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Mann mit Anhang

Mann mit Anhang

Titel: Mann mit Anhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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die offene Schlafzimmertür.
Jacky versucht seine große, schwarze Plüschkatze unter dem Bettvorleger zu
vergraben, und scharrte auf dem Parkett herum. Er schaute seinen Herrn
schweigend an. Blödsinn? Versuchst du nicht selbst immer ganz große Dinge zu
vergraben?
     
    Kurz nach acht Uhr war Gutting
in seinem Büro. Der Geschäfts tag fiel über ihn her und zwang seine Gedanken an
die Arbeit. Im Vorzimmer wartete Gruber, sein stets von neuen Ideen über!
sprudelnder Werbeleiter, und schnellte in sein Zimmer. Wie ein abgezogener
Sektpfropfen, dachte Gutting.
    Gruber war ein kleiner cleverer
Bursche, der es sicher einmal zu einem großen Werbefachmann bringen würde.
Gutting hatte einen guten Griff getan, als er ihn aus seiner subalternen
Vertretertätigkeit herausangelte.
    Aber heute kam Gruber mit
seinen neuen Vorschlägen bei Chef nicht recht an. Gutting hörte ihn an und
richtete die Bleistifte auf seinem Schreibtisch aus. »Ich will Ihnen mal was
sagen Herr Gruber, ich glaube übrigens, ich habe es schon öfter gesagt Ich habe
kein Interesse daran, meinen Betrieb noch mehr aufzublähen. Mein Umsatz hat
sich in den letzten fünf Jahren verdreifacht. Das genügt mir. Ich mag mich
nicht fürs Finanzamt kaputt machen. Ich möchte noch ein bißchen was von meinem
Leben ha ben.«
    Gruber bückte ihn überrascht
an. Er hatte nie darüber nachgedacht, ob der Chef, der jeden Morgen pünktlich
um acht Uhr mit seinem großen Wagen angefahren kam, ein Haus, eine Tochter und
einen Hund besaß und einmal im Jahr eine Reise machte, ob dieser Chef
eigentlich von seinem Leben etwas hatte oder nicht.
    »Ich habe mir unsere neue
Werbekampagne so gedacht —«, kam er noch einmal auf seine Vorschläge zu
sprechen. Gutting neigte den Kopf und nickte, ohne recht hinzuhören. Ich muß
heute unbedingt zu Paul, überlegte er, ich muß mit Paul sprechen und alles fix
und fertig machen.
     
     
     

5
     
    Um zu Uckermann zu gelangen,
mußte man zwanzig Kilometer auf der Ausfallstraße nach Süden fahren und dann
links in eine schotterige Landstraße abbiegen. Er bewohnte ein altes
Bauernhaus, das er vor dreißig Jahren gekauft und äußerlich nahezu unverändert
gelassen hatte. Die Einrichtung bestand aus bäuerlichen Kunstgegenständen, die
er aus allen Ecken Europas zusammengeschleppt hatte. Den Stall hatte er zu
einem Atelier umgebaut, ohne den roten, holprigen Ziegelboden herauszunehmen.
Er sagte: »Es beruhigt mich, auf demselben Boden zu stehen, auf dem vor mir ein
Dutzend vernünftiger Rindviecher gestanden hat. Von diesem Boden geht ein erfrischendes
Fluidum aus.«
    Manche seiner Bilder, die in
diesem Atelier entstanden, wuchsen bedächtig heran, wie eine Frucht, die ihre
Zeit zur Reife braucht; andere wurden wie im Zorn gemalt.
    Während er an diesem Abend auf
Ronald wartete, hielt Uckermann Selbstgespräche und schoß unter seinen
buschigen Brauen hervor wilde Blicke nach der Uhr. Ronald war wieder einmal
unpünktlich, um halb acht hatte er da sein wollen, und jetzt war es gleich
acht. »Er hat sich wie üblich von seinem Laden nicht losreißen können.
Allmählich wächst er sich zu einem ekelhaften Managertyp aus«, knurrte er. »Der
Knabe wird alt.«
    Er stapfte in seinem
Malerkittel in der niederen Wohnstube auf und ab, legte den Laib Bauernbrot auf
den Tisch, stellte die Holzteller und die griffigen Tiroler Weingläser dazu und
schnitt die Wurst auf. Die Abendsonne stäubte ihre feingekörnten Strahlen ins
Zimmer und zeichnete helle Rechtecke auf den Stubenboden aus groben
Holzbrettern.
    Zu dem Bauernhaus gehörte ein
verwilderter Garten mit wuchernden Beerensträuchern und von Wind und Wetter
krummgezogenen Bäumen. Dieses Stück Gartenland blieb von Spaten und Schere
nahezu unberührt. Uckermann genügte es, sich einen schmalen Pfad vor der
Haustür bis zum Gartenzaun freizuhalten. Zu diesem Zweck hatte Gutting ihm vor
einigen Jahren ein Buschmesser geschenkt, wie man es zum Durchqueren der
Urwälder benutzt.
    Als Ronald die Glocke an der
versperrten Gartentür zog, schritt Uckermann mit der ernsten Würde eines
unbeschränkten Herrschers durch die paradiesische Wildnis seines kleinen
Besitztums. Er sperrte auf und ließ Ronald und Jacky herein.
    »Ihr seid eine halbe Stunde zu
spät dran«, knurrte er. Ronald wies mit einem verzweifelten Schulterzucken auf
den Hund. »Jacky war nicht fertig, er brauchte zu lange, um seine Krawatte zu
binden.«
    Er sah in das Gesicht seines
alten Freundes, den er nun schon ein

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