Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
Hope fühlte, wie ihr Herz von Freude einen Schlag übersprang, aber bemühte sich, es sich nicht anmerken zu lassen. Sie legte die Vier ab und schob ihre letzten beiden Strohhalme, um die sie in Ermangelung von Bargeld spielten, in die Mitte. Wie Gabriel schon völlig zu recht bemerkt hatte: Beim Pokern ohne Einsatz fehlte die nötige Würze.
“Ihren Strohhalm, und ich erhöhe um noch einen”, sagte sie. Gabriel grinste bei dem Ernst in ihrem Gesicht. Hope war mit Feuereifer dabei. Es tat ihm fast schon leid, dass er immer gewann. Ein paar Mal hatte er schon mit dem Gedanken gespielt, absichtlich zu verlieren, aber er war sich sicher, dass es sie nicht freuen würde, wenn sie bemerkte, dass er sie hin und wieder eine Partie gewinnen ließ. Sie wollte es selbst schaffen, das hatte sie nicht nur beim Kartenspielen unter Beweis gestellt. Sie akzeptierte seine Hilfe, wenn sie aus eigener Kraft nicht weiterkam, aber solange sie ein Problem allein bewältigen konnte, wäre sie lieber gestorben, als ihn um seine Unterstützung zu bitten.
Sie war ein seltsames Mädchen, aber er konnte einfach nicht leugnen, dass eine gewisse Faszination von ihr ausging. Nach dem Tod von “Geht mit den Wolken” und seinen Söhnen hatte er sich geschworen, nie wieder so etwas wie Zuneigung oder gar Liebe für eine Frau zu empfinden, geschweige denn je wieder die Verantwortung für eine zu übernehmen. Als er Hope kennen gelernt hatte, schmutzig und mager, dann als Junge verkleidet, war er davon ausgegangen, dass es ihm in ihrer Gegenwart nicht allzu schwer fallen würde, diesem Vorsatz treu zu bleiben, zumal ihre Bedingung, die Partnerschaft als reines Geschäft zu betrachten, jede weiterführende Beziehung zu unterbinden schien. Nun aber war er sich dessen nicht mehr sicher.
Wie von selbst glitt sein Blick zu ihren schlanken Schenkeln, die sie, ebenso wie er, in Indianermanier untergeschlagen hatte. Noch immer trug sie Hosen, die, wie Gabriel mit wachsender Beunruhigung feststellen musste, nicht das kleinste Detail ihrer Beine der Fantasie überließen. Jede noch so kleine Bewegung lenkten seine Augen unwillkürlich auf ihre nicht zu übersehenden Reize. Er hätte es nie für möglich gehalten, aber selbst das grobe Hemd, das sie trug, steigerte sein Interesse an ihr. Das raue Material, so konnte er nicht umhin zu bemerkten, reizte ihre Brüste, sodass sich die Brustwarzen hart und deutlich darunter abzeichneten. Unbewusst wohlwollend beobachtete Gabriel, wie die sanften Rundungen einen Moment lang verführerisch wippten, als Hope sich vorgebeugt hatte, um die Karte aufzunehmen. Immer häufiger, so stellte Gabriel beunruhigt fest, betrachtete er Hope nicht mehr nur als Geschäftspartner. Und immer, wenn er sich einzureden versuchte, sie sei noch ein Kind, so wie er anfangs geglaubt hatte, dann scheiterte er kläglich. Selbst wenn sie tatsächlich erst fünf gewesen war, als ihre Eltern starben, so hatte sie nach eigenen Angaben anschließend fast drei Jahre bei ihrem Großvater gelebt. Sie hatte gesagt, sie sei acht gewesen, als er starb, und dann hatte sie über zehn Jahre bei Cummings verbracht. Damit war sie achtzehn oder sogar schon neunzehn und, egal wie er es auch betrachtete, alles andere als ein Kind.
Seit sie soviel Zeit im Freien verbrachte, hatte ihre Haut einen sanften goldenen Schimmer angenommen, und ihre Wangen wurden von einer leichten Röte überzogen, die nicht nur von der Nähe des Kaminfeuers herrührte. Er stellte fest, dass sie einen leichten Sonnenbrand auf ihrer sommersprossigen Nase hatte und dass er sogar das attraktiv fand. Unwillkürlich glitt sein Blick zu ihren Lippen.
Verdammt! Wie hatte er bei ihrem ersten Zusammentreffen nur übersehen können, wie voll und rot sie waren? Vielleicht, weil sie sie vor Schmerz zusammengepresst hatte, sagte sich Gabriel, aber dennoch fand er es erstaunlich, dass er es nicht bemerkt hatte. Ihre langen, dunklen Wimpern warfen Schatten auf ihre Wangen, als sie eingehend ihre Karten betrachtete.
Was immer er bislang auch an ihr übersehen haben mochte - das kurze Aufleuchten ihrer faszinierenden grauen Augen, als er ihr die Karte zugespielt hatte, war ihm jedoch nicht entgangen. Die Versuchung, ihr bestimmte Karten zukommen zu lassen, war groß, aber es wäre genauso gewesen, als hätte er sie gewinnen lassen, also verzichtete er auf Tricks. Sein eigenes Blatt war gut. Vier Könige waren so gut wie unschlagbar, und er war sich sicher, dass Hope keine vier Asse auf der Hand
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