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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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nicht, weil Sie nicht gut aussähen, wenn Sie sich an die Wahrheit hielten.«
    Holler stand auf und ging ziellos ein paar Schritte. »Es muss einer dieser Makler sein.«
    »Einer von denen, die Sie mit Rückerstattungsforderungen beglückt haben?«, fragte Ossi.
    Holler nickte kaum sichtbar. »Ich weiß aber nicht, wer.«
    »Sie können uns doch nicht erzählen, Sie hätten keinen Namen im Kopf.«
    »Ich hatte Enheim im Verdacht.«
    »Aber der ist nun tot. Seitdem ist nichts mehr passiert.«
    »Und jetzt glauben Sie, ich hätte Enheim umgebracht.«
    »Es wäre hilfreich, Sie hätten ein Alibi.«
    »Ich habe eines, ich war in Berlin, geschäftlich. Lassen Sie sich von meiner Sekretärin die Daten dazu geben. Ein besseres Alibi kann man gar nicht haben.«
    »Umso besser«, sagte Ossi. »Das hilft uns weiter.«
    »Warum Enheim?«, fragte Carmen.
    »Weil ich einen furchtbaren Streit mit ihm hatte. Ich musste ihm mit dem Gericht drohen.«
    »Wegen der Rückerstattung.«
    »Ja, er hat mir eine faule Immobilie verkauft. Im Nachhinein habe ich mir vorgeworfen, sie nicht genauer geprüft zu haben. Ich hatte ihm vertraut, aber dann fanden wir den Schwamm im Haus. Totalsanierung, wissen Sie, was das kostet? Neu bauen ist billiger. Und Enheim wollte nichts nachlassen. Er hat mich beschimpft und bedroht. Er war ein Choleriker, machte mir Angst. Erstaunlich, dass er sich überhaupt auf eine Rückerstattung eingelassen hat.«
    »Mich wundert ja immer noch, dass es ausnahmslos bei jedem dieser Verkäufe Rückerstattungen gegeben hat.«
    Holler zuckte mit den Achseln.
    »Und wer hat dann Enheim umgebracht und wer Ulrike Kreimeier?«, fragte Ossi. »Haben Sie denn für diese Fälle auch eine Ahnung?«
    »Vielleicht hat Enheim zufällig bemerkt, dass Ihre Kollegin etwas über ihn herausgefunden hatte? Und danach hat er mit jemandem Streit angefangen.«
    »Hat Ulrike gegen Enheim ermittelt?«, fragte Carmen, als sie im Auto saßen.
    »Glaube ich nicht.«
    »Du hast sie gemocht oder mehr als das.«
    »Mehr als das.«
    ***
    Kohn hatte keine Mühe, das Spielzeugauto mit der leistungsstärkeren Fernbedienung auszurüsten. Er konnte den Jeep mit wuchtigen Rädern nun aus mehreren hundert Metern steuern. Und ein Knopfdruck genügte, um den Sprengsatz zu zünden. Er wusste nicht, wie stark die Explosion sein würde, er hatte alle Hohlräume mit Plastiksprengstoff gefüllt. Es musste reichen, eher war es zu viel. Kohn würde es bedauern, wenn auch das Kindermädchen getroffen würde, er konnte nur darauf achten, dass das Auto einige Meter entfernt war von ihr, wenn er den Sprengsatz detonieren ließ. Den Zünder hatte er mit einem Draht gekoppelt, der durch ein Funkkommando zu glühen begann. Er hatte es ausprobiert, es funktionierte wie ein kleiner Tauchsieder.
    Der Wetterbericht hatte Sonne angekündigt für den kommenden Tag. Es würde trocken und warm sein, der Kleine würde im Garten spielen, wie er es in den letzten Wochen beobachtet hatte. Heute Nacht würde er das Auto durch Zaun und Ecke schieben. Am Tag würde er wiederkommen zu Hollers Villa und auf den Augenblick warten, da er das Auto auf den Jungen zufahren ließ und den Zünder auslöste.
    Was würde er tun, wenn er seine Aufgabe erfüllt hatte? Er hatte Angst davor. Der Tod wartete auf ihn. Er hoffte, er würde zufrieden sterben. Er würde die Bilanz schließen, die seine Feinde eröffnet hatten. Es gab nicht viele Menschen, die ihr Leben abgeschlossen hatten, wenn sie starben.
    In der Nacht fuhr er mit dem Auto zur Elbchaussee. Kohn spielte den späten Spaziergänger. Was konnte harmloser sein als ein Greis mit einem Stock und einem Rucksack? Vor dem Tor der Villa stand ein Polizeiauto. Darin zwei Beamte, einer gähnte und zeigte seine Zahnreihen. Der andere drehte seinen Kopf zu Kohn und schaute gleich wieder weg. Kohn ging um die Ecke, er drehte sich nach allen Seiten um. Niemand war zu sehen. Er hatte vor einigen Tagen einen Spalt zwischen Boden und Zaun entdeckt. Durch diesen schob er nun das Auto. Er lehnte sich an den Zaun und schaute sich noch einmal um. Niemand. Er schob das Auto mit dem Stock in die Hecke. Er hatte es sich leichter vorgestellt. Die Hecke war buschiger, als er gedacht hatte. Er musste das Auto mit dem Stockgriff wieder aus der Hecke herausziehen und es ein Stück versetzen. Diesmal klappte es, er spürte, wie der Gegendruck nachließ. Jetzt musste der Jeep auf der anderen Seite am Fuß der Hecke stehen. Einen Augenblick fürchtete Kohn, dass der Wagen

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