wahrscheinlich war es Mary-Sue, die das Tablett abholen wollte, das so unangetastet war, wie all die anderen, die sie ihm in regelmäßigen Abständen brachte und wieder abholte. Lediglich den Kaffee trank er, dankbar, dass er ihm half, wach zu bleiben. Trotzdem waren seine Augenlider schwer wie Blei, und seine Augen fühlten sich an, als wären sie mit Sand gefüllt. Bereits seit drei Tagen hatte er nicht mehr geschlafen, sondern verbrachte beinahe jede Minute an Hopes Seite, immer hoffend, sie könnte endlich erwachen.
    Aber noch immer hatte sie die Augen nicht aufgeschlagen. Trotz des Breiumschlages aus Milch und Leinsamen, den Doc Hodges angerührt hatte, hatte sich die Wunde entzündet. Gabriel hielt Hope in seinen Armen und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr, wann immer Howard Hodges den Verband wechselte. Außerdem hatte Hodges eine Drainage gelegt, aber auch das hatte kaum etwas geholfen. Die Wundränder glühten stellenweise noch immer in unheilvollem Rot, während in den übrigen Bereichen das Gewebe kränklich weiß und geschwollen war.
    Das Fieber hatte vor mehr als zwei Tagen eingesetzt, und brannte seitdem unvermindert hoch. Hope hatte begonnen, sich unruhig hin und her zu wälzen, und es schien, als würden die Geister der Krankheit, von denen der Medizinmann seines Stammes in einem solchen Fall gesprochen hätte, tatsächlich in ihrem Körper miteinander ringen. Einige Male hatte Hope Worte vor sich

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