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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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halben Erklärungen. Hatte nicht auch sein Vater gesagt: »Es war Krieg.« Nein, es war kein Krieg, als der Nazifreundeskreis Juden beraubte, den Krieg haben sie später angefangen.
    »Es ist dein Vater«, sagte Anne.
    Stachelmann nickte.
    »Dafür kannst du nichts.«
    »Ja und nein.« Er erzählte von dem Gespräch, das er mit seinem Vater hatte.
    »Die meisten trauen sich nicht einmal, danach zu fragen«, sagte sie. »Ich habe mich viel schneller als du mit halb garen Erklärungen abspeisen lassen. Mein Großvater hat bestimmt auch Dreck am Stecken. Du hast es auf einen Bruch ankommen lassen.«
    »Es hängt davon ab, was vorliegt. War dein Großvater ein SS-Mann, vielleicht ein Mörder, wenigstens einer, der Juden beraubt hat? Mag doch ein Mitläufer nach fünfundvierzig weiter feige gewesen sein, das ist eine andere Preislage. Es geht ja auch darum, was man verschweigt, seine Feigheit oder seine Beteiligung an Verbrechen. Es geht um Raub, Erpressung und Mord. Das ist übel. Und übel war auch, wie der Kerl mich vorgeführt hat. Das verdanke ich den Lügen meines Vaters.«
    »Das war schlimm. Aber immerhin hat er deine Vermutung bestätigt. Nun sind wir ein gutes Stück weiter.«
    Stachelmanns Erregung ließ nach. Sie hatte Recht, der Besuch bei Ammann war eine Niederlage und ein Erfolg.
    »Aber wir wissen nichts über den oder die Mörder und nichts über den, der mich in Berlin auf die Gleise gestoßen hat.«
    »Aber wir können uns jetzt mit den Möglichkeiten beschäftigen, die in der Sache stecken. Ich glaube, es handelt sich um einen Zoff unter Gangstern und ihren Nachkommen. Holler junior hat die Komplizen seines Alten übers Ohr gehauen. Er weiß was, und das, was er weiß, reicht, um den anderen Gangstern einen Teil ihrer Beute abzunehmen. Was ist die Beute? Die Beute ist, was die Burschen bei der Arisierung in Privatregie erpresst haben, gedeckt durch Pohl und Himmler und nach einigem Mucken schließlich auch mit dem Segen der Finanzverwaltung. Wär interessant, zu erfahren, warum das Finanzamt klein beigegeben hat. War auch im Dritten Reich nicht seine vornehmste Eigenschaft. Ich habe mal über Görings Vierjahresplan gearbeitet, die haben zusammengerafft, was sie kriegen konnten, und vor der SS hatte Göring begrenzten Respekt. Das nur nebenbei. Zurück zu meiner These, mit der ich noch nicht ganz glücklich bin. Denn es gibt Facetten, die nicht passen. Warum werden Hollers Frau und seine Kinder getötet? Kann sein, dass das eine eigene Geschichte ist. Glaub ich aber nicht. Der Mord an Enheim dagegen passt perfekt in meine Theorie, der Mord an der Polizistin vielleicht. Bist du sicher, dass das ein Mord war?«
    Stachelmann schaute sie an. Ihre Augen glänzten, sie hatte sich die Geschichte offenbar schon länger überlegt. Er hörte zu, wie sie seine Gedanken sortierte. Er hätte sie gern umarmt.
    Sie fuhr fort: »Und der Ammann hatte Angst, mein Gott, hatte der Angst. Sonst wäre er bestimmt nicht so aggressiv gewesen. Wahrscheinlich fürchtet er, ihm könnte das Gleiche geschehen wie Enheim. Erklären kann ich mir aber nicht, wie der Anschlag auf dich einzusortieren wäre. Und warum wurden die Akten in Berlin verbrannt? Vielleicht, weil wir den Mörder darin finden können? Lass mich mal spinnen. Die Polizistin ist dem Mörder auf die Spur gekommen, er hat es gemerkt und sie umgebracht. Wie? Keine Ahnung. Und wie hat er mitgekriegt, dass du ihm auf die Schliche gekommen bist?«
    »Ich bin ihm nicht auf die Schliche gekommen, sondern er mir.«
    »Wie es sich in Wahrheit verhält, ist gleichgültig. Es kommt darauf an, was der Mörder glaubt. Offenbar denkt er, du hast eine Ahnung, wer er ist oder wie die Sache läuft. Das stimmt zwar nicht, aber irgendwie hat er etwas gerochen, das ihm stinkt. Wer weiß von deinen Archivrecherchen?«
    »Ossi, ein paar am Seminar. Vielleicht hat Bohming getratscht, aber das lassen wir mal beiseite. Meine Eltern wissen es auch, aber nun wollen wir mal nicht unterstellen, dass mein Vater mir einen Killer auf den Hals hetzt.«
    »Vielleicht hat er es jemandem gesagt.«
    »Kann sein, glaube ich aber nicht.«
    »Und das sind alle, die was wissen?«, fragte Anne.
    »Nein, du hast mich unterbrochen, es sind nicht alle. Holler weiß es auch. Ich hab’s ihm erzählt.«
    »Ach du lieber Himmel!«
    ***
    Holler war höflich wie immer.
    »Ich will Klartext reden, Herr Holler«, sagte Ossi. »Sie wissen etwas über die Morde, und Sie verheimlichen es.«
    Holler schüttelte den

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