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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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ihm schräg gegenüber. Sie sah ihm zu, wie er trank. Wasser lief ihm am Kinn entlang, er wischte es mit dem Handrücken weg. Sie schüttelte leicht ihren Kopf. »Was hast du angestellt?«
    »Nichts. Jedenfalls weiß ich von nichts. Ich hab’s dir doch erzählt, hinter mir ist jemand her und will mich umbringen. Und auf der Fahrt nach Weimar hat er sich an mich drangehängt. Glaube ich jedenfalls.«
    Sie blickte ihm in die Augen. »Wer?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe eine Vermutung, aber die ist mehr als nebelhaft.« Er berichtete kurz von seinen Erlebnissen.
    Sie sah verwirrt aus, wusste nicht, was sie von seiner Geschichte halten sollte. Sie stand auf und ging zum Fenster.
    »Aber es muss doch eine Erklärung geben.« Sie blickte hinunter auf die Straße. »Ist dir einer gefolgt?«
    Stachelmann hatte auf der Rückfahrt immer wieder in der Spiegel geguckt. »Nein. Ich hätte es merken müssen.«
    »Ich lese nicht viele Krimis, aber dass einer einem unauffällig folgen kann, weiß sogar ich.«
    »Ich hätte nicht herkommen sollen«, sagte Stachelmann.
    Sie schüttelte den Kopf. »Du durftest nicht nach Hause fahren. Vielleicht warten sie dort schon auf dich.«
    »Sie?«
    »Wer auch immer. Ich kann mich jetzt revanchieren. Ich hab ein gutes Sofa.«
    »Und was ist mit dem Kongress?«
    »Da bin ich entschwunden. Schwere familiäre Probleme.« Sie kicherte.
    Er spürte die Anstrengung und die Müdigkeit. Seine Beine waren schwer.
    Sie schaute noch einmal aus dem Fenster, dann sagte sie: »Du hast bestimmt Hunger.« Sie wartete nicht auf eine Antwort und verließ das Wohnzimmer. Er hörte, wie sie in der Küche arbeitete.
    Er wachte auf, als ihm ein Sonnenstrahl ins Gesicht schien. Es roch nach Kaffee. Im Flur hörte er Schritte. Anne kam ins Wohnzimmer und grinste. »Zur Strafe sollte ich dir unser Abendbrot zum Frühstück vorsetzen. Du bist gestern eingeschlafen, kaum hatte ich mich in die Küche verkrümelt. Aber gnädig und gastfreundlich, wie ich leider bin, spendiere ich dir ein ordentliches Frühstück.«
    Stachelmann schaute an sich hinunter. Er lag auf dem Sofa in seiner Kleidung von gestern. Er war ausgeschlafen, konnte sich nicht an einen Traum erinnern. Er fühlte sich einigermaßen. Allmählich sickerte die Erinnerung in sein Bewusstsein. Er war nicht mehr so hilflos wie gestern Abend, die Angst hatte einen Teil ihrer Macht verloren.
    »Und wenn du willst, besorge ich dir auch anständige Klamotten. Ich kann dir ein paar Mark vorstrecken.«
    »Diese Bewegung auf dem internationalen Finanzmarkt klären wir nach dem Frühstück, wenn du mich so lange stinkend erträgst.«
    »Es gibt Schlimmeres«, sagte sie und lachte. »Zum Beispiel den berühmten Aktenfressermörder.«
    »Über mein schreckliches Ende würde eine pietätvolle Frau keine Witze machen.«
    Sie frühstückten.
    »Und wie weiter?«, fragte Anne. »Geh zur Polizei.«
    »Nein, die halten mich für verrückt.«
    »Sei nicht beleidigt.«
    »Versteh bitte, ich war bei der Polizei. Ich habe den Anschlag auf mich angezeigt. Ich habe Ossi informiert, und an meinem Krankenhausbett saß ein Berliner Jungbulle und hat brav meine Leidensgeschichte aufgeschrieben. Aber sie haben mir kein Wort geglaubt.«
    »Und wenn du denen Dampf machst.«
    »Energieverschwendung. Ich hab auch keine Lust, mich zum Affen zu machen. Über die Holler-Geschichte weiß ich inzwischen mehr als die Polizei, und den Rest kriege ich auch noch raus.« Er berichtete von seinem Einbruch in der Kopierfirma. Er ging in den Flur und zog aus der Innentasche seines Jacketts die Dokumente, die er kopiert hatte.
    Sie las die Akten. »Ich verstehe nicht ganz …«
    »Ich auch nicht. Aber eindeutig ist, dass es eine Gruppe von Nazifunktionären gab, die die Entjudung der Wirtschaft als ihre Privatangelegenheit begriffen haben. Sie haben Juden ausgeplündert, die auswanderten oder in die Gaskammern geschickt wurden. Sie haben ihren Geschäften den Schein der Legalität verpasst. Und sie haben, wie ich glaube, wenigstens einen Teil ihrer Beute nach dem Krieg gerettet. Und sie sind Zeit ihres Lebens geachtete Bürger dieser Stadt gewesen. So viel, bilde ich mir ein, weiß ich schon. Und das ist nicht wenig. Auch wenn ich nichts davon beweisen kann.«
    Sie nickte. »Und was willst du nun tun?«
    »Ich werde mal schauen, wer von diesen ehrenwerten Herren noch unter den Lebenden weilt. Und wenn es noch einen gibt, dann kann ich ihn ja fragen, wie das damals war.«
    »Ich mach mit«, sagte

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