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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Papa Ariella
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als ich Rob King im Fahrstuhl überfallen und eine E-Mail von einer Sekretärin Prescotts bekommen habe. Sie lädt mich zu einer Besprechung mit ihm höchstpersönlich ein.“
    „Aber in den Fahrstühlen sind doch Überwachungskameras, ich kann nicht glauben, dass Rob sich von dir abknutschen lässt. Und bitte sag, dass das mit der Besprechung nicht wahr ist. Weißt du noch, wie er dich mal angelächelt hat?“
    „Nur zu gut. Das war der schönste Tag meines Arbeitslebens.“
    „Ich verstehe das mit der Besprechung aber nicht.“
    „Ich auch nicht. Das ist einfach nur ein Fehler. Irgendwann werden sie feststellen, dass ich nur eine ganz niedrige Angestellte bin.“
    „Warte mal, du wirst also
nicht
zu der Besprechung gehen?“
    „Nein, er will die Abteilungsleiter treffen. Da kann ich mich nicht einfach reinschleichen.“
    „Warum zum Teufel nicht? Du bist eingeladen. Oh Gott, Eve, ich sollte mich nicht zu sehr aufregen. Sobald ich das tue habe ich sofort das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Antworte, dass du liebend gerne kommen wirst. Komm schon, Eve, irgendwie hast du Glück gehabt, da reinzukommen. Dieses Mal hat es auch nichts mit Beziehungen zu tun wie damals bei deinem Bewerbungsgespräch, diesmal ist es einfach nur ein Glücksfall.“
    „Den Kommentar zum Bewerbungsgespräch kannst du dir sparen, Tabitha, vor allem weil ich den Job nicht bekommen habe.“
    „Nun, Eve, sieht so aus, als ob du damit fertig werden müsstest, während ich mich jetzt übergeben gehe.“ Sie hängt auf. Toll.
    Ich lese die E-Mail noch mal. Ist doch interessant, wie ein menschlicher Fehler so viel Aufregung in ein Leben bringen kann. Natürlich darf ich nicht sofort antworten – dadurch würde ich mich verraten. Oder antworten die meisten Leute womöglich doch sofort, weil es schließlich um Prescott persönlich geht. Vielleicht verrate ich mich, wenn ich nicht sofort antworte. Aber wenn ich Vize-Präsidentin wäre, säße ich den ganzen Tag in Meetings rum, außerdem würde ich meine EMails nicht selbst lesen, dafür hätte ich eine Sekretärin. Ich würde von dieser Einladung erst heute Abend erfahren, und dann würde ich noch eine Weile brauchen, bis ich meine Termine durchgesehen habe.
    Ich werde morgen antworten. Aber das hält mich nicht davon ab, die E-Mail wieder und wieder zu lesen und mir vorzustellen, was ich antworten soll, und dann sehe ich im Geiste vor mir, wie das Meeting ablaufen wird. Danach wird Prescott mich in den intimsten Kreis aufnehmen, weil ich die verwirrte Generation X repräsentiere, die in den Vorstandsetagen völlig unterrepräsentiert ist.
    Am nächsten Tag schreibe ich eine E-Mail an Prescotts verwirrte Koordinatorin, ohne zu sehr über Etikette nachzudenken, und frage, wie es mit dem 16. Mai wäre. Das ist eine Woche vor meinem vierundzwanzigsten Geburtstag, vielleicht bringt es mir Glück.
    Gegen Abend wird mir bestätigt (ich schwöre, dass ich mir keine Sekunde lang Sorgen gemacht habe), dass ich am 16. Mai um 15 Uhr einen Termin habe.
    Ich drucke die E-Mail als Beweis aus, weil ich sie in meinem ganz speziellen Ordner bis in alle Ewigkeit aufheben will. Jetzt kann mich niemand mehr stoppen.
    Trotzdem habe ich den ganzen Tag über dieses komische, nagende Gefühl. Mit Tabitha kann ich nicht sprechen, weil
Big C
krank ist, und Roseanne steckt mitten in einer Revision, was immer das bedeutet. Ich rufe Monica an, aber sie hat keinen Anrufbeantworter. Das nervt.
    Also versuche ich noch mal, meine Mom zu erreichen. Wieder geht mein Dad ran.
    „Dad? Du bist schon wieder zu Hause? Was ist da los? Wie geht es Mom?“
    „Eve.“ Ich höre, dass er schon wieder raucht. „Ich glaube du solltest dieses Wochenende besser nach Hause kommen.“

März
    M ein Vater hat mir nicht konkret gesagt, was los ist, er meinte nur, Mom sei okay und dass ich nicht vor Freitag nach Hause zu kommen brauche. Dann holte er meine Mom ans Telefon. Sie klang leicht fiebrig, tat aber ihr Bestes, um mich davon zu überzeugen, dass es ihr gut geht. Sie sagte, sie würde mir alles am Freitag erzählen. Meine Schwester konnte ich die ganze Woche über nicht erreichen, wahrscheinlich zeltete sie mit Chuck irgendwo weit entfernt von jeglicher Zivilisation.
    Als mich mein Dad von der Bushaltestelle abholt, versuche ich ihn auszuquetschen. Doch er sagt kein Wort, er kaut die ganze Zeit Kaugummi. Ich warte darauf, dass er sich eine Zigarette anzündet, aber das tut er nicht. Obwohl ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte,

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