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Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Titel: Mann meiner Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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machen. Ganz zu schweigen davon, dass Indianer aus Respekt grundsätzlich nicht über ihre Toten sprachen. Warum also tat er es jetzt?
    “Was?” Wie erstarrt hing Hope in seinem Griff, jeder Kampfgeist schien angesichts seiner unerwarteten und überraschenden Offenbarung aus ihrem Körper gewichen zu sein. Sie versuchte, sich soweit umzudrehen, dass sie ihm ins Gesicht sehen konnte.
    “Was haben Sie da gesagt?”, fragte sie dann noch einmal.
    Verdammt! Warum hatte er das Thema nicht einfach ruhen lassen? Warum hatte er Hope nicht einfach verschnürt und wie einen Mehlsack über den Sattel geworfen? Nach einer Weile hätte sie sich schon beruhigt und wäre vernünftig geworden.
    Aber er hatte es nicht getan. Statt dessen hatte er über etwas gesprochen, das seit Jahren in seinem Innern verschlossen war und das dort auf immer verschlossen hatte bleiben sollen.
    Gabriel starrte in den Himmel, der genauso blau war wie an jenem Tag, als er in das Lager zurückkehrt war. An jenem Tag, als… Er schreckt noch immer vor der Erinnerung zurück.
    Erst nach einer ganzen Weile, in der er versuchte, sich über seine Gefühle klar zu werden, konnte er Hope wieder ansehen, die ihn schweigend beobachtete. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass sie sich aus seinem Griff befreit hatte und neben ihm kniete.
    “Ist das der Grund, warum Sie sich ständig Sorgen um meine Sicherheit machen?”, wollte sie wissen.
    Gabriel zuckte mit den Schultern. “Kann schon sein”, erwiderte er nichts sagend und setzte sich auf.
    “Warum Sie nicht wollen, dass ich mich aus Ihrer Nähe entferne?”
    Gabriel wandte den Blick ab und starrte ins Nichts.
    “Fünf junge Männer des Dorfes waren ausgezogen um zu jagen. Ich war einer von ihnen. Es war ein friedliches Dorf, in dem wir lebten. Die wenigsten von uns hatten schon einmal einen weißen Mann gesehen. Wir lebten weitab der Routen, die die Siedertrecks nahmen, und in unserer Nähe gab es keine Farmen und keine weißen Siedlungen. Niemand ahnte etwas Böses.” Er verstummte, und Hope konnte erkennen, dass es ihm schwer fiel weiter zu sprechen.
    “Und dennoch kam das Böse zu uns in Gestalt weißer Banditen. Sie überfielen das Lager. Sie mordeten, sie vergewaltigten, und sie plünderten. Die Einwohner hatten keine Chance. Es machte diesen Teufeln Spaß, die Frauen zu quälen, sie dabei zusehen zu lassen, wie sie die Kinder abschlachteten. Mit den kleinsten haben sie Fußball gespielt, bis ihre Körper wie zerbrochene Puppen umher lagen. Dann haben sie die Frauen geschändet und skalpiert.”
    Hope hatte voller Entsetzen die Hände vor den Mund geschlagen, um nicht aufzuschreien, dennoch entrang sich ein klagender Laut ihren Lippen. Gabriel hörte sie nicht einmal. Viel zu sehr war er in seine Erinnerungen vertieft. Sein Blick war leer, ausdruckslos und als er sie ansah, lief Hope trotz der Hitze des Tages ein Schauer über den Rücken angesichts der tiefen Abgründe der Verzweifelung, die Gabriels Augen in diesen Moment zu sein schienen.
    “Der größte Teil des Stammes starb an jenem Tag, und mit ihnen meine Familie.” Einen Moment lang blieb sein Blick starr und ausdruckslos, dann klärte er sich. Er sah Hope an, sah die Tränen, die ihr ungehindert übers Gesicht rannen und wandte den Blick ab, um den Schmerz nicht mit ihr teilen zu müssen.
    “Sie wollten doch etwas über mich erfahren”, sagte er ruhig und erhob sich. “Und nun kommen Sie, wir müssen los.”

KAPITEL FÜNFZEHN
    Abgesehen von Vogelgezwitscher und dem Zirpen der Grillen war das leise Klappern des Hufschlags das einzige Geräusch, das Hope seit Stunden vernommen hatte. Die Landschaft, durch die sie ritten, war atemberaubend, aber Hope hatte heute kein Auge für die Schönheit der Natur. Gabriels Rücken, den sie nicht aus den Augen ließ, war aufrecht und abweisend, als er Meile um Meile vor ihr her ritt, fast so als hätte er ihre Anwesenheit vergessen. Schließlich hielt sie die bedrückende Stille zwischen ihnen nicht länger aus.
    “Wie kommt es, dass Sie bei Indianern gelebt haben?”, stellte sie die Frage, die ihr seit seiner so unerwarteten Offenbarung auf der Zunge brannte. Erst dachte sie, er würde sie ignorieren, aber dann antwortete er doch.
    “Meine Frau war Indianerin.”
    Seine Frau.
    Ein schmerzhafter Stich durchzuckte Hope bei seinen Worten, und sie fragte sich erstaunt, was das wohl zu bedeuten hatte. Nun ja, sagte sie sich, als er von seiner Familie gesprochen hatte, hatte sie angenommen, er spräche

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