Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
Gabriel sah, wie sich ihre Finger um das Seil schlossen, es ihr aber immer wieder entglitt. Schließlich wand sie es sich um ihre Handgelenke, und er konnte sie langsam zu sich heraufziehen. Mit einem Seufzen, das verdächtig nach einem Schluchzen klang, schloss er Hope in seine Arme.
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
“Verdammt, Hope! Wie konntest du nur so verrückt sein, für eine Katze dein Leben zu riskieren?” Allein der Gedanke, sie zu verlieren, war beinahe zuviel für ihn gewesen.
“Ich konnte nicht anders”, wisperte sie heiser an seiner Brust. Ihre Kleidung war schlammig und kalt und klebte an ihrem Körper. Ihre Haut fühlte sich eisig an, und ihre Lippen, so stellte Gabriel fest, waren ebenso wie ihre Finger blau angelaufen. Ihre Stirn zierte eine blutige Schmarre, die bereits begonnen hatte anzuschwellen, und Gabriel widerstand nur mit Mühe der Versuchung, ihr den Schmutz aus dem Gesicht zu wischen. Das musste warten, bis sie wieder in der Hütte waren und warmes, sauberes Wasser hatten.
“Wir müssen dich ins Warme bringen”, stieß er hervor und schob sie vor sich her in Richtung des Stollens, durch den er gekommen war.
“Aber ich friere überhaupt nicht”, stellte Hope fest.
“Genau das ist es ja, was mir Angst macht”, knurrte Gabriel. “Du bist schon blau angelaufen und zitterst nicht einmal. Glaub mir, du stehst kurz vorm Erfrieren.”
Hopes Gesichtsausdruck blieb teilnahmslos, spiegelte noch nicht einmal Überraschung wider angesichts seiner Worte. Sie war zu Tode erschöpft, stellte Gabriel fest, und er hatte schon oft gesehen, dass Menschen nach überstandenen Katastrophen eine Zeitlang nicht sie selbst waren. So wie Hope. Nun, wenigstens schien der betäubende Zustand dafür zu sorgen, dass sie keine Schmerzen verspürte. Selbst im schwachen Schein der Lampe erkannte Gabriel zahlreiche Prellungen und Schürfwunden an Hopes Körper, und es konnte nicht mehr lange dauern, ehe sie diese auch spüren würde. Es war sicher am besten, wenn sie bis dahin in der Hütte waren.
“Aber wieso? Es waren doch nur wenige Minuten.”
Ungläubig sah Gabriel sie an. Minuten? Wie konnte sie glauben, dass nur Minuten vergangen waren? Die einzige Erklärung, die er hatte, war, dass Hope zwischenzeitlich das Bewusstsein verloren hatte. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut, denn dann hatte sie sich auch nicht bewegt, und die Schramme an ihrer Stirn war möglicherweise schlimmer als sie aussah. Er musste sie schnellstens wieder ins Freie bringen.
Mit sanftem Nachdruck zwang Gabriel Hope, vor ihm in den Gang, aus dem er gekommen war, zu kriechen. Sie zögerte.
“Wo ist Motte?” Angst und Sorge schwangen in ihrer Stimme mit, aber Gabriel konnte sie beruhigen.
“Hier. Siehst du?”
Die nasse Katze eilte an ihnen vorbei und in den Gang, so als könnte auch sie es jetzt nicht mehr erwarten, diesen dunklen, nassen Ort endlich zu verlassen. Es war schon sonderbar, dass sie zuvor solange hier in der ungemütlichen Finsternis ausgeharrt hatte und dass sie für Hope noch einmal hierher zurückgekehrt war, anstatt sich einfach nur in Sicherheit zu bringen. Hope folgte ihr nur zu bereitwillig.
Der Weg zurück ins Tageslicht erschien endlos, beinahe noch länger, als der quälende Abstieg. Zumindest empfand Gabriel es so, der spürte, wie Hope mit jeder Sekunde schwächer wurde und immer heftiger begann zu zittern.
“Ich glaube”, bibberte sie, “mir ist jetzt doch kalt.” Sie wollte eine Pause machen, aber Gabriel trieb sie voran. “Du kannst dich hier nicht ausruhen, Hope, aber gleich, wenn wir in der Hütte sind.”
“Aber mir ist so kalt.”
“Ich weiß. Und nun los. Weiter.” Unnachgiebig drängte er sie voran. Endlich, als Gabriel es schon nicht mehr glaubte, erschien vor ihnen ein heller Fleck. Klein, dann schnell größer werdend, kam der Eingang näher.
Hope seufzte erleichtert auf, als helles und vor allem warmes Sonnenlicht sie umfing. Ihre Glieder zitterten so stark, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte, und so ließ sie es widerstandslos zu, dass Gabriel sie auf die Arme hob. Die Wärme, die sein großer, halbnackter Körper verströmte, war einfach himmlisch, und Hope presste ihre Wange an seine glatte Schulter. Sie spürte seinen Puls, und wie zufällig legte sie ihre Hand über sein heftig pochendes Herz. Mit langen Schritten strebte er der Hütte zu. Hope protestierte, als sie aus den wärmenden Strahlen der untergehenden Sonne ins Halbdunkel traten, aber Gabriel
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