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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Sie Juden ihr Eigentum abgenommen?«
    »Das war Feindvermögen, ich habe das nicht bestimmt. Das war Göring mit seinem Vierjahresplan. Der Führer wollte die Juden aus Deutschland raus haben. Er hatte seine Gründe. Wir haben doch alle gehen lassen, die gehen wollten.«
    »Viele«, sagte Stachelmann. »Aber die meisten habt ihr umgebracht.«
    »Das ist nicht bewiesen! Und ich habe nichts zu tun damit. Außerdem, das waren unsere Feinde. Ich muss Ihnen doch nicht erzählen, wie das Weltjudentum auf den Machtantritt des Führers reagiert hat.«
    »Sie sagten es schon, Sicherungen durchgebrannt. Wie im November 38.«
    »Das war Goebbels. Der hat Hitler überredet, der Führer mochte ihm nichts abschlagen. Später hat Hitler das bereut. Und Göring hat getobt, Himmler und Heydrich auch. Goebbels war ein Eiferer, immer auf hundertachtzig. Wir von der SS gehorchten den Befehlen des Führers, Himmler hat darauf geachtet, dass keiner über die Stränge schlug.«
    »So genau scheint der Reichsführer ja nun nicht hingeschaut zu haben. Wie erklären Sie es sich sonst, dass Sie sich nicht vor dem SS-Gericht verantworten mussten?«
    Amman stutzte. Dann sagte er: »Das hatte nur einen Grund: Ich habe Haus und Grundstück legal gekauft, selbst nach den strengen Gesetzen der SS. Man kann ja gegen uns sagen, was man will, aber wir haben auf Sauberkeit geachtet. Wenn man sich mal anschaut, wie es heute ist.«
    »Immerhin wandern heute keine Menschen mehr durch den Schornstein«, sagte Anne.
    Ammann lachte. »Gehen Sie mal nach Ohlsdorf.«
    Stachelmann hätte den Mann am liebsten geschlagen. Er kannte diese Typen, die sich ihre Geschichte zurechtlegten, um damit leben zu können. Mit Massenmord schläft man schlecht. Langsam starben sie weg. Ammann gehörte offenbar zur zähen Sorte. Es wäre sinnlos gewesen, ihn zu belehren. Diese Leute kannten für jede Frage eine Lebenslüge, weil sie sich diese Fragen selbst gestellt hatten. Sie würden nichts herausbekommen aus Ammann, wenn sie mit ihm debattierten. Solche Typen reagierten nur auf Druck.
    »Nun kennen wir Ihre Version. Da gibt es nur eine Schwierigkeit, Sie hätten nach der Wiedergutmachungsgesetzgebung melden müssen, dass Sie Juden ein Haus und ein Grundstück abgekauft haben.« Stachelmann betonte abgekauft.
    »Mich hat keiner gefragt. Von mir hat keiner was gewollt.«
    »Sie hätten es von sich aus melden müssen.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Stellen Sie sich mal vor, morgen stünde in der Zeitung, der ehemalige SS-Mann Ammann hat Juden beraubt und sich nach 1945 vor der Rückerstattung gedrückt.«
    »Ich habe niemanden beraubt.«
    »Was haben Sie denn bezahlt?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Aber auf jeden Fall den Marktpreis.«
    »Nun war aber der Marktpreis für Judeneigentum zufällig ziemlich im Keller.«
    »Dafür kann ich nichts. Ich möchte, dass Sie jetzt gehen.« Ammann erhob sich. Seine Stirn war nass.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Wollen Sie morgen wirklich im Abendblatt lesen, was Sie damals so rechtschaffen getrieben haben?«
    »Ich habe das Anwesen längst verkauft.« Ammann setzte sich wieder hin.
    Stachelmann begriff nicht, was Ammann sagen wollte.
    »Ich weiß. Das ändert aber nichts am Unrecht.«
    »Unrecht, Unrecht, wer kann das nach so vielen Jahren sagen?
    Waren Sie damals dabei? Kann man urteilen, ohne dabei gewesen zu sein?«
    »Was halten Sie von Stalin?«, fragte Anne.
    Stachelmann ärgerte sich, es lenkte ab. Er glaubte, Ammann auf die richtige Spur geführt zu haben.
    Ammann schaute Anne verwirrt an. »Was soll denn diese Frage? Wir müssen doch jetzt nicht über diesen Verbrecher sprechen.«
    »Woher wissen Sie, dass Stalin ein Verbrecher war? Sie waren doch nicht dabei.« Anne schoss die Frage ab, bevor Stachelmann sich einschalten konnte. Als sie gefragt hatte, wich derÄrger. Sie hatte ihn geknackt, auch wenn er es nie zugeben könnte.
    Ammanns Augen zeigten, er saß in der Enge. »Das ist doch was anderes«, sagte er. Es schien, als wüsste er, dass es nichts anderes war.
    »Sie haben den Judenbesitz an Holler verkauft.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Unsere Akten enden nicht mit 45«, sagte Stachelmann. Er hoffte, Ammann schluckte auch diese Lüge. Ammann war ein Feigling, einer, der nur in mörderischen Zeiten zum Mörder wurde. Er hatte seit 45 das Recht gebrochen, aber niemanden getötet. »Der Mann, der Enheim getötet hat, der kann auch Sie töten. Sie kannten Enheim?«
    Ammann erschrak nicht. »Den alten Enheim kannte

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