Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
den Schweiß und den Staub noch betont wurden. Ohne sie zu beachten, ging er hinüber zum Wasserfass und tauchte seinen Kopf hinein. Prustend tauchte er wieder auf und schüttelte sich wie ein Hund, sodass die Tropfen in alle Richtungen stoben.
“Das ist die letzte Ladung für heute”, krächzte er, seine Stimme vom Staub rau und kratzig. Hope reichte ihm eine Kelle sauberes Wasser und sah zu, wie er mit kräftigen Schlucken gierig trank. Fasziniert beobachtete sie, wie seine Kehle arbeitete und Wasser über sein Kinn seinen Hals hinab rann.
“Stimmt etwas nicht?”, fragte Gabriel, als er Hopes Blick bemerkte, und sie wandte sich hastig ab.
“Nein”, versicherte sie ihm. “Es ist alles in Ordnung. Ich dachte nur daran, dass Sie ein Bad vertragen könnten.”
Gabriel schnitt eine Grimasse, dann folgte er Hope, die bereits damit begonnen hatte, den Inhalt des Wagens in eine hölzerne Rinne zu schaufeln, durch die sie dann Wasser, das schon ihr Großvater aus dem nahem Bach umgeleitet hatte, laufen lassen würde. Am Boden der Rinne würde sich dann das Gold, sofern das Geröll welches enthalten hatte, sammeln.
“Sie haben ein freches Mundwerk, dafür dass ich den schwereren Teil der Arbeit erledige”, beschwerte er sich gutmütig, während er auch nach einer Schaufel griff.
“Ich habe ja angeboten, auch meinen Teil unter Tage zu leisten.”
Gabriel schnaubte. “Dann hätten wir heute nicht mehr als einen Wagen Gestein zum Waschen gehabt.”
“Ob wir jetzt in einer Ladung nichts finden oder in fünf…” Sie verstummte.
“Was ist?”, wollte Gabriel wissen und kam näher.
“Sehen Sie mal.” Vorsichtig, so als könnte sie ihn beschädigen, hielt Hope einen schmutzigen Klumpen hoch und reichte ihn Gabriel.
“Ist es das, wofür ich es halte?”, fragte sie aufgeregt und versuchte vergeblich, über seine Schulter zu sehen, während Gabriel den Stein ins Wasser tauchte und ihn abrieb. Dann hielt er ihn auf seiner ausgestreckten Handfläche. Im Schein der Abendsonne glänzte der Brocken matt golden, und Hope schlug vor Begeisterung die Hände vor den Mund, um nicht laut aufzujubeln.
“Gold”, wisperte sie. Ihre Augen suchten Gabriel, und sie bemerkte, wie sie sich vor Freude mit Tränen füllten. “Gold”, wiederholte sie dann. “Wir haben Gold gefunden.”
Gabriel grinste. Er wollte ihre Freude nicht trüben, auch wenn der Fund keineswegs aufregend oder gar spektakulär war.
“Hier”, sagte er und legte den kleinen Klumpen zurück in ihre Hand. “Als Glücksbringer.”
“Wie viel er wohl wert ist?”, überlegte Hope und drehte den Brocken zwischen ihren Fingern.
“Ich schätze so etwa einen Dollar.”
Entsetzt sah Hope ihn an. “Mehr nicht?”, fragte sie dann völlig enttäuscht.
“Hey”, versuchte Gabriel ihr Mut zu machen und stupste sie aufmunternd unters Kinn. “Wo einer ist, da sind auch noch mehr. Und so als erster Fund, ist das schon gar nicht schlecht.”
So ganz überzeugt war Hope noch nicht, aber dann schob sie den Goldklumpen in ihre Tasche und machte sich mit Feuereifer wieder an die Arbeit.
KAPITEL DREIZEHN
“Ich werde morgen auf die Jagd gehen”, sagte Gabriel unvermittelt. Sie hatten ihr Abendessen bereits beendet und saßen wie jeden Abend vor dem Feuer beim Kartenspiel. Hope hatte nicht locker gelassen, bis Gabriel sich bereit erklärt hatte, sie in die Geheimnisse des Pokerspielens einzuweisen und nutzte jetzt jede Gelegenheit, ihre Fähigkeiten zu verbessern.
“Gut, einverstanden”, murmelte Hope, während sie angestrengt überlegte, welche möglichen Kombinationen Gabriel wohl auf der Hand halten könnte. Sie selbst hatte drei Damen, aber die Vier und die Sieben, die sie dazu bekommen hatte, machten sie unsicher. Sollte sie versuchen, Gabriel zu bluffen? Oder hatte er ihr Blatt bereits durchschaut? Ein schneller Blick in sein unbewegtes Gesicht machte es ihr jedenfalls wieder einmal nicht möglich, seine Gedanken zu erahnen.
Pokerface hatte Gabriel den Gesichtausdruck genannt.
Hope seufzte. Irgendwie wollte es ihr nicht gelingen, auch ein Pokerface aufzusetzen. Egal, ob sie sich betont zuversichtlich gab, unruhig oder unbeteiligt, Gabriel schien immer genau zu wissen, was für ein Blatt sie gerade auf der Hand hielt. Bislang hatte sie jedenfalls noch nicht ein einziges Mal gegen ihn gewonnen, und ihre Karten waren nicht immer schlecht gewesen.
“Ich hätte gerne noch eine Karte”, sagte sie. Geschickt spielte Gabriel ihr eine zu. Pik Sieben.
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